Versteckte Kamera im ZDF Ganz kleines Fernsehen

Duisburg · Ganz großes Kino wollte sie sein, die „Versteckte Kamera 2016“ im ZDF. Mit diesem Anspruch ist dieser Möchtegernshow die goldene Himbeere sicher. Aufmerksamkeit bekommt sie indes genug – durch Häme in den sozialen Netzwerken, vor allem bei Twitter (#VersteckteKamera).

Die neue Samstagsabendhoffnung Steven Gätjen flehte förmlich nach Spott, als sich Matthias Schweighöfer von Florian David Fitz eine reinhauen ließ. Natürlich nur zum Spaß und für einen coolen Shot mit dem Tablet. Doof nur, dass die Kamera bei solch blitzschnellen Stunts nicht mithält und deshalb erst beim dritten Versuch ein Standbild ins Netz gestellt wird. ZDF ganz hip. Der arme Matthias musste dann auch noch minutenlang ausgeknockt bewegungslos auf dem Boden liegenbleiben.

Zum Glück ist ihm dabei der Film mit explodierenden Containern auf einer Kiesgrube erspart geblieben, wo das Opfer, ein junger Aufpasser-Azubi, natürlich vergeblich versuchte, randalierende Lockvögel vom Gelände zu verscheuchen. Quälend lang dauerte jedes der meist öden Filmchen, so dass man sich fragte, ob die bei einem Schwenk gezeigte leeren Publikumsplätze im Oberrang daher rühren, dass die Zuschauer es einfach nicht mehr ausgehalten haben.

Das übersteigerte Ego von Ralf Moeller wurde auch nicht dadurch gezähmt, in dem man von ihm angeblich eine Wachsfigur für Madame Tussauds anfertigen wollte und ihn mit Glibber übergoss. Wohl nur gegen Geld hat er sich danach noch fröhlich grinsend, weiße Zähne zeigend, auf die Bühne gestellt.

Eine schwachsinnige Aufgabe hatte auch die Jury mit Til Schweiger, Heiner Lauterbach und Carolin Kebekus, in dem sie die lahmen Spots noch wie Hollywood-Blockbuster bewerten sollten. Da kamen dann so tolle Sprüche wie „Coole Action“ und „das Acting hat mir gut gefallen“. Ihren versteinerten Mienen war es anzusehen, wie dusselig die drei in ihrer Rolle vorgekommen sein müssen. Mal sehen, wann sich Kebekus damit demnächst mal selbst persifliert.

Mehrfach war die Rede davon, dass sich die Promis bei ihren Verlade-Clips haben inspirieren lassen. „Alles nur geklaut“ passt da besser, was vor allem die Youtube-Gemeinde schnell geschnallt hat. Ein Dino oder ein Spinnenhund (noch der lustigste Film) auf Erschreckungstour im Parkhaus gibt es schon, auch den Typen, der in der Kneipe die Wand hochfährt.

Selbst der kopierte Gesangsauftritt von Thomas Anders hat „Verstehen Sie Spaß“ 1990 mit Ireen Sheer schon besser hingekriegt. Da wünscht man sich wirklich Paola und Kurt Felix zurück.

Keine Ahnung, wen das Publikum am Ende der unverschämt dämlichen Sendung als besten Film gewertet hat. Die Zeit bis zum überflüssigen Voting war schon mehr als genug vertan.

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