Spezialeinrichtung für auffällig gewordene Hunde "Chico" wird nach tödlicher Attacke vorerst nicht eingeschläfert

Hannover · Zwei Menschen sterben durch die Beißattacke eines Staffordshire-Terrier-Mischlings. Der Hund sollte bald eingeschläfert werden. Ein Tierheim habe vorgeschlagen, Chico in einer speziellen Einrichtung für auffällig gewordene Tiere unterzubringen.

Nach der tödlichen Hundeattacke auf zwei Menschen prüft die Stadt Hannover, ob der Staffordshire-Terrier-Mischling Chico in eine Spezialeinrichtung kommt. Das Tierheim, in dem Chico derzeit untergebracht ist, habe vorgeschlagen, den Hund in einer speziell gesicherten besonderen Einrichtung für auffällig gewordene Tiere unterzubringen, teilte die Stadt Hannover am Sonntag mit. Ursprünglich wollte die Stadt den Hund einschläfern. Die spezielle Einrichtung befinde sich außerhalb Niedersachsens. Ob diese Alternative gewährleisten kann, dass der Hund keinem Menschen mehr Schaden zufügt, werde geprüft.

Mit dem Tierheim solle erörtert werden, wie es mit Chico weitergeht, erklärte Stadtsprecher Udo Möller. Der Hund bleibe bis zu einer Entscheidung im Tierheim. Tierschützer hatten in einer Petition dazu aufgerufen, den Hund nicht zu töten. „Bitte lasst Chico leben! Er hatte nie ein gutes Hundeleben!“, hieß es online in einem Aufruf.

Nach der Attacke in Hannover hat die Stadt Fehler eingeräumt: Der Hund Chico, der seine beiden Besitzer am Dienstag in Hannover totgebissen hat, ist den Behörden bereits 2011 aufgefallen. Nach einem Hinweis des Amtsgerichtes hätte das Tier damals begutachtet werden müssen, was aber unterblieben sei, teilte die Stadt am Freitag mit.

Nach jetzigen Erkenntnissen hätte eine Begutachtung dazu geführt, dass dem Besitzer die Haltung des Tieres verboten worden wäre. Die genauen Umstände für dieses Versäumnis und mögliche Konsequenzen würden derzeit untersucht. Einzelheiten will die Stadt bekanntgeben.

Eine Obduktion der 52 und 27 Jahre alten Besitzer hat inzwischen den Verdacht einer tödlichen Hundeattacke bestätigt. Das Tier sollte deshalb getötet werden. Bei den Opfern seien die „durch den Staffordshire-Terrier-Mischling verursachten Bissverletzungen todesursächlich“ gewesen, hieß es.

Einzelheiten zur Anzahl der Bisse nannte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Thomas Klinge, nicht. Die beiden Opfer seien mit dem Hund wohl überhaupt nicht zurechtgekommen. Mit Hilfe einer toxikologischen Untersuchung solle noch geklärt werden, ob die Opfer zum Beispiel Medikamente genommen hatten, sagte Klinge.

Warum der Hund seine beiden Bezugspersonen angriff und tötete, ist weiter unklar. Die 52-Jährige war pflegebedürftig, der 27-Jährige schwer krank. Er hatte den Hund in einem Metallkäfig in seinem Zimmer gehalten und Nachbarn zufolge nur selten ausgeführt. Ein Rentnerpaar hatte in der Vergangenheit den Tierschutzverein informiert, der bei zwei Besuchen 2014 und 2016 allerdings keine Vernachlässigung des Terrier-Mischlings festgestellt hatte.

Der Stadt Hannover waren bei Prüfungen der vergangenen fünf Jahre keine früheren Angriffe bekannt. Chico war angemeldet und nicht als gefährlicher Hund eingestuft. Inzwischen sei ein längerer Zeitraum überprüft worden und der Vorfall von 2011 entdeckt worden, gab die Stadt am Abend bekannt.

Derartige Attacken kommen höchst selten vor. Jährlich sterben in Deutschland im Schnitt drei bis vier Menschen an Hundebissen oder nach Hundestößen. Studien zufolge werden meist dem Hund bekannte Menschen zu Opfern, häufig Kinder oder Senioren. Nach der Attacke war der Ruf nach strengeren Kontrollen für Hundebesitzer laut geworden.

Auch eine Diskussion um sogenannte Kampfhunde kam auf. Im niedersächsischen Hundegesetz gibt es keine Rasselisten mit per se als gefährlich eingestuften Hunden. Wissenschaftler betonen, dass jeder Hund gefährlich werden kann. Allerdings verursachen größere Hunde schwerere Bissverletzungen. Zudem werden unter anderem Staffordshire-Terrier illegal speziell auf Angriffe auf andere Hunde oder sogar auf Menschen trainiert.

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