"House of Cards"-Schauspieler Kevin Spacey weist sexuelle Übergriffsvorwürfe zurück

NANTUCKET · Oscar-Gewinner Spacey war ein gefeierter Schauspieler und begeisterte Millionen. Doch vor Gericht scheint das alles sehr lange her.

 Kevin Spacey (M), Schauspieler aus den USA, betritt mit seinem Anwalt Alan Jackson (r) den Gerichtssaal.

Kevin Spacey (M), Schauspieler aus den USA, betritt mit seinem Anwalt Alan Jackson (r) den Gerichtssaal.

Foto: dpa

Der US-Schauspieler Kevin Spacey hat die Anklage im Prozess um sexuelle Übergriffe auf einen Teenager zurückgewiesen. Die Vorwürfe seien offenkundig falsch, erklärten die Anwälte des 59-Jährigen am Montag im Bezirksgericht Nantucket in Massachusetts. Zeugen gebe es nicht. Dagegen erklärte der Zivilanwalt des Klägers, sein Mandant handle beispielhaft und ermutige so andere Opfer, sich zu melden. Bezirksrichter Thomas Barrett vertagte den Fall bis Anfang März.

Der zweifache Oscar-Preisträger Spacey soll 2016 in einer Bar einen jungen Mann betrunken gemacht und begrapscht haben und muss sich deshalb wegen Sittlichkeitsvergehen und Körperverletzung verantworten. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Zur Anklageverlesung musste sich der 59-Jährige in grauem Anzug, blauer Weste und gepunkteter Krawatte den Weg zwischen Journalisten und Kameraleuten hindurch zum Gerichtsgebäude bahnen.

Der Kläger hatte bei der Polizei Gerichtsakten zufolge erklärt, er habe ein Foto mit dem gefeierten Schauspieler machen und nach Ende seiner Schicht mit ihm sprechen wollen. Spacey habe ihm einige Drinks spendiert, versucht, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen, sei ihm an die Hose gegangen und habe ihn etwa drei Minuten begrapscht. Er habe versucht, ihn zu stoppen und die Flucht ergriffen, als Spacey auf Toilette gegangen sei.

Richter Barrett ordnete an, Spacey müsse sich vom Kläger fernhalten. Außerdem gab er dem Antrag der Verteidigung statt, die Mobiltelefondaten des Klägers für die sechs Monate nach dem mutmaßlichen Übergriff sicherzustellen. Anschließend vertagte er das Gericht bis 4. März. Spacey müsse dann nicht selbst erscheinen, aber per Telefon erreichbar sein. Spacey und seine Anwälte äußerten sich nicht, als sie das Gericht schon nach wenigen Minuten wieder verließen.

Erst danach plädierten die Anwälte für Spacey auf unschuldig. Sie erklärten schriftlich, die Anklage habe keine Beweise für Spaceys angebliche Zudringlichkeiten. Der Teenager habe über sein Alter gelogen und sich von Spacey gern Drinks ausgeben lassen. Er habe mit ihm geraucht und dem Schauspieler seine Telefonnummer gegeben. Das Ganze lasse sich am besten als „gegenseitiger und einvernehmlicher Flirt“ beschreiben.

Der Prozess ist der erste gegen Spacey, seit 2017 erstmals Übergriffsvorwürfe gegen ihn laut wurden. Danach erklärte der Streamingdienst Netflix, er werde die Serie „House of Cards“ mit Spacey in der Hauptrolle einstellen. In den damals noch nicht abgedrehten Folgen trat er nicht mehr auf. In einem anderen Projekt, dem Film „Alles Geld der Welt“, schnitt Regisseur Ridley Scott Szenen mit Spacey nachträglich heraus und drehte sie mit Christopher Plummer nach.

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