Ein Engel für Folge 1500 "Die Reaktionen waren heftig"

Da ist er wieder: Mit Nadelstreifenfrack, akkurat gescheiteltem Haar und HD-Schminke im Gesicht erscheint Schauspieler Martin Armknecht zum Interview. Er ist "drehfertig".

 Nach 22 Jahren Pause ist Fiesling "Robert Engel" (Martin Armknecht) am Sonntag zurück in der Lindenstraße .

Nach 22 Jahren Pause ist Fiesling "Robert Engel" (Martin Armknecht) am Sonntag zurück in der Lindenstraße .

Foto: WDR/Steven Mahner

Heißt: Wenn die Kulisse fertig eingerichtet ist, muss der Mann, der "Robert Engel" spielt, zum Drehen. Wenn am Sonntag, 28. September, 18.50 Uhr, die 1500. Folge "Lindenstraße" über den Bildschirm flimmert, ist der charmante Wahlkölner und gebürtige Düsseldorfer wieder mit von der Partie. Ab der Jubiläumsfolge erfahren die Fernsehzuschauer, wie viel vom einstigen TV-Bösewicht bis heute in seiner Figur "Robert Engel" steckt. Knapp 29 Jahre und 45 000 Sendeminuten ist die erste deutsche Dauerserie auf Sendung. Vor einem seiner ersten Drehtage nach 22 Jahren dramaturgischer Drehpause in der "Lindenstraße" sprach Mario Quadt mit dem 52-Jährigen.

22 Jahre waren sie nicht hier in Köln-Bocklemünd, wo die kultige Kulisse der "Lindenstraße" steht. Warum mussten die Zuschauer so lange warten?
Martin Armknecht: Ich bin schon öfter mal gefragt worden, ob ich nicht Lust habe, noch mal den Robert Engel zu spielen. Ich denke, ich habe jetzt ein gutes Alter erreicht. Wenn Harrison Ford mit seinen 72 Jahren als Indiana Jones auf die große Leinwand zurückgehen kann, dann kann ich mit meinen 52 Jahren auch als Robert Engel zurückkehren. Und dies noch als erfahrener Kollege. Ich komme mit einem ganzen Sack voll Erfahrung zurück, die ich hier einbringen kann. Wie ich an Rückmeldungen von den Kollegen hier höre, hat das ganz gut funktioniert.

Spielen Sie denn lieber den Fiesling wie in der "Lindenstraße" oder lustige Typen wie in "Manta, Manta" oder "Der bewegte Mann"?
Armknecht: Ich finde es schön, so wie es ist: Als Schauspieler bin ich in der glücklichen Lage, unter verschiedene Hüte zu schlüpfen. Ich spiele beides gerne. Man kann mich nicht in eine Kategorie stecken. Es ist gut, dass es ganz viele Martin Armknechts gibt, die im Fernsehen, im Theater oder im Kino auftreten können. Das verschafft Drehtagesicherheit. Mir gefällt das gut und den Zuschauern offenbar ebenso.

Ihr schwuler Filmkuss mit Schauspielkollege Georg Uecker hat in den noch prüden 80er Jahren irrsinnig Schlagzeilen gemacht.
Armknecht: Ja, die Reaktionen waren heftig. Ich habe Chefautor Hans W. Geißendörfer schließlich gebeten, von der Rolle entbunden zu werden und mir einen "Heteroausgleich" zusichern lassen - also, dass ich nicht nur einen Homosexuellen spiele. Mit den Anfeindungen bin ich überhaupt nicht klar gekommen. Aus mir ist dann in der Rolle ein bisexueller Drogendealer geworden.

Und wie fällt jetzt die Rückkehr des Robert Engel aus?
Armknecht: Nun, soviel darf ich verraten. Er ist nach wie vor ein böser Mensch und hat Züge, die die Figur faszinierend macht.

Wie war es denn nach unfassbaren 22 Jahren Pause in die Lindenstraße zurückzukehren? Eine ganze Reihe von Schauspielern von damals sind ja heute noch mit von der Partie.
Armknecht: Oh, es ist so warm und familiär. Marie-Luise Marjan ("Helga Beimer") und ich haben nie aufgehört, uns zu lieben (lacht). Und Kollege Ludwig Haas ("Dr. Ludwig Dressler") ist mittlerweile 81 Jahre alt. Das musst du dir mal vorstellen. Und er spielt immer noch mit einer Leichtigkeit, als würde er das nicht schon fast 30 Jahre machen.

Im nächsten Jahr gibt es die Lindenstraße seit 30 Jahren. Was macht denn den Erfolg dieser Serie in unserer schnelllebigen Zeit aus?
Armknecht: Es ist in der Geschichte des deutschen Fernsehens ungewöhnlich, dass es Formate gibt, welche so lange Bestand haben. Und es gibt wenige Formate, die sich solch eine gesellschaftliche Relevanz erkämpft haben. Ins Haus der Geschichte, da müsste ein Stück Kulisse oder ein Raum aus der Lindenstraße stehen. Sie ist ein Stück deutscher Kulturgeschichte - und ein Kunstwerk.

Die Fieslinge erfreuen sich in Fernsehserien einer besonderen Beliebtheit? Werden wir Robert Engel noch länger in der Lindenstraße bewundern dürfen?
Armknecht: Es sind erst mal neun Folgen vorgesehen. Dann muss man mal weitersehen. Wenn die Zuschauer vom Thema und vom Charakter begeistert sind, kann ich mir was vorstellen. Doch da bin ich als Schauspieler nur die Braut...

Wo werden wir Sie noch zu sehen bekommen?
Armknecht: Im neuesten Münster-Tatort "Mord ist die beste Medizin" war ich zu sehen, für die "Verbotene Liebe" habe ich gedreht, für "Danny Lowinski" ebenso, und ich habe für Sat.1 ein TV-Movie gemacht. Ferner produziere ich nach wie vor in Köln die seit Jahren erfolgreiche Krimirateshow "Fang den Mörder", die mittlerweile von Hella von Sinnen moderiert wird. Inzwischen gibt es über 150 verschiedene, knifflige Fälle. Und ich habe Theater gemacht und werde weiterhin Theater machen.

Zur Person

Martin Armknecht erblickte vor 52 Jahren in Düsseldorf das Licht der Welt. Als "Robert Engel" (1987-92) gelang dem Wahl-Kölner in der "Lindenstraße" der Durchbruch. 1991 begann seine Kinokarriere mit "Manta, Manta". Weitere Filme waren "Late Show" oder "Der bewegte Mann". Er war verheiratet mit Schauspielerin Susanne Leutenegger und hat eine Tochter.

Mehr Informationen

Die 1500. Folge der "Lindenstraße" läuft am Sonntag, 28. September, 18.50 Uhr, im Ersten.

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