Polizeiruf 110 „Tatorte“ ist von Meuffels' letzter Fall

München · Nach 15 Folgen in acht Jahren verlässt Matthias Brandt am Sonntag den „Polizeiruf 110“. Eine Nachfolgerin ist bereits gefunden.

Hinaus durch die Tür: Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) will nicht mehr.

Hinaus durch die Tür: Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) will nicht mehr.

Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Christian Schulz

Matthias Brandt schaut am Sonntagabend nicht gerne Krimis. Das verriet der Schauspieler jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Aber mit dem Fernsehen sei es ohnehin schwierig für ihn, meinte er weiter: „Die eigenen Sachen sind Arbeit und kein Vergnügen und auch bei der Arbeit von Kollegen ist es nicht leicht, da einen freien Blick zu bewahren.“ Generell sei es selten ein Spaß, sich selbst im Film zu sehen, so der 57-Jährige weiter.

Acht Jahre lang war Brandt ein wichtiger Bestandteil des sonntäglichen Krimierlebnisses. Von 2011 an verkörperte er den Münchner Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels im „Polizeiruf 110“. Als Figur irgendwo zwischen Columbo, Max Palu und Heinz Haferkamp ist von Meuffels der Gegenentwurf zu so manchem recht übersteuerten Charakter in den sich abwechselnden „Polizeiruf“- und „Tatort“-Folgen zur besten Sendezeit. Nach insgesamt 15 Folgen ist nun aber Schluss. Mit dem Fall unter dem Titel „Tatorte“ verlässt Brandt die ARD-Reihe.

Zuvor hat es Kommissar von Meuffels allerdings mit drei Problemen zu tun: dem Mord beziehungsweise dem versuchten Mord an Christine Paasewalk (Katja Jerabek) und ihrer Tochter Jasmina (Aurelia Schikarski), dem Wirken seiner neuen Kollegin Nadja Micoud (Maryam Zaree) sowie dem Zerbrechen seiner Beziehung mit Constanze Hermann (Barbara Auer). Das alles nimmt den eigentlich auf Distinguiertheit bedachten Ermittler ziemlich mit. Der Zuschauer sieht einen Menschen, der zunehmend erschöpft wirkt. „Alles ist ihm entglitten. Die Liebe, die Arbeit. Er hält sich nicht mehr aus“, sagt Christian Petzold, Autor und Regisseur der Folge, über seinen Protagonisten.

Der Mordfall scheint schnell gelöst zu sein. Tochter Jasmina meint, der eigene, in Trennung von der Mutter lebende Vater habe die tödlichen Schüsse abgegeben. Bei ihren Nachforschungen stoßen von Meuffels und Micoud auf ein Familiendrama um Sex, Erpressung und das Sorgerecht für die siebenjährige Jasmina. Obgleich von Meuffels' Gedanken vornehmlich um seine privaten Probleme kreisen, hat er genug Erfahrung und Instinkt, dem Offensichtlichen nicht blind zu glauben. Und er tut gut daran.

Kulisse für den resignierenden Kommissar

So nimmt die Geschichte eine vielleicht zu scharfe Wendung. Konsequent erzählt ist die Krimihandlung nicht. Vielmehr verkommt sie mehr und mehr zur Kulisse für den in Selbstmitleid und Resignation versinkenden Kommissar. Die heftige und tragische Auflösung des Falls tut ein Übriges dafür. Das eigentliche Finale der Folge voll bittersüßer Melancholie ist der Figur absolut würdig. Ein Hochgenuss ist auch die musikalische Untermalung der Folge.

„Jetzt wird es Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen, bevor die Gewöhnung zu groß und es womöglich noch gemütlich wird, denn das wollte ich immer vermeiden“, hatte Brandt nach dem Bekanntwerden seines Ausstiegs gesagt. Für ihn sei es der Moment zu gehen. „Es war eine erlebnisreiche Zeit, und ich bin glücklicherweise auch traurig, dass sie nun zu Ende ist.“ Brandt und sein Alter Ego Hanns von Meuffels werden der deutschen Krimilandschaft fehlen.

Als Hauptkommissarin Elisabeth Eyckhoff wird die österreichische Schauspielerin Verena Altenberger ab kommendem Jahr im Münchner „Polizeiruf“ ermitteln. Die 31-Jährige hat Krimierfahrung, tritt aber in große Fußstapfen. Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks soll Eyckhoff ganz anders als von Meuffels sein. Und das ist auch gut so.

Polizeiruf 110: „Tatorte“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

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