Brauchtum Kölner Polizei zeigt an Karneval Härte

Köln/Riedlingen · Die Kölner Polizei hatte beim Karneval wieder reichlich zu tun - der neue Polizeipräsident wertet aber gerade das als Erfolg. Andernorts schlägt das Wetter den Narren schon wieder auf die Stimmung.

 Fröhlich tanzende Marktweiber am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt in München.

Fröhlich tanzende Marktweiber am Faschingsdienstag auf dem Viktualienmarkt in München.

Foto: Matthias Balk

Die gescholtene Kölner Polizei ist an den Karnevalstagen häufiger eingeschritten als im Vorjahr. Deutlich mehr Platzverweise und Festnahmen als 2015 habe es gegeben, bilanzierte Polizeidirektor Michael Temme am Dienstag.

Andernorts vermieste das Wetter den Karnevalisten auch am Fastnachtsdienstag die Feierlichkeiten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) wehrte sich gegen Kritik an den Warnungen vor dem Sturmtief "Ruzica", die zu Absagen großer Rosenmontagszüge etwa in Düsseldorf und Mainz geführt hatten. In Düsseldorf wird der Zug am 13. März nachgeholt, in Trier ebenfalls in der Fastenzeit an diesem Samstag.

In Köln zählte die Polizei von Weiberfastnacht bis einschließlich Rosenmontag über 800 Platzverweise mehr als 2015. Die Zahl der Ingewahrsamnahmen verdoppelte sich, bei den Festnahmen gab es sogar eine Verdreifachung. Insgesamt fuhr die Polizei 1100 Einsätze, 200 mehr als voriges Jahr.

Dennoch gab sich der neue Polizeipräsident Jürgen Mathies zufrieden: "Die Polizei hat schon ganz toll gearbeitet", sagte er im WDR. Die vielen Einsätze hätten damit zu tun, dass die Polizei sehr konsequent eingeschritten sei. "Dieses Konzept, das hat eindeutig gegriffen."

Unter dem Eindruck der sexuellen Übergriffe der Silvesternacht hatte die Kölner Polizei ihre Präsenz massiv verstärkt. So waren zeitweise doppelt so viele Beamte wie im vergangenen Jahr im Einsatz. Insgesamt wurden an den Karnevalstagen 45 Sexualdelikte angezeigt, von Beleidigung bis hin zu Vergewaltigung.

Die Karnevalssession ging am Fastnachtsdienstag in den Endspurt: Eine regionale Delikatesse stand etwa für Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) auf dem Speiseplan: Froschkutteln. In Riedlingen löffelte der Politiker traditionsgemäß einen Teller Rinderinnereien. "Der Hunger treibt's nei", sagte Kretschmann. Die Kutteln werden aus in Streifen geschnittenen Rinderpansen zubereitet, enthalten zudem andere Innereien wie Leber, Niere und Herz, ein besonderes Gewürz und etwas Rotwein. Das Mahl zum Fastnachtsdienstag gibt es in Riedlingen bereits seit 1829.

In München lockten die tanzenden Marktweiber Tausende Schaulustige auf den Viktualienmarkt. Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte das Treiben mit glitzernd-roter Paillettenweste eröffnet.

Nach der Bahnkatastrophe von Bad Aibling wurden allerdings mehrere andere Faschingsveranstaltungen in Bayern abgesagt. "Aus einem Tag der Unbeschwertheit ist ein Tag tiefer Trauer geworden", sagte die Oberbürgermeisterin von Rosenheim, Gabriele Bauer. Bei dem Zugunglück starben mindestens neun Menschen, Dutzende wurden verletzt.

Ins Wasser fielen wetterbedingt mehrere Umzüge in Hessen und Rheinland-Pfalz. Auch der Umzug "Klaa Paris" in Frankfurt, der gewöhnlich mehr als 100 000 Zuschauer anlockt, war gestrichen worden.

Viele der an Rosenmontag in Nordrhein-Westfalen ausgefallenen Züge sollen nicht nachgeholt werden. Während in Düsseldorf noch am Dienstag der Ersatztermin für den Zug bekanntgegeben werden sollte, verzichten die Festkomitees unter anderem in Duisburg und Münster darauf. In Mainz soll der Rosenmontagszug nachgeholt werden.

Kritik an den Sturmwarnungen des Deutschen Wetterdienstes, die zu der Absage der Rosenmontagszüge geführt hatten, wies der DWD am Dienstag zurück. "Die Warnungen waren völlig gerechtfertigt", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Die Kölner, die an ihrem "Zoch" festhielten, hätten schlicht Glück gehabt, sagte ein DWD-Meteorologe.

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