Plagiatsvorwürfe in der Musikindustrie Britischer Songwriter verklagt U2 nach 26 Jahren

New York · Der britische Songwriter und Gitarrist Paul Rose hat in Manhattan Klage gegen die Rockband U2 eingereicht. Sie soll einen seiner Songs für ihr Album „Achtung Baby“ von 1991 geklaut haben. Das Phänomen ist nicht neu.

In der am Montag eingereichten Klage heißt es, die Gruppe habe Elemente seines Liedes „Nae Slappin“ für ihren Song „The Fly“ verwendet. Angeblich habe Paul Rose 1989 ein Demotape an Island Records geschickt, das den Beschuldigten dort als Inspiration gedient haben soll. Jetzt fordert er nicht nur die Anerkennung als Schöpfer des U2-Stücks sondern auch fünf Millionen Dollar Entschädigung.

Ob an dem Vorwurf etwas dran ist, können Sie selbst beurteilen. Hier ist das "Original" von Paul Rose:

und hier die Version von U2:

Plagiatsvorwürfe in der Musikindustrie

Plagiatsvorwürfe sind in der Musikindustrie Alltag. Je erfolgreicher ein Song wird, desto wahrscheinlicher, dass sich früher oder später Jemand meldet und Teile der Urheberschaft beansprucht. Und sei es nur, damit aufgrund der darüber entstandenen Diskussion das eigene Werk nochmal Aufmerksamkeit erfährt.

Oft wirken die Anschuldigungen extrem weit hergeholt und erwecken den Eindruck dreister Geldmacherei, in manchen Fällen sind die Ähnlichkeiten auch so augenscheinlich, dass es keinen Musikexperten braucht, um deutliche Parallelen festzustellen.

Die juristische Einordnung ist oft schwierig. Der deutsche Rapper Bushido wurde 2010 vom Landgericht Hamburg zu Schadensersatz wegen Urheberechtsverletzungen verurteilt. In 13 Fällen habe er Material einer französischen Gothic Band verwendet, alle beanstandeten Tonträger durften nicht mehr verkauft werden, bereits ausgelieferte Tonträger musste die Plattenfirma zurückrufen und vernichten.

Im Jahr 2015 hob der Bundesgerichtshof das Urteil dann wieder auf. Ein Sachverständiger müsse her und prüfen, ob der Rapper die Urheberrechte der Band verletzt hat. Zuvor hatten die Richter dies allein aufgrund ihrer "eigenen Sachkunde" bejaht.

Berühmte Fälle

Im Jahr 2009 reichte Joe Satriani Klage gegen Coldplay ein. Der Gitarrist hatte behauptet, die Briten hätten sich für ihren Hit "Viva La Vida" bei einem seiner Songs bedient. Die Ähnlichkeit ist in der Tat gegeben, verhandelt wurde dann aber nicht, man einigte sich außergerichtlich.

Auch bei dem Red Hot Chili Peppers-Song "Dani California" gibt es einige Gemeinsamkeiten zu Tom Pettys "Mary Jane's Last Dance". Und zwar nicht nur den, dass beide Songs von demselben Mann, Rick Rubin, produziert wurden.

Petty blieb jedoch gelassen und sagte, er glaube nicht an böse Absicht. Außerdem klängen doch viele Rock&Roll-Songs irgendwie ähnlich.

Nicht ganz so verständnisvoll zeigten sich die Erben von Marvin Gaye. Als Robin Thicke und Pharrell Williams im Jahr 2013 mit ihrem Hit "Blurred lines" absahnten, fühlten sich diese stark an den Song "Got to Give it up" der R&B-Legende erinnert und erstritten von dem Duo vor Gericht eine Entschädigung von 7,4 Millionen Dollar.

Auch ein weiteres Beispiel ist interessant: Sowohl Bobby McFerrins "Do't worry, be happy" von 1988, als auch "What's up" von den 4 Non Blondes, fünf Jahre später, waren enorme Hits. Richtig deutlich wird die große Ähnlichkeit aber erst, wenn man beide parallel abspielt, so wie im folgenden Video:

Lösung - zum Glück - nicht in Sicht

Die Grenze zwischen Diebstahl geistigen Eigentums und kreativem "Recycling" bleibt weiterhin fließend und Gegenstand ständig neuer Definition und Entscheidung in Einzelfällen.

Erst im Juni letzten Jahres hat das Bundesverfassungsgericht ein wegweisendes Urteil zum Thema gefällt. Der Hip-Hopper Moses Pelham hatte sich an einem Beat der Band Kraftwerk bedient und in einer seiner Kompositionen eingesetzt. Und das wie sich nun - nach ganzen achtzehn Jahren Rechtsstreit - herausstellte, legal.

Das Sampling, also die Weiterverarbeitung von Klängen unterschiedlicher Quellen in einem neuen musikalischen Kontext ist einer der elementarsten Bestandteile des Hip-Hop und dieser wurde nun auf höchstrichterliche Anordnung der Kunstfreiheit unterstellt und dem Leistungsschutzrecht entzogen. Die Hip-Hop-Szene war dementsprechend begeistert.

Mal sehen, wie die nächste Einzelfallentscheidung ausgeht.

Zum Abschluss noch ein schöner Zusammenschnitt der besten Rip-Off-Songs der letzten Jahrzehnte:

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