Französische Winzer Der Kampf ums "Château"

BOURG · Ein amerikanisches "Château" - kann und darf es das geben? Französische Winzer stemmen sich gegen die Absicht von US-Kollegen, die Bezeichnung auch zu verwenden.

 Kämpferischer Nachwuchs-Winzer: Pierre Pauvif in seinem Weinberg.

Kämpferischer Nachwuchs-Winzer: Pierre Pauvif in seinem Weinberg.

Foto: Birgit Holzer

Beim Gedanken daran legt sich Pierre Pauvifs Stirn in Falten. "Ich bin natürlich dagegen, dass die Amerikaner die Bezeichnung auf die Etiketten ihrer Weine drucken dürfen: Das wäre ein schwerer Schlag für die ganze Region", erklärt der 22-jährige französische Nachwuchs-Winzer, der vor einem Jahr beim Betrieb seiner Eltern, dem "Château Vieux Plantier", mit eingestiegen ist. Die Bezeichnung "Château" (deutsch: "Schloss") für Spitzenweine aus dem Bordelais mache ja gerade deren Identität aus, sagt er.

In Frankreich dürfen dafür nur Trauben vom Standort selbst verwendet werden, der zudem das Schutzsiegel AOC für eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung tragen muss - anders als in den USA, wo die Erträge aus mehreren Anbaugebieten gemischt werden können.

Und auch wenn sich nicht immer ein veritables Schloss hinter einem "Château" verberge, so doch die Garantie für ein Qualitätsprodukt, erklärt Bernard Farges, Präsident des Dachverbandes der AOC-Produkte. Während französische Winzer weiterhin den strengen Vorgaben folgen müssten, würden die Amerikaner den renommierten "Château-Begriff" verwässern, befürchtet Pauvif.

"Das hieße, nicht mit denselben Waffen zu kämpfen." Der Begriff existiert zwar auch bereits in Italien, Luxemburg, Chile und Kanada, wird dort aber nur sehr spärlich eingesetzt. Die Entscheidung über diesen Machtkampf zwischen den USA und Frankreich über die Bezeichnung für in Europa eingeführte US-Weine obliegt der EU-Kommission.

Einen für Ende September angesetzten Termin hat sie verschoben. Paris gilt als isoliert in dem Streit, da die anderen EU-Länder die Zugeständnisse begrüßen würden, die die USA zum Ausgleich anbieten. Doch bei der Frage um Qualitätsstandards für ihre edlen Tropfen, ob Wein oder Champagner, kennen die Franzosen keine Nachsicht.

Die Gründe dafür sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideologisch. Französische Medien schreiben von einer "Frage der Ehre". "Die Reglementierungen wirken ohnehin schon so kompliziert", klagt die Önologin Claire Giraudon. Für die Kunden sei es wichtig, sich zur Orientierung auf anerkannte Siegel verlassen zu können - wie eben das "Château".

Know-how im Verkauf spiele eine immer größere Rolle, sagt Pierre Pauvif. Sein Familienbetrieb befindet sich in Teuillac, einem der 15 Orte, die zum Weinbaugebiet Côtes de Bourg gehören, 35 Kilometer nordöstlich von Bordeaux.

Zwar gehören sie zur Bordeaux-Region, sie stellten aber eine "schöne Alternative" mit einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis dar, erklärt Didier Gontier, Leiter des regionalen Wein-Verbandes, der gemeinsam mit dem Tourismusbüro von Bourg den Weintourismus vorantreiben will. "Unsere Trümpfe sind der herzliche Empfang und die familiäre Atmosphäre", erklärt Gontier.

In Côtes de Bourg ist der Wein oft eine Familienangelegenheit. "Wir stemmen uns heute nicht mehr gegen unsere Eltern, sondern versuchen zu perfektionieren, was sie begonnen haben", erklärt die 41-jährige Anne Huguet. Der Weinbau als Familiensache, als Ehrensache, als Identitäts-Merkmal - das erklärt den Widerstand gegen ein "Château" aus Amerika.

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