Strafen wurden verschärft BKA erwartet weiteren Rückgang der Wohnungseinbrüche

Berlin · Etwa jeder Dritte in Deutschland hat im eigenen Umfeld schon Wohnungseinbrecher erlebt. Jahrelang stiegen die Fallzahlen auf ein besorgniserregendes Niveau. Doch die Entwicklung im zu Ende gehenden Jahr lässt hoffen.

 2016 hatte es erstmals seit Jahren einen Rückgang der Einbrüche gegeben.

2016 hatte es erstmals seit Jahren einen Rückgang der Einbrüche gegeben.

Foto: Hauke-Christian Dittrich

Diesen Trend bestätigen die Versicherer. Sie erklären etwas vorsichtiger: "Zahlen der Versicherungswirtschaft bis September 2017 lassen im Vergleich zu 2016 auf einen Rückgang der Einbrüche in Deutschland hoffen", heißt es vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das Bild könne sich aber noch deutlich ändern, da vor allem in den dunklen Monaten eingebrochen werde.

Höhere Strafen für überführte Täter, wie sie im ablaufenden Jahr beschlossen wurden, sehen die meisten Bundesbürger indes skeptisch: In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov meinte nur gut jeder zehnte Befragte, dass die Strafverschärfung helfe, Einbrüche zu verhindern.

2016 hatte es erstmals seit Jahren einen Rückgang der Einbrüche gegeben. Die Fälle waren bundesweit um 9,5 Prozent auf 151 265 zurückgegangen. Dabei blieb es in 66 960 Fällen bei Versuchen (44,3 Prozent). Abschließende Fallzahlen für 2017 gibt es voraussichtlich im Frühjahr 2018, wenn die offizielle Kriminalstatistik für Deutschland vorgestellt wird.

Aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) gibt es jedoch keine Entwarnung. Die gesunkenen Zahlen bei der Einbruchskriminalität seien nicht als Trendwende zu werten. Hinzu komme, dass die die Aufklärungsquoten nach wie vor überschaubar seien. Die Ursachen für die Entwicklung sind laut Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft, vielfältig: "So haben Polizei und Staatsanwaltschaften durch Schwerpunktsetzung bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität das Personal verstärkt in diesem Phänomenbereich eingesetzt."

Das sei richtig so, denn kaum ein anderes Delikt berühre das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung so sehr, wie die Angst davor, Opfer von Kriminalität innerhalb der eigenen vier Wände zu werden. Außerdem habe ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden der Länder und auch europaweit dazu geführt, dass schon sehr frühzeitig erkannt werde, wo reisende Täter am Werk seien. "Die steigende Zahl der versuchten Einbrüche deutet darauf hin, dass sich die Sicherheitstechnik verbessert hat und die Menschen ihr Eigentum besser schützen als früher", erläuterte Wendt.

Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen und ein besorgniserregendes Niveau erreicht. Bei den Tatverdächtigen dominieren nach BKA-Angaben nach wie vor deutsche Staatsangehörige und "örtlich-regionale Täter" wie etwa Banden von Jugendlichen sowie Drogenkonsumenten. Kontinuierlich zugenommen habe aber der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger und sogenannter reisender Täter, die in Banden zusammenarbeiteten, häufig aus Südost- und Osteuropa.

Ermittler und Politiker waren in den vergangenen Jahren unter Druck geraten, ihren Kampf gegen Einbrecher zu verstärken. Die schwarz-rote Bundesregierung sorgte zuletzt für eine Strafverschärfung, die seit dem Sommer gilt: Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist jetzt eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft statt sechs Monaten fällig. Der Rahmen reicht bis zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe.

Wie die YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab, glauben nur wenige an einen Erfolg: Rund 60 Prozent der Befragten meinten, dass die höhere Strafe "wahrscheinlich nicht" oder "bestimmt nicht" helfe, die Zahl der Einbrüche zu verringern. Nur insgesamt 12 Prozent meinten, dass die Strafverschärfung "wahrscheinlich" oder "bestimmt" helfe. 24 Prozent sagten "vielleicht". Die restlichen 4 Prozent antworteten mit "weiß nicht" oder machten keine Angabe.

Gleichzeitig gab sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer eher sorglos. Fast zwei Drittel (63 Prozent) sagten, sie fühlten sich in ihrer eigenen Wohnung sehr gut oder gut geschützt. Das übrige Drittel fühlt sich demnach eher nicht oder gar nicht gut geschützt.

30 Prozent sagten, sie hätten bereits besondere Maßnahmen zum Schutz vor Einbrüchen ergriffen, etwa in Form von einem zusätzlichen Schutz von Türen und Fenstern. 35 Prozent sagten hier Nein, gaben aber an, darüber nachzudenken. Weitere 30 Prozent meinten, sich bisher nicht besonders zu schützen und auch nicht darüber nachzudenken.

Die Versicherer wiesen darauf hin, dass gute Sicherheitstechnik den besten Schutz vor Einbrechern biete. "Wer zum Beispiel Fenster und Türen sichern möchte, bekommt sogar einen Zuschuss vom Staat. Anträge können bei der KfW-Bankengruppe gestellt werden", erläuterte der GDV.

Das BKA betonte, der Kampf gegen Einbrecher habe "angesichts der hohen Fallzahlen und der besonderen Bedeutung des Deliktes für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung" eine große Bedeutung. Er "bleibt auf der Prioritätenliste bei den Polizeien der Länder und des Bundes", erklärte BKA-Chef Münch. Aus seiner Sicht zeigen die jetzt sinkenden Fallzahlen, dass die Ermittler auf dem richtigen Weg seien.

Die Versicherer mahnten jedoch, selbst wenn sich der Rückgang für das Jahr 2017 bestätigen sollte, bleibe das Niveau der Einbruchszahlen hoch. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2016 bei 16,9 Prozent, im Jahr zuvor waren es gerade einmal 15,2 Prozent.

Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland hat laut YouGov bereits Erfahrung mit Wohnungseinbrechern machen müssen. 11 Prozent sagten, sie seien selbst von einem Einbruch in die Privatwohnung betroffen gewesen. Weitere 23 Prozent meinten, dass bei jemandem aus dem persönlichen Umfeld eingebrochen worden sei.

Weitere Infos

  • Zahlen der Wohnungseinbrüche:

2017: Zahl steht noch nicht fest *

2016: 151.265

2015: 167.136

2014: 152.123

2013: 149.500

2012: 144.117

2011: 132.595

2010: 121.347

2009: 113.800

2008: 108.284

2007: 109.128

2006: 106.107

2005: 109.736

2004: 124.155

2003: 123.280

2002: 130.055

2001: 133.722

2000: 140.015

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