Debatte um Herkunft der Täter LKA für erweiterte DNA-Analysen

Stuttgart/Freiburg · Eine DNA-Analyse hat zum Mörder der Freiburger Studentin geführt. Ermittler könnten deutlich mehr - wenn sie dürften, sagt das LKA. An dem Fall entzündet sich auch die Debatte, inwiefern die Medien die Herkunft der Täter nennen sollen.

Für die Ermittlung von Tätern bei schweren Verbrechen sollten aus Sicht des Landeskriminalamtes (LKA) die Möglichkeiten der DNA-Analyse stärker genutzt werden als bisher.

"Das würde uns einen großen Schritt nach vorne bringen", sagte LKA-Chef Ralf Michelfelder der Deutschen Presse-Agentur. Die Debatte war nach der Festnahme eines Verdächtigen im Fall der getöteten Studentin in Freiburg entbrannt. Zudem wird in Politik und Medien der Umgang mit Angaben zur Herkunft von mutmaßlichen Tätern kontrovers diskutiert. Beschwerden beim Presserat gibt es von verschiedenen Seiten.

Zur DNA-Analyse sagte LKA-Chef Michelfelder in Stuttgart, die Ermittler könnten aus Gründen des Datenschutzes heute bei Weitem nicht alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen. Dabei hätte dies durchaus Vorteile bei den Ermittlungen in Freiburg gebracht.

Bisher darf von DNA-Spuren nur das Geschlecht bestimmt werden, aber nicht äußere Merkmale wie Augen-, Haut- und Haarfarbe. "Die DNA ist ein stummer Zeuge - ein Zeuge wie jeder andere auch. Wir wollen nicht mehr sehen als das, was ein anderer Zeuge sehen und berichten kann", sagte Michelfelder. Für eine Ausweitung der Analysen müssten die Gesetze geändert werden. Dafür hatten sich zuletzt auch Justizminister Guido Wolf und Innenminister Thomas Strobl (beide CDU) ausgesprochen.

Mit Blick auf den Fall der vergewaltigten und getöteten Studentin in Freiburg sagte Michelfelder, dass dort viele Männer gar nicht erst dem Verfahren einer DNA-Analyse hätten unterzogen werden müssen. "Es können viele Unverdächtige geschont werden. Wir könnten Zeit sparen, wenn im Einzelfall beispielsweise kein Massen-Gentest mehr nötig wäre", meinte er. Demnach hätten die am Tatort gesicherten Spuren - bei einer tiefergehenden Analyse - den Kreis der Verdächtigen deutlich einschränken können. In Untersuchungshaft sitzt ein 17 Jahre alter Flüchtling.

Zudem sprach sich Michelfelder für einen offenen Umgang mit der Nennung von Nationalitäten bei Tätern aus, sofern dies für die Straftat von Belang ist. "Sonst könnte leicht der Eindruck entstehen, wir würden etwas unter den Tisch kehren", sagte er. Es bestehe die Gefahr, dass sich im Fall einer Nicht-Nennung Gerüchte bilden - zum Nachteil anderer Bevölkerungsgruppen. Die Polizei im Land nennt in Pressemitteilungen die Nationalitäten mutmaßlicher Täter. Der Kodex des Deutschen Presserats sieht allerdings vor, dass die Nationalität nur bei einem "begründbaren Sachbezug" genannt wird.

Beim Presserat sind bereits mehrere Beschwerden auch zur Berichterstattung über den Mord in Freiburg eingegangen. Die Kritik richtet sich einerseits dagegen, dass berichtet wurde, es handle sich um einen Flüchtling - andererseits aber dagegen, dass solche Informationen weggelassen werden. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer plädierte in der "Welt" für eine Änderung des Pressekodex: Die Herkunft der Täter solle bei Straftaten grundsätzlich genannt werden. Der Deutsche Journalisten-Verband lehnte das ab.

Der Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, Christian Streich, warnte indessen vor Fremdenfeindlichkeit und sprach sich für mehr Zivilcourage aus. Er reagierte damit auf fremdenfeindliche Kommentare nach dem Tod der Studentin. Am Donnerstagabend drückten rund 100 Afghanen in Freiburg ihr Mitgefühl für die getötete Studentin und ihre Angehörigen aus.

Die Polizei sucht indessen konkret nach zwei Zeuginnen: Eine Radfahrerin und eine Frau aus der Straßenbahn, in der auch der mutmaßliche Täter saß, könnten möglicherweise wichtige Hinweise zum Tatgeschehen geben.

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