Hoher finanzieller Druck Fall Peggy: Sparmaßnahmen erhöhen Fehlergefahr

Bayreuth · Panne oder nicht im Fall Peggy/NSU - das ist noch nicht klar. Der Kriminalbiologe Mark Benecke aber sieht ein generelles Problem in Landeskriminalämtern. Und das lässt das Fehlerrisiko steigen.

 Ein Gedenkstein mit dem Porträt von Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben.

Ein Gedenkstein mit dem Porträt von Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben.

Foto: David Ebener/Archiv

Ein möglicher Ermittlungsfehler im Fall der getöteten Peggy mit der DNA des Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt könnte nach Ansicht des Kriminalbiologen Mark Benecke an Geldmangel liegen.

"Viele Landeskriminalämter haben eben nicht viel Geld, weil die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen eben nicht so hohe Steuern zahlen wollen", sagte der Spurenexperte. Unter hohem finanziellen Druck könne es Sparmaßnahmen oder Personalmangel geben. Dann steige die Fehleranfälligkeit.

Nach dem Entdeckung einer DNA-Spur von Böhnhardt am Fundort der neunjährigen Peggy hatten die Behörden am Donnerstag mögliche Hinweise auf eine Verunreinigung bekanntgegeben. Es gebe "mögliche Anhaltspunkte" dafür, dass durch die mit der Spurensicherung in beiden Fällen befasste Tatortgruppe der Polizei in Thüringen teilweise identisches Spurensicherungsgerät verwendet worden sei. "Da man normalerweise alle Geräte sehr, sehr gründlich säubert, ist es wirklich ein Freak-Unfall, wenn dann wirklich einzelne Hautzellen oder andere Körpergewebebestandteile, die sehr, sehr klein gewesen sein müssen, sich jetzt da übertragen haben", sagte Benecke.

Im NSU-Komplex gab es schon einmal einen Fehler in den Ermittlungen zu DNA-Spuren. Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn wird inzwischen der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zugeschrieben. Davor aber hatten die Ermittler fast zwei Jahre lang eine "Frau ohne Gesicht" gejagt - auf Basis der DNA-Spur einer Unbekannten, die sie bei mehr als 35 Straftaten fanden. 2009 räumte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ein: Die Spuren waren durch die Mitarbeiterin einer Verpackungsfirma auf die Wattestäbchen gelangt, die die Polizei bei ihrer Arbeit benutzte.

Sollte die DNA-Spur Böhnhardts am Fundort von Peggy sich als Verunreinigung erweisen, rechnet Kriminalbiologe Benecke aber nicht mit einem ähnlichen Ausmaß: "Ich glaube, man muss jetzt nicht von so einer Massenverunreinigung wie beim DNA-Phantom ausgehen."

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