Mord-Rate stark gestiegen "Kriminalitätskrebs": 8500 Soldaten sollen Rio sichern

Rio de Janeiro · Der brasilianische Präsident Michel Temer hat wegen einer starken Gewaltzunahme die Entsendung von 8500 Soldaten nach Rio de Janeiro angeordnet. Von Januar bis Juni wurden in Rio de Janeiro 2723 Menschen ermordet; 10,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitrum.

 Ein Soldat bewacht die Gegend in der Nähe des Santos Dumont Flughafen in Rio de Janeiro.

Ein Soldat bewacht die Gegend in der Nähe des Santos Dumont Flughafen in Rio de Janeiro.

Foto: Silvia Izquierdo

Die Verstärkung soll ab sofort bis Ende des Jahres eingesetzt werden. In Rio starben seit Januar auch bereits 91 Polizisten. Schießereien und Überfälle bestimmen den Alltag, genau ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Rio. Der Bundesstaat kämpft mit enormen Finanzproblemen, was zu Sparmaßnahmen auch bei der Polizei und zur Reduzierung von Unterstützungsmaßnahmen in den Armenvierteln (Favelas) führte.

Zu den 8500 Soldaten kommen noch 1500 Polizisten, Nationalgardisten und weitere Kräfte: Insgesamt sollen damit 10 000 Sicherheitskräfte zur Verfügung stehen. Die Tourismuszahlen sind zuletzt eingebrochen, die Auslastung der Hotels liegt bei unter 50 Prozent.

Brasiliens Verteidigungsminister Raul Jungmann sprach von einem "Kriminalitätskrebs", der sich immer weiter ausweite. "Wir haben hier 800 Favelas, die in einem Ausnahmezustand leben". Viele dieser Armenviertel sind rechtsfreie Räume - kriminelle Banden haben die Macht übernommen, der Drogenhandel blüht und es kommt oft zu Schießereien. Justizminister Torquato Jardim sagte, dass auch verstärkt Waffen der linken kolumbianischen Farc-Guerilla, die diese eigentlich im Zuge des Friedensprozesses komplett an UN-Vertreter übergeben sollten, in Rio aufgetaucht seien.

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