Ödipus und Medea Salzburger Festspiele wollen antike Mythen befragen

Salzburg · Es sind tragische Stoffe um Leid, Tod und die Macht des Schicksals. Was können antike Mythen uns heute erzählen? Die Salzburger Festspiele wollen 2019 die Probe aufs Exempel machen.

 Anna Netrebko 2017 als Aida bei den Salzburger Festspielen.

Anna Netrebko 2017 als Aida bei den Salzburger Festspielen.

Foto: Barbara Gindl

Die Macht des Mythos als Urgrund des Theaters steht im Mittelpunkt der Salzburger Festspiele 2019. Es gehe darum, diesen "kulturellen Speicher", diese "Archive der Welterkenntnis" unter aktuellen Gesichtspunkten anzuzapfen, sagte Intendant Markus Hinterhäuser am Mittwoch.

Eröffnet wird das Opernprogramm mit der Mozart-Oper "Idomeneo" in einer Inszenierung des US-Regisseurs Peter Sellars. Am Pult steht Teodor Currentzis. Er werde Mythos und aktuelle Themen vereinen, hat Sellars angekündigt. Er wolle das versunkene sagenhafte Atlantis als Symbol für die drohende Klimakatastrophe auf die Bühne der Felsenreitschule bringen.

Die Festspiele zeigen vom 20. Juli bis 31. August 2019 199 Aufführungen. Darunter sind fünf Opern-Neuinszenierungen, vier neue Schauspielproduktionen und mehr als 80 Orchester-, Kammer- und Solistenkonzerte. Die russische Diva Anna Netrebko ist wieder in einer konzertanten Opernaufführung - diesmal in Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur" - zusammen mit ihrem Gatten Yusif Eyvazov zu erleben.

Mit "Oedipe" des rumänischen Komponisten George Enescu über die Tragik von Ödipus, der unwissentlich seinen Vater tötete, wird eine der bekanntesten Erzählungen der Antike auf die Opernbühne gebracht. Regie führt Achim Freyer. "Es ist ein wirkliches Meisterwerk", warb Hinterhäuser für die selten gespielte Oper des 1955 gestorbenen Komponisten. Von ihm werden im Konzertprogramm noch weitere Werke zu hören sein.

Medea, als eine der zentralen mythologischen Frauenfiguren, ist zweifach im Programm. Die Oper "Médée" von Luigi Cherubini wird von Simon Stone inszeniert. Ergänzend wolle der französische Komponist Pascal Dusapin mit der konzertant aufgeführten Oper "Medeamaterial" eine aufwühlend zeitgenössische Interpretation des Stoffes um eine Mutter, die ihre Kinder tötet, bieten, hieß es. Außerdem ist im Opernprogramm Giuseppe Verdis weniger bekannte Oper "Simon Boccanegra" vertreten. Eher ungewöhnlich im Hauptprogramm ist Jacques Offenbachs Operette "Orphée aux enfers" ("Orpheus in der Unterwelt").

Mythische Stoffe sind auch im Schauspielprogramm zu finden. Die Uraufführung von Theresia Walsers "Die Empörten" soll den antiken Grundkonflikt von Antigone und Kreon in die Gegenwart übertragen. Es handle sich laut Walser, einer Tochter des Schriftstellers Martin Walser, um eine "finstere Komödie" voller Wortwitz und kluger Dialoge. Die Hauptrolle verkörpert Caroline Peters.

Eröffnet wird das Theaterprogramm mit Ödön von Horvaths "Jugend ohne Gott" aus dem Jahr 1933, entstanden kurz vor dem Zusammenbruch der österreichischen Demokratie. Der russsiche Revolutionsautor Maxim Gorki ist mit dem 1904 geschriebenen Stück "Sommergäste" vertreten. Es zeige exemplarisch den Mangel an Empathie in einer unpolitischen Gesellschaft, die sich nur noch für sich selbst interessiere.

"Jedermann"-Darsteller Tobias Moretti bekommt mit der preisgekrönten Schauspielerin Valery Tscheplanowa eine neue Buhlschaft an seine Seite. Große Namen tauchen bei den Lesungen auf. Angela Winkler, Senta Berger, Corinna Harfouch, Birgit Minichmayr, Ulrich Matthes präsentieren Dichtungen wie "Ulysses" von James Joyce und "Mythos Orpheus und Eurydike". Star-Dirigent Currentzis ist mit seinem neuen SWR-Symphonieorchester zu Gast.

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