Kommentar zum Loveparade-Prozess Gedämpfte Erwartung

Meinung | DUISBURG · Mehr als sieben Jahre nach der Katastrophe in Duisburg beginnt der Loveparade-Prozess. GA-Redakteur Kai Pfundt meint: Alleine diese lange Frist ist eine Zumutung, vor allem für die unmittelbar Beteiligten, aber auch für die breite Öffentlichkeit.

Über sieben Jahre mussten Opfer und Angehörige auf diesen Tag warten: den Beginn des Prozesses, mit dem auch strafrechtlich geklärt werden soll, wer die Verantwortung trägt für die Katastrophe am 24. Juli 2010, für 21 Todesopfer und mehr als 650 Verletzte. Viele von ihnen leiden bis heute unter dem Erlebten. Alleine diese lange Frist ist eine Zumutung, vor allem für die unmittelbar Beteiligten, aber auch für die breite Öffentlichkeit.

Denn wer wollte bestreiten, dass die Suche nach den für die Tragödie Schuldigen im Allgemeininteresse liegt? Die Entscheidung des Duisburger Landgerichts, das im April 2016 die Eröffnung eines Hauptverfahrens verweigerte, und die fahrlässige Handhabung des Falles durch die Duisburger Staatsanwaltschaft, die ein untaugliches Gutachten zur Grundlage des Prozesses machen wollte, haben das Vertrauen in die Justiz jedenfalls nachhaltig erschüttert.

Die Erwartungen an den Wahrheitsfindungsprozess, der nun in Düsseldorf startet, sollten allerdings nicht zu hoch angesetzt werden. Die Personen, die am Kopf der jeweiligen Entscheidungsketten standen, befinden sich gar nicht unter den Angeklagten: der damalige Duisburger OB Adolf Sauerland und Rainer Schaller, Chef des Veranstalters Lopavent. Verantworten müssen sich Behördenangehörige und damals leitende Schaller-Mitarbeiter. Den Angeklagten jeweils nachzuweisen, ob und wie weit sie sich individuell schuldig gemacht haben, wird angesichts der komplexen Materie und des gigantischen Beweismittelkonvoluts ein schwieriges, zähes und oft frustrierendes Unterfangen, dessen Ausgang ungewiss ist.

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