Steigende Todeszahlen Drogentote – Zahlen aus Bonn und der Region

Berlin/Köln/Bonn · Die Zahl der Menschen, die am Konsum illegaler Drogen sterben, ist im Vergleich zum vergangenen Jahr um fast ein Zehntel gestiegen. Wie sieht es in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis aus?

Der Konsum illegaler Drogen endet für immer mehr Menschen in Deutschland tödlich. Im vergangenen Jahr starben bundesweit 1333 Menschen, weil sie illegale Substanzen wie Heroin, Kokain oder Crack konsumierten. Das waren neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Zahl der registrierten Drogendelikte wie etwa Handel und Beschaffungskriminalität stieg um sieben Prozent auf 302.592 Fälle. Das geht aus dem Jahresbericht 2016 zur Rauschgiftkriminalität hervor, den die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, am Montag in Berlin vorstellten.

2015 war die Zahl der Drogentoten um 18,8 Prozent auf 1226 gestiegen. Ein Jahr zuvor waren es 1032 Drogentote gewesen, davor noch 1002. Bis 2012 war die Opferzahl sogar zurückgegangen.

Mehr Drogentote in NRW

Im Bundestrend befindet sich auch Nordrhein-Westfalen: Dort starben 2016 204 Menschen an Drogenkonsum – im Vergleich zum Vorjahr 22 Menschen mehr.

In Köln wurden im vergangenen Jahr 41 Drogentote verzeichnet, in Bonn waren es 25. Im Rhein-Sieg-Kreis starb 2016 nach offizieller Statistik niemand an Drogenkonsum – 2015 wurden dort zwei Drogentote gezählt.

"Eine einfache Erklärung für den bundesweiten Anstieg der Todeszahlen gibt es nicht", sagt die Drogenbeauftragte Mortler. Problematisch sei unter anderem die immer größere Bandbreite verfügbarer Substanzen. Bei der Hälfte der Fälle war die gleichzeitige Einnahme verschiedener Stoffe tödlich: "Eine Tendenz, die wir seit längerem kennen."

Gründe für steigende Totenzahlen

Die Gründe für den Anstieg der Totenzahlen sehen Experten aber auch in einer steigenden Stoffqualität und zugleich sinkenden Preisen. So sei der Reinheitsgehalt von Kokain in den vergangenen sieben Jahren von 40 auf 70 Prozent gestiegen, sagte Mortler. Die Potenz des weißen Pulvers werde von vielen Konsumenten unterschätzt. Ähnlich wie im Vorjahr waren 84 Prozent der Drogentoten männlich. Der Altersschnitt lag bei knapp über 38 Jahren.

Die Behörden registrierten im vergangenen Jahr auch 98 Todesfälle durch sogenannte Legal Highs - fast dreimal so viele wie im Jahr davor. "Diese Zahl zeigt, wie tückisch solche Substanzen sind, die harmlos als Badesalze oder Kräutermischungen daherkommen", sagte Mortler.

Informationen über neuartige Stoffe gibt es nicht nur in den lokalen Drogenhilfe-Einrichtungen, sondern auch auf deren Seiten im Internet – zum Beispiel auf partypack.de, einer Initiative der Kölner Drogenhilfe. Mitarbeiter Ralf Wischnewski kann die Aussage von BKA-Chef Münch - "Der Internethandel macht Drogen leichter verfügbar" - nur bestätigen: "Im Netz gibt es eine Fülle von Verkaufsshops, in denen Kräutersubstanzen angeboten werden. Wenn ich mit Schülern in der Beratung über diese ,Legal Highs' spreche, dann vergleiche ich das schon mal mit den Werbemethoden für Kaffeekapseln: Da wird eine schicke Verpackung gewählt, ein Slogan, der die Zielgruppe perfekt anspricht - und der so verkaufte Lebensstil hat einen entsprechend höheren Preis."

Ziel der Drogenhilfe laut Wischnewski: "Informieren und verdeutlichen, dass scheinbar unproblematisch daherkommende und schick verpackte Substanzen hochgefährlich und alles andere als harmlos sind."

Zunehmender Drogenverkauf im Internet

Nicht nur für Partydrogen, auch für Heroin gibt es laut BKA-Chef Münch Verkaufsplattformen im Netz. 2016 stellte das BKA bei Ermittlungen gegen Netz-Verkäufer 330 Kilogramm Heroin sicher, 57 Prozent mehr als 2015. Dagegen ging die sichergestellte Menge von Kokain um 40 Prozent auf 1,9 Tonnen zurück. Nach Angaben des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) sind die Anbauflächen für Heroin in Afghanistan, für Kokain in Kolumbien und für Marihuana in Albanien gewachsen.

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