Quote reduzieren Junge Frauen rauchen zu viel

Heidelberg · Dem Krebs keine Chance geben - darauf setzt der neue Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums. Er sorgt sich unter anderem um die vielen jungen Raucherinnen in Deutschland.

 "Rauchen ist ein ganz starker Faktor für viele Erkrankungen", sagt Michael Baumann.

"Rauchen ist ein ganz starker Faktor für viele Erkrankungen", sagt Michael Baumann.

Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

Der neue Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Michael Baumann (53), setzt auf mehr Prävention, Früherkennung und eine personalisierte Therapie für Patienten.

Der künftige Leiter der mit 3000 Mitarbeitern größten biomedizinischen Forschungseinrichtung Deutschlands hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Raucherquote reduzieren. "Auch wenn erfreulicherweise die Zahl der jungen Raucher insgesamt abnimmt, müssen wir schauen, dass dieser Trend anhält", sagte Baumann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zu seinem Amtsantritt im November in Heidelberg. "Wenn nach wie vor ein Viertel aller jungen Frauen in Deutschland raucht, ist das eindeutig zu viel."

Der Mediziner und Strahlenexperte betonte, Rauchen verursache nicht nur Lungenkrebs. "Rauchen ist ein ganz starker Faktor für viele Erkrankungen." Als Beispiele nannte er Blasenkrebs, Rachenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Kampf gegen den blauen Dunst habe man viel erreicht. "Aber wir müssen da noch mehr schaffen."

Bei anderen Krebsarten wiederum fange Prävention mit dem Impfen an: So könne die Impfung gegen Humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs verhindern. Doch nicht einmal ein Drittel der Mädchen lasse sich impfen. "100 Prozent wären richtig." Auch für Jungen empfahl er die Impfung. Nicht nur, weil diese die Viren übertragen könnten. Die Viren würden auch als Auslöser für zunehmend häufiger auftretende Tumore im Hals- und Kopfbereich oder die eher seltenen Penis- oder Analkarzinome verantwortlich gemacht.

Insgesamt hätten sich die Heilungschancen für Krebspatienten kontinuierlich verbessert - und die Nebenwirkungen der Therapien verringert. "Die Hälfte aller Krebserkrankungen können wir heilen." Nicht immer sei bei einem bösartigen Tumor eine Operation oder Strahlentherapie nötig. Bei einem langsam wachsenden Prostatakrebs etwa könne "abwartendes Verhalten" sinnvoller sein, als mögliche Behandlungsrisiken einzugehen, sagte der bisherige Direktor der Strahlentherapie am Universitätsklinikum Dresden.

Baumann tritt zum 1. November die Nachfolge von Otmar Wiestler als DKFZ-Vorstandsvorsitzender an. Er will mit den Wissenschaftlern - darunter Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen - zunächst prüfen, wie sich die Forscher für die Zukunft positionieren müssen. "Krebsforschung ist Grundlagenforschung, die sehr weit in die Zukunft schauen muss." Aber auch klinische Erfahrungen und klinische Studien seien wichtig. "Ich habe geforscht und jeden Tag Krebspatienten behandelt." Der 53-Jährige will in Heidelberg für seine eigene Forschung eine Gruppe zur personalisierten Strahlentherapie aufbauen.

Baumann war am Massachusetts General Hospital an der Harvard Medical School in Boston und nach seiner Ausbildung zum Strahlenmediziner in Hamburg tätig. Seit 1995 arbeitete er in Dresden, zuletzt als Leiter der Radioonkologie in verschiedenen Institutionen.

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