"Unterdrückend" und "entmenschlichend" Diskussion um Völkerball im Schulsport entfacht

Vancouver · Um den Schulsport-Klassiker Völkerball ist nach einer Studie kanadischer Wissenschaftler eine emotionale Debatte entbrannt, die Rede ist sogar von "legalisiertem Mobbing". Schüler hätten von negativen Erfahrungen berichtet.

 Symbolfoto.

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Foto: Pixabay

Egal, wie lange die Schulzeit zurückliegt, an Erfahrungen mit Völkerball in der Schule wird sich noch jeder erinnern können. Entweder man war einer der Mutigen und Wendigen, die in der ersten Reihe versuchten, den Ball ins eigene Feld zu provozieren. Oder man stand eher etwas weiter hinten und war ein leichtes Ziel für treffsichere Schützen des Gegnerteams.

Laut einer Studie kanadischer Forscher um Joy Butler, Professorin an der University of British Columbia, hätten vor allem schwächere Schüler von Demütigungen stärkerer Klassenkameraden berichtet, heißt es in einem Artikel der "Washington Post". Befragt wurden Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren zu ihrem Sportunterricht. Völkerball, im Amerikanischen "Dodgeball", sei besonders häufig negativ erwähnt worden. Die Studie wurde auf dem Vancouver "Congress of the Humanities and Social Sciences" im Juni vorgestellt und soll bald in der "European Physical Education Review" erscheinen.

Vorbereitung auf die "echte Welt"?

Schüler beschrieben ihre Erfahrungen als "unterdrückend" und "entmenschlichend", während Lehrer davon ausgingen, ihre Schützlinge mit dem Spiel auf die "echte Welt" vorzubereiten. Butler fügt die Puzzleteile so zusammen: "Die Botschaft des Spiels lautet: Es ist okay, andere zu verletzen", übersetzt "Spiegel Online" ihre Aussagen im Gespräch mit der "Washington Post". Im Unterricht sollten Schüler lernen, mit Aggressionen umzugehen - und nicht sie auszuleben.

Und was ist der Vorschlag der Wissenschaft? Die Forscher fordern Sportlehrer dazu auf, mehr über die gespielten Spiele im Unterricht nachzudenken und schwächere Schüler zu schützen. Auch sollten die Schüler eigene Spiele entwickeln, um sich gemeinsam auf Regeln einigen zu müssen. Co-Autor der Studie Stephen Berg macht die besondere Stellung des Sportunterrichts nochmal deutlich: "In der Schule reden wir viel über Freundlichkeit, Empathie und Mitgefühl. Im Sportunterricht verschwinden alle diese Begriffe."

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