Prozess in München „Besenstielräuber“ gesteht Erpresserbrief an den FC Bayern

München · Er wusste genau, dass es im Gefängnis nicht angenehm ist. Schließlich saß er als „Besenstielräuber“ jahrelang hinter Gittern. Trotzdem wurde er rückfällig und wollte den FC Bayern München erpressen. „Eine dumme Idee“, wie er vor Gericht zugibt.

 Harald Z. hat vor Gericht zugegeben, den FC Bayern München erpresst zu haben.

Harald Z. hat vor Gericht zugegeben, den FC Bayern München erpresst zu haben.

Foto: dpa

Drei Freunde, die auf Zuschauerplätzen im Landgericht München sitzen, können es noch immer nicht fassen. Ihr guter Freund Harald, mit dem sie gewandert sind und gegrillt haben, soll versucht haben, den Rekordmeister FC Bayern München um Geld und Diamanten im Wert von insgesamt drei Millionen Euro zu erpressen. „Wir haben es aus der Zeitung erfahren und konnten es gar nicht glauben“, sagen sie. „Erst da haben wir erfahren, dass er auch der Besenstielräuber war.“

Als Harald Z. (64), blau-grüne Jacke, lockige, graue Haare und grauer Kinnbart, in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird, zücken die drei das Handy, staunen und tuscheln. „Er sieht aus wie immer“, sagt eine. „Aber er hat längere Haare. Und zugenommen hat er“, sagt ein anderer.

Verteidiger Adam Ahmed betont zum Prozessauftakt am Freitag, dass es dem Angeklagten sehr wichtig sei, selbst alles zu erzählen - ohne vorheriges Rechtsgespräch. Und so kommt Harald Z., gelernter Industriekaufmann aus Olching (Oberbayern) gleich auf den Punkt: „Der Tatvorwurf ist richtig.“ Der Vorwurf lautet auf versuchte räuberische Erpressung. Z. schrieb dem FC Bayern zwei Erpresserbriefe, in denen er mit Anschlägen auf Spieler und Zuschauer drohte, sollte man ihm nicht eine Million Euro, 1,1 Millionen Schweizer Franken und wertvolle Diamanten übergeben.

„Im Gefängnis war es alles andere als angenehm“

Die Tat kann sich Harald Z. angeblich selbst nicht erklären: „Mir ist es ein Rätsel, wie ich auf so eine dumme Idee kommen konnte, wieder eine Straftat zu begehen“, sagt er. Schließlich habe er mehrere Jahre in der Justizvollzugsanstalt Straubing verbracht und sei „geläutert“ gewesen. „Im Gefängnis war es alles andere als angenehm.“ Er habe diese Zeit offensichtlich verdrängt, mutmaßt er.

Als sogenannter Besenstielräuber saß Harald Z. von 1998 bis 2009 im Gefängnis, wurde dann auf Bewährung entlassen. Seinen Spitznamen bekam er, weil er bei 16 Banküberfällen in den 90er Jahren die Angestellten in Putzräume sperrte und die Tür mit einem Besenstiel verrammelte. Das Urteil damals: 13 Jahre und 6 Monate Haft.

Nach seiner Entlassung gelang es ihm nicht, „in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen“, sagt der Staatsanwalt. Harald Z.s Freunde berichten etwas anderes: Er sei glücklich gewesen mit seiner neuen Lebensgefährtin; gemeinsam hätten sie viel unternommen, sich im B1-Radio-Club getroffen. Doch Z. hatte finanzielle Probleme. Im Januar 2016 war sein Arbeitslosengeld ausgelaufen, er fürchtete Altersarmut.

Wochenlang will Z. den Gedanken an eine Erpressung verworfen haben, „weil ich ja nicht wieder straffällig werden wollte“. Doch am 2. Februar 2016 tippte er dann doch den ersten Erpresserbrief in den Computer. „Geld ... oder Verletzte ... oder Tote. (...) Die Gefahr ist groß“, heißt es darin. Von einer „(Auto)-Bombe“ ist die Rede.

Polizei kommt über SMS auf die Spur

Eigentlich hätten ihm 250.000 bis 300.000 Euro gereicht, um die Zukunft zu finanzieren, sagt er. „Die 20 bis 25 Jahre, die ich noch lebe.“ Da es sich um den FC Bayern gehandelt habe, habe er sich aber gedacht, dass er sich „lächerlich mache“ mit diesem Betrag - „dass ich nicht ernst genommen werde“. Also setzte er drei Millionen an, die ihm der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und der damalige Sportvorstand Matthias Sammer überbringen sollten.

Doch die Bayern schalteten die Polizei ein. Die kam ihm über eine Kontakt-SMS auf die Spur und schnappte ihn bei einem vermeintlichen Übergabe-Versuch. Z. hat sich schriftlich bei den Bayern entschuldigt. Nun droht dem Besenstielräuber erneut eine lange Haftstrafe.

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