Kosmische Strahlen und deren Folgen Nach Sonnensturm sollen Polarlichter auch in Deutschland zu sehen sein

Berlin · Heftige Eruptionen auf der Sonnenoberfläche haben am vergangenen Mittwoch zu starken Sonnenstürmen geführt. Die kosmische Röntgenstrahlung beeinflusst den Handy- und GPS-Empfang. Polarlichter können sogar in Deutschland gesehen werden.

Die heftigsten Sonnenstürme seit zwölf Jahren wüteten am vergangenen Mittwoch auf der Sonnenoberfläche. Die Energie der Eruptionen wird auf mehrere Millionen Atombombenexplosionen geschätzt. In den kommenden Tagen sollen sogar Polarlichter in Deutschland zu sehen sein können. Das berichtet die Tageszeitung "Hamburger Abendblatt" und beruft sich dabei auf Experten der amerikanischen Weltraumbehörde "Nasa".

Nach einer Eruption auf der Sonne sind die ersten Folgen bereits nach acht Minuten möglich. Denn die dadurch mit Lichtgeschwindigkeit auf die Erde zurasende Röntgenstrahlung dringt in die Atmosphäre der Erde ein und kann damit die Ausbreitung von Kurz- und Ultrakurzfunkwellen stören. In diesen Wellenbereichen arbeiten unter anderem auch Mobilfunk-Geräte. Laut den Angaben des Abendblatts waren am Mittwoch auch GPS-Geräte betroffen.

Das Solar Dynamics Observatory der Nasa hat zwei starke Eruptionen vom Mittwoch filmisch festgehalten. Zu erkennen ist darin ein greller UV-Blitz auf der Sonnenoberfläche.

Gas-Massen lösen spektakuläre Polarlichter aus

So genannte koronale Masseauswürfe folgen den Eruptionen auf der Sonnenoberfläche. Sprich, gigantische Mengen von Gas werden in den Weltraum geschossen. Diese sind sehr viel länger unterwegs als die vorhergehende Strahlung und sind verantwortlich für die spektakulären Polarlichter in der Erdatmosphäre. Die Experten erwarten daher erst in den kommenden Tagen dieses Naturschauspiel. Wegen der Heftigkeit des Sonnensturms soll das Phänomen, das sonst nur in der Nähe der Pole zu sehen ist, auch in Deutschland bewundert werden können. Mit viel Glück könnten in den Nächten zu Freitag und zu Samstag in Deutschland die beeindruckenden Lichter am Himmel zu sehen sein.

Weltraummeteorologin Tamitha Skov erläuterte in einem Livestream, dass der Sturm auch Auswirkungen auf den Flugverkehr haben könnte. Wegen der erhöhten kosmischen Strahlung seien insbesondere die Polarregionen zu meiden, da diese vom Erdmagnetfeld weniger geschützt sind. Man solle sich daher von diesem Risikobereich weiter entfernen oder in niedrigerer Höhe fliegen, so Expertin. Auch Weltraumspaziergänge auf der internationalen Raumstation ISS seien in den kommenden Tagen ausgeschlossen.

Weitere mögliche Folgen für Mensch, Tier und Technik

Betroffen sein könnten, laut der Expertin, auch Überlandsleitungen, was zu Stromausfällen wie 1989 in Kanada führen könne. Damals waren sechs Millionen Kanadier nach einem Sonnesturm für Stunden ohne Strom. Keine Auswirkungen jedoch werden die Explosionen auf der Sonne auf elektrische Geräte wie Herzschrittmacher oder Kraftfahrzeuge haben. Das Magnetfeld der Erde habe die Stärke eines Kühlschrankmagneten und ist daher nur bei großflächigen Anlagen relevant, gibt die Weltraummeteorologin in ihrem Livestream weitestgehend Entwarnung.

Jedoch kann die kurzfristige Störung des Erdmagnetfeldes indirekt zum Tod von Walen führen. Das vermuten zumindest Physiker der Universität Kiel in einem Beitrag im "International Journal of Astrobiology". Dort geben sie einen Sonnensturm von Anfang 2016 als mögliche Erklärung aus für das rätselhafte Sterben von 29 gesunden Pottwalen an der deutschen (17), niederländischen (6), britischen (6) und französischen Nordseeküste (1).

Die Tiere könnten sich durch die Störungen im Erdmagnetfeld verirrt haben, äußerte sich damals der Kieler Wissenschaftler Klaus Vanselow in der BBC. Auslöser könnten die aufgrund des Sonnensturms verformten Magnetfeldlinien über der Nordsee gewesen sein, die die Wale so auf eine falsche Route geleitet hätten. So seien sie vermutlich in die verhängnisvollen flachen Küstengewässer geraten und gestrandet, so die Wissenschaftler. Bereits nachgewiesen ist, dass sich manche Zugvögel nach dem Erdmagnetfeld orientieren.

Der rote Bereich der Karte zeigt an, welche Gegenden der Erde von kurzzeitigen Radio-Kurzwellen-Störungen betroffen waren.

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