Jahresbericht des Hamburger Rechnungshofs Schweiger-Tatorte sind zu teuer

Hamburg · Zu wenig Transparenz und zu teure Produktionen: Der Hamburger Rechnungshof übt in seinem Jahresbericht 2017 starke Kritik am NDR. Die Landesrundfunkanstalt sei bei ihren Tatort-Folgen deutlich über den Durchschnittsausgaben der ARD.

Einzelposten von bis zu 85.000 Euro bei NDR-Produktionskosten findet der Hamburger Rechnungshof zu hoch. Das kritisiert er auch in seinem nun veröffentlichten Jahresbericht 2017. "Die Produktionskosten des NDR überstiegen die veranschlagten Beträge regelmäßig – teilweise bis zu 20 %", heißt es darin. Ein möglicher Erklärungsversuch: Die immensen Ausgaben für aufwendige "Tschiller"-Tatorte mit Til Schweiger und Helene Fischer.

Zwischen 2012 und 2014 hat der NDR 18 Tatortproduktionen in Auftrag gegeben. Neun davon bilden die Grundlage des Jahresberichts, an dem auch der niedersächsische Landesrechnungshof und der Landesrechnungshof Schleswig-Holstein beteiligt waren.

Der NDR kommt für die Kosten der in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein spielende Tatorte auf. Dabei liegen die durchschnittlichen Produktionskosten bei 1,7 Millionen Euro – die ARD kommt allgemein etwa auf 1,5 Millionen Euro. Die teuerste vom NDR produzierte Folge kostete die Rundfunkanstalt 2,1 Millionen Euro und lag somit etwa 40 Prozent über den ARD-Durschnittsausgaben. Im Jahresbericht begründet der NDR die Höhe mit der "Verpflichtung besonders bekannter und deshalb kostenintensiver Schauspieler, Drehbuchautoren und Regisseure, die zur Reichweitensteigerung" beitragen sollen.

Vermutlich dreht es sich bei diesen extra hohen Ausgaben um die eventreichen Tatort-Folgen mit dem Hamburger Kommissar Nick Tschiller, gespielt von Til Schweiger, und Schlager-Star Helene Fischer. Das erhoffte Ergebnis konnte laut Jahresbericht jedoch nicht durchgängig durch Reichweitenmessungen bestätigt werden.

Fehlende Transparenz und nicht-ausreichende Prüfungen

Ein weiterer Kritikpunkt seitens des Hamburger Rechnunghofs ist die zu undurchsichtige Prüfung der Kalkulationsunterlagen. Bisher sei sie durch bloße Plausibilitätsprüfungen, und nicht als eigenständige Gegenkalkulation durchgeführt worden. Auffällig seien beispielsweise Einzelposten von bis zu 85.000 Euro. Kostenänderungen würden somit nicht ausreichend dokumentiert und außerdem erfolge die Sachbearbeitung seit Jahren durch denselben NDR-Produktionsmitarbeiter.

"Die Rechnungshöfe halten dieses Verfahren für inhaltlich unzureichend, nicht ausreichend transparent und nicht hinreichend gegen Korruption gesichert", heißt es in dem Bericht. Weiter fordern die Rechnungshöfe den NDR auf "angemessene Vorsorge gegen Korruption zu treffen". Die Rundfunkanstalt entgegnet, seine Vorgaben würden den üblichen Standards der ARD entsprechen.

Außerdem kritisieren die Rechungshöfe die Darstellung der Kosten: "Der NDR weist seine Gemeinkosten für die Tatortproduktionen nicht aus, obwohl diese den einzelnen Produktionen zugeordnet werden können und im Durchschnitt etwa 50 Prozent der Produktionskosten ausmachen." Unter Gemeinkosten versteht man allgemein Kosten, die keinem Kostenträger direkt zugeordnet werden können und gemeinsam mit den Einzelkosten die Gesamtkosten einer Produktion bilden.

Doch nicht nur beim NDR, sondern auch beim MDR gibt es Anschuldigungen zur mangelnden Wirtschaftlichkeit bei Tatort-Folgen, so ein Bericht der Presseagentur epd. Die Rechnungshöfe von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bemängeln dort die anscheinend fehlende wirtschaftliche Bewertungen für Angebote von Produktionsfirmen sowie die zu schnelle Vergabe von einigen Produktionen an die Tochterfirma Saxonia Media.

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