Ärger über Termin Englische Abgeordnete müssen während WM-Spiel abstimmen

London · Erst weit nach Anpfiff konnten englische Abgeordnete am Dienstag das Spiel ihrer Mannschaft gegen Kolumbien verfolgen. Schuld daran waren ihre schottischen Kollegen – und die Regeln des britischen Parlaments.

Für reichlich Ärger unter ihren englischen Parlamentskollegen hat die schottische Regionalpartei „Scottish National Party“ (SNP) am Dienstagabend gesorgt. Pünktlich zum Anpfiff des Weltmeisterschaftsspiels zwischen Kolumbien und England begann eine Reihe von fünf Abstimmungen im britischen Unterhaus, initiiert von der SNP. Die SNP ist eine linksliberale Partei, die für ein unabhängiges Schottland eintritt.

Die sogenannten Divisions funktionieren so, dass die Abgeordneten ihre Stimme dafür oder dagegen so ausdrücken, indem sie in einen von zwei verschiedenen Bereichen im Raum gehen. Dies wird als "Teilung des Hauses" bezeichnet, daher der Begriff „Division“ (zu Deutsch: Teilung). Solche Divisions finden den Parlamentsregeln gemäß zu festen Zeiten statt.

Wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet, können Abstimmungen über Anträge im Zusammenhang mit öffentlichen Ausgaben erst ab 19 Uhr stattfinden. Genau um 19 Uhr britischer Ortszeit wurde das Spiel in Moskau angepfiffen. Weiter berichtet der "Guardian" von deutlichen Protesten gegen das Vorgehen der Schotten. So zitiert die Zeitung den konservativen Abgeordneten Bernard Jenkin mit der Frage, ob denn solche Abstimmungen auch stattfänden, wenn die schottische Mannschaft spielen würde.

Abgeordnete spricht von „Sabotage“

Der Boulevardzeitung „The Sun“ zufolge soll Elizabeth Truss, ebenfalls Abgeordnete der Konservativen, gar von „Sabotage“ gesprochen haben. Der „Guardian“ erwähnt wiederum Douglas Ross, der von einem „pathetischen Theater“ der SNP gesprochen habe. Ross ist ebenfalls Mitglied der konservativen Partei, pikanterweise aber aus Schottland. Ian Blackford, Vorsitzender der SNP im britischen Parlament, habe dann erklärt, dass die Abstimmungen der einzige Weg seiner Partei seien, den Widerstand gegen die anhaltenden Sparmaßnahmen der Regierung auszudrücken. Überdies habe nicht die SNP die zeitlichen Regeln eingeführt, so Blackford weiter.

Laut „Guardian“ endeten die Abstimmungen kurz bevor Stürmer Harry Kane in der 57. Minute per Elfmeter zum 1:0 für England traf. Den historischen Sieg der Engländer im späteren Elfmeterschießen konnten die Abgeordneten somit am Fernsehen verfolgen. Die schottische Partei hat übrigens alle Abstimmungen verloren.

Mehr Pech hatten kürzlich fußballbegeisterte Kommunalpolitiker aus Swisttal. Während die Mitglieder des Bau-, Vergabe- und Denkmalschutzausschusses des Gemeinderates Ortstermine auf dem Friedhof in Morenhoven und auf dem früheren Mieler Sportplatz absolvierten, spielte die deutsche Mannschaft gegen Südkorea. Wobei: Wirklich etwas verpasst haben die Swisttaler Politiker ja nicht.

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