Erfolgsserie bei Netflix "House of Cards" kehrt mit fünfter Staffel zurück

Washington · Die fünfte Staffel von "House of Cards" rund um Kevin Spacey als Frank Underwood setzt auf verlässliche Schauspielergrößen und ebenso verlässlich gesponnene Intrigen. Am Dienstag starten die neuen Folgen der Netflix-Serie, hier allerdings nur bei Sky.

Natürlich kann man sich den Machern von „House of Cards“ mit dem Fallbeil der Kritik nähern: Wie, bitte schön, will eine Fernsehserie über das Politikmonster Washington relevant und quotenökonomisch rentabel bleiben, wenn die Wirklichkeit grotesker ist als die erfundene Geschichte? Dann ist die von Dienstag an in Staffel fünf dargebotene Erzählung von den nimmermachtsatten Eheleuten Frank und Claire Underwood, den bestgekleideten Macbeths unserer Tage, schnell eingeschachtelt: als immer noch sauber inszeniertes Beziehungskammerspiel, dessen seltene Schockwirkung aus den Anfängen aber längst verflogen ist.

Und da ist ja was dran. Schließlich sind die Zeiten vorbei, als Underwood (wie immer diabolisch minimalistisch gut: Kevin Spacey) eigenhändig einem Hund das Genick brach, eine missliebige Reporterin vor den Zug schubste, einen Kongressabgeordneten an Autoabgasen ersticken ließ oder voller Verachtung auf den Grabstein seines Vaters urinierte.

Man könnte aber auch anders, nämlich mit einer gewissen Bewunderung, herangehen an das Werk, das absehbar wieder Millionen nicht zuletzt wegen seiner innerehelichen Dynamik in den Bann ziehen und schaudern lassen wird. Eben weil das schmierige Sittengemälde unweigerlich ständig den Vergleich mit der nicht minder grässlichen Wirklichkeit im Zeitalter Donald Trumps herausfordert – und nicht selten besteht.

Nahtloser Anschluss an Staffel Vier

Lange bevor der New Yorker Milliardär im echten Leben offiziell Kandidat der Republikaner und später Präsident der USA wurde, haben die Macher ein Szenario zusammengesponnen, das nahtlos an die Schlussworte der Underwoods in Staffel vier anschließt („Wir fügen uns dem Terror nicht. Wir machen selbst den Terror“) und trotzdem alles andere als weltfremd erscheint.

In Folge eins will Frank Underwood den Kongress in Washington formal zu einer Kriegserklärung gegen die „Islamische Kalifat-Organisation“ (Ico) zwingen. Nachdem ein in Pakistan radikalisierter junger Amerikaner einem Landsmann mitten in den Vereinigten Staaten den Kopf abgeschnitten hatte. Um ihren Widersacher Will Conway in Schach zu halten, versuchen die Underwoods, die Tragödie für ihre Ambitionen bezüglich ihrer Wiederwahl auszubeuten.

Verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk

Sie schüren Paranoia. Sie reden von Visa-Entzug, geschlossenen Grenzen, Einreiseverboten und davon, dass sich die Amerikaner doch gefälligst gegenseitig beobachten und notfalls anschwärzen sollen. Sicher ist sicher. Am Ende dient sich Frank Underwood, der wie gehabt lügt, denunziert, erpresst, demütigt und quält (nur alles noch eine Umdrehung finsterer und kaltblütiger), der Nation als alles beschützender Landesvater an. „Es gibt nichts, wovor ihr euch fürchten müsst.“ Und jetzt trete bitte jemand auf und sage aus voller Überzeugung: So etwas wird und kann unter „The Donald“ nie passieren? Ist es das nicht schon?

Schauspielerisch arbeitet der fünfte Streich verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk. Weil mit Robin Wright (Gattin Claire Underwood), Michael Kelly (Stabschef Doug Stamper), Paul Sparks (Claires Loverboy Tom Yates), Jayne Atkinson (Außenminister Catherin Durant) oder Boris McGiver (Journalist Tom Hammerschmidt) herausragend bewährte Kräfte verlängert wurde, fühlt man sich sofort heimisch. Neue Akzente kommen von Patricia Clarkson, die als Jane Davis eine undurchschaubare Insiderin spielt. Allein ihretwegen hätte „House of Cards“, bisher sechs Emmys und zwei Golden Globes, weitere Preise verdient.

Netflix-Serie erst bei Sky

An diesem Dienstag startet die fünfte Staffel der Netflix-Serie. Netflix-Nutzer in Deutschland gucken trotzdem in die Röhre. Die Serie wird zunächst nur bei Sky Atlantic HD und über Sky Go zu sehen sein. Grund ist die Rechtvergabe der Serie.

Bevor Netflix in Deutschland verfügbar war, hatte Sky die Rechte an der Ausstrahlung erworben. Da der Pay-TV-Sender die Exklusivrechte erworben hatte, werden alle Staffeln zunächst bei Sky gezeigt, auch wenn es Netflix mittlerweile auch in Deutschland gibt. Im Herbst dann - sechs Monate nach der Ausstrahlung - sollen die neuen Folgen auch über das Streamingangebot zu sehen sein.

Von der Annahme, dass @RealDonaldTrump mit seinen Schuftigkeiten den TV-Präsidenten Underwood längst übertroffen hat, muss man sich übrigens vorläufig verabschieden. Dem gewieften Strippenzieher im Film wären Anfängerfehler wie eine verkorkste Gesundheitsreform oder ein juristisch gestoppter Muslim-Bann nie unterlaufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort