Mutter tödlich verunglückt Dreijähriger rettet kleinen Bruder nach Autounfall

WASHINGTON · Nach einem Autounfall, bei dem seine Mutter tödlich verletzt wurde, hat sich ein dreijähriger Junge aus dem Wagen befreit und letztlich dafür gesorgt, dass auch sein einjähriger Bruder gerettet werden konnte.

Kylen Holliman ist noch zu klein, um zu verstehen, dass er ein Held ist. Der Dreijährige aus Camden im US-Bundesstaat Arkansas hat seinem einjährigen Bruder und sich das Leben gerettet, nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Die Umstände der Tragödie mit Hoffnungsschimmer sorgen in Amerika für Schlagzeilen und Anteilnahme.

Nach Angaben des Sheriffs von Ouachita County, 120 Kilometer südlich der Hauptstadt Little Rock gelegen, fiel Autofahrern am Highway 24 am Montagmorgen in der Nähe eines Supermarktes ein von Schnittwunden und blauen Flecken übersätes Kleinkind auf, das allein am Straßenrand lief.

Die per 911-Anruf alarmierte Polizei nahm sich des Kleinen an, der schwer traumatisiert war. Mit Hilfe eines Fotos, das via Internet und Medien verbreitet wurde, konnte der Junge schnell identifiziert werden. Verwandte, so Sheriff Nathan Greeley, meldeten sich umgehend. Sie berichteten, dass sie die Mutter des Jungen, Lisa Nicole Holliman, seit Ende vergangener Woche nicht mehr gesehen hatten. „Sie wollte zum Einkaufen fahren“, zitiert der Lokalsender KATV einen Familienangehörigen.

Die Beamten reagierten sofort. Sie fuhren an die Stelle, wo Kylen entdeckt wurde, suchten die bewaldete Gegend ab und fanden schließlich in einer von der Straße aus nicht einsehbaren Schlucht das zerstörte Auto von Lisa Holliman. Der Pkw hatte sich überschlagen und war auf der Seite liegen geblieben.

Auf der Rückbank im vorgeschriebenen Kindersitz saß der ein Jahre alte Bruder von Kylen. Ordnungsgemäß angeschnallt, weitgehend unverletzt, verstört, bei Bewusstsein, aber durch tagelangen Flüssigkeitsentzug stark geschwächt. Ihm geht es laut Polizei, die ihn sofort ins örtliche Kinderkrankenhaus bringen ließ, „den Umständen entsprechend gut“.

Bei der Sicherung des Unfallortes fanden die Beamten die Leiche der 25 Jahre alten Mutter. Sie muss, so ergab die vorläufige Rekonstruktion der Ereignisse, von der Fahrbahn abgekommen und in die Schlucht gestürzt sein. Beim Aufprall wurde sie aus dem Wagen geschleudert.

Kylen, der Dreijährige, schaffte den Ausstieg durch das Schiebedach. Wäre er nicht „instinktiv Richtung Straße gelaufen“, so Sheriff Greeley, hätte der Einjährige vermutlich nicht überlebt. „Die Kinder sind bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit, die hier zurzeit herrscht, durch die Hölle gegangen“, so Greeley.

Er spricht von einem „Wunder“, dass es so „in meiner elfjährigen Tätigkeit hier noch nie gegeben hat“. Als Greeley den kleinen Kylen zum ersten Mal sah, umarmte der Junge ihn wie verzweifelt. „Er wollte mich gar nicht mehr loslassen“, sagte der Sheriff.

Offen blieb die Frage, warum die Familie von Lisa Holliman nicht eher Alarm schlug. Ob es einen Vater gibt, der hätte aufmerksam werden müssen, ist bisher nicht bekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen war die junge Frau bereits am vergangenen Donnerstag zu ihrer Shoppingtour aufgebrochen. Die Kinder wurden erst vier Tage später gefunden. „Warum ist da niemand früher hellhörig geworden?“, sagte ein Anwohner einem lokalen Rundfunksender.

Auf der Internet-Plattform GoFundMe wurde unterdessen ein Spendenaufruf für die Kinder von Lisa Holliman gestartet. In den ersten zwei Tagen kamen allerdings nur 1850 Dollar zusammen.

Kylens Großvater James Holliman zeigte sich im Gespräch mit Reportern zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Im Krankenhaus erfuhr er, dass Lisa Holliman in der vierten Woche schwanger war. „Wir wussten es nicht, wir haben zwei Menschen verloren.“

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