Tennislegende in finanziellen Turbulenzen Das bedeutet das Pleite-Urteil für Boris Becker

Berlin/London · Seine Anwälte dementierten zwar, dass Boris Becker pleite sei. Gleichwohl muss das deutsche Sportidol in Großbritannien nun Auflagen für Bankrotteure erfüllen.

Wimbledon-Legende, Werbe-Ikone und Erfolgstrainer, aber auch Besenkammer-Affäre, Streit um Unterhaltszahlungen und Fliegenklatschen-Spott: Boris Becker (49) hat seit seinem ersten Wimbledon-Sieg 1985 als 17-Jähriger immer wieder Schlagzeilen produziert – positive genauso wie negative. Zuletzt stand er wieder aus erfreulichen Gründen im Rampenlicht. Er genießt international als großer Experte seines Fachs Anerkennung. Doch jetzt setzt die Entscheidung eines Londoner Gerichts über eine Zahlungsunfähigkeit dem Image der einstigen Nummer eins der Welt wieder arg zu.

Becker ließ zwar umgehend dementieren, dass er pleite sei. Sein Rechtsanwalt Christian Schertz erklärte, Becker werde beantragen, die Verfügung umgehend aufzuheben. Dennoch muss Becker ausgerechnet jetzt, wenige Tage vor Beginn seines Lieblingsturniers in Wimbledon, wieder unschöne Schlagzeilen über sich lesen. Dabei hätte sich der Beginn der traditionsreichen Rasenveranstaltung am kommenden Montag eigentlich hervorragend geeignet, um noch einmal an seine großen Erfolge zu erinnern.

Was Beckers glänzender Sportkarriere folgte, waren von der Öffentlichkeit ausgeschlachtete Affären im Privatleben. So lieferte sich Becker einen teils öffentlichen Scheidungsstreit mit seiner damaligen Frau Barbara und zeugte bei einer außerehelichen Episode ein Kind. Auch wenn sich diese gar nicht dort abspielte („Es passierte auf einer Treppe zwischen den Toiletten“, verriet Becker später), wurde die „Besenkammer“-Affäre zum geflügelten Wort der Deutschen. Später ließ sich Becker im Trash-TV einen Hut mit zwei Fliegenklatschen aufsetzen – wieder Spott.

"Einige Auftritte waren nicht so gut"

„Natürlich weiß ich: Nicht jeder meiner Auftritte, zum Beispiel im deutschen Fernsehen, war gut. Einige waren nicht so gut“, erzählte Becker jüngst. Im Jahr 2017 hatte sich sein Image gerade mal wieder gewaltig gewandelt. Beim „Ball des Sports“ wurde er im Februar als Mitglied der „Hall of Fame des deutschen Sports“ gefeiert – umjubelt von mehr als 1600 Gästen aus Sport, Wirtschaft und Politik. Als Trainer führte er Novak Djokovic an die Spitze der Weltrangliste und strafte alle Skeptiker Lügen. Als Fernsehexperte für Eurosport überzeugte er mit klugen Analysen und Fachwissen auch noch die kritischsten Geister. Dann der Streit vor Gericht um Schulden und deren Zurückzahlung.

Auch wenn Beckers Anwälte jetzt Einspruch einlegen sollten, gilt vorerst die „Bankruptcy Order“, die Becker für bankrott erklärt hat. Wenn am 3. Juli das Tennisturnier Wimbledon beginnt, will Boris Becker dort für die BBC kommentieren. Doch kommt zugleich der volle Umfang der Vorschriften und Auflagen für Bankrotteure auf ihn zu.

Name im Insolvenzregister

Er muss eine ausführliche Aufstellung aller seiner Vermögenswerte und Verbindlichkeiten vorlegen. Er darf vorerst nicht mehr als Direktor eines Unternehmens agieren und keinen Kredit von mehr als 500 Pfund aufnehmen, ohne zu enthüllen, dass er bankrott ist. Seine Name wird in einem Insolvenzregister erscheinen. Er muss den Weisungen des staatlich bestellten Insolvenzverwalters folgen und alle Dokumente und Aufzeichnungen, die mit seinem Besitz zu tun haben, vorlegen. In einer Hinsicht jedoch ist es günstiger für Becker, in Großbritannien statt in Deutschland für bankrott erklärt zu werden: In der Regel ist im Königreich schon spätestens nach drei Jahren die Angelegenheit abgewickelt und man darf sich wieder unternehmerisch betätigen.

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