Rollschuh-Musical Weiblicherer "Starlight Express" begeistert

Bochum · Der Meister war nicht mehr zufrieden mit seinem Rollschuh-Spektakel "Starlight Express". Musical-Komponist Webber setzte sich also hin und arrangierte neu. Heraus kam ein gründlich modernisiertes Musical - in dem Frauen jetzt auch vorneweg fahren dürfen.

 Andrew Lloyd Webber (l) mit Choreografin Arlene Phillips und Designer John Napier nach der Gala in Bochum.

Andrew Lloyd Webber (l) mit Choreografin Arlene Phillips und Designer John Napier nach der Gala in Bochum.

Foto: Caroline Seidel

Nicht Wenige waren skeptisch, als vor über 30 Jahren in Bochum ein besonderes Theater entstand: Mit Rollschuhbahnen, die durch die Zuschauerreihen liefen, mit einer schwenkbaren Brücke, mit einem Orchesterraum, der unter der Bühne liegt.

Das Rollschuh-Musical "Starlight Express" des Erfolgskomponisten Andrew Lloyd Webber sollte dort einige Jahre laufen. Doch die Zuschauer wurden nicht weniger. Am Dienstag lief es dort taggenau seit 30 Jahren - und es sollen noch einige mehr werden. Webber und sein Team haben das Stück zum Jubiläum gründlich überarbeitet. Am Dienstagabend feierte die runderneuerte Show Premiere. Das Publikum war begeistert.

Webber erzählt, warum er sich sein in den 1980ern für seine Kinder geschriebenes Stück noch einmal vornahm: Im vergangenen Jahr hatte er eine Aufführung gesehen: "Ich fand, es hatte Ermüdungserscheinungen. Es gab zwei Alternativen. Entweder wir lassen die Show bis zum 30. Geburtstag weiterlaufen und dann sage ich als Komponist, es ist Zeit, Goodbye zu sagen." Oder eine Überarbeitung, "damit die Show eine Gestalt erhält, mit der ich musikalisch zufrieden bin". Gesagt, getan. Ein deutlich modernisiertes Musical ist herausgekommen.

Mehr als 16,5 Millionen Menschen haben "Starlight Express" bei knapp 11 700 Aufführungen in Bochum schon gesehen. Kein Musical auf der Welt lief bislang länger an einem Ort, sagen die Produzenten. In dem Stück geht es um einen Kindertraum, in dem Züge um die Wette fahren. Die junge Dampflok namens "Rusty", die Diesellok "Greaseball" und die E-Lok "Electra" wetteifern darum, die Schnellste zu sein. Eine Liebesgeschichte darf nicht fehlen. Obwohl eigentlich chancenlos, gewinnt am Ende Rusty. Hilfe bekommt er von einem göttlichen Schnellzug, dem "Starlight Express", der ihm hilft, an sich zu glauben. Rasend schnell flitzen die Darsteller bei der Aufführung auf mehreren Ebenen durch die Halle. Die gehört der Stadt. Der Veranstalter zahlt Miete. Produzent ist die Düsseldorfer Mehr! Entertainment, die seit Kurzem dem Theaterbetreiber Ambassador Theatre Group (ATG, London) gehört.

Im neuen "Starlight Express" spielen Frauen eine wesentlich größere Rolle. Aus der Figur "Papa", die eine alte Dampflok sein soll, wurde eine "Mama", großartig besetzt mit der stimmgewaltigen Reva Rice, die schon 1987 am Broadway in New York den 1. Klasse-Waggon "Pearl" gespielt hatte. Die bislang ausschließlich männlichen Lokomotiven erhielten noch eine weitere weibliche Konkurrenz: Coco, eine französische Schnellzügin sozusagen. Natürlich trägt sie die Nummer 5. Das "Chanel" dazwischen muss man sich denken. Die Frauen, die zumeist Waggons spielen, bekommen auch einen neuen Song: "Ich bin ich - und mehr brauche ich nicht."

Webber und sein Team schraubten nicht nur an Figuren und Musik, sondern auch an der Technik. Ein neues Soundsystem wurde installiert, die Zahl der Lautsprecher dabei verdoppelt. LED-Lampen und Laserlicht sorgen immer wieder für Gänsehautmomente. Optischer Höhepunkt ist ein Solo von "Rusty", in dem er auf der dunklen Bühne von Dutzenden Leuchtpunkten umflogen wird. Die Lämpchen hängen an computergesteuerten und für den Zuschauer nicht sichtbaren Drohnen.

Neben geladenen Ehrengästen sind am Dienstag auch viele Fans zur Premiere gekommen. "Insgesamt war es richtig cool", sagt der zehnjährige Jonas aus Hattingen nach der Aufführung. Er hat das Musical schon sieben Mal gesehen. Als er dann noch ein Autogramm von Webber erhält, ist für ihn der Abend perfekt. Zum wiederholten Male besucht am Dienstag auch Katharina Hübenthal aus Essen die Aufführung. "Es ist das 216. Mal", sagt die 42-Jährige ungerührt. Das erste Mal sei sie drei Wochen nach der Premiere 1988 dort gewesen. "Ich habe damals 12,50 Mark bezahlt." Schlichte Begeisterung habe sie wieder und wieder in das Stück getrieben. Damals habe sie noch selbst Musical-Darstellerin werden wollen.

Hübenthal ist aber nicht der einzige Fan, der schon sehr, sehr oft in Bochum war. Auf die meisten Besuche kommt wohl eine Frau, die schon über 900 Vorstellungen besucht haben soll. Pressesprecherin Christina Schulz zuckt mit den Schultern: "Wir haben sie natürlich eingeladen, aber sie war im Urlaub."

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