Jubiläum Mit Anselm Kiefer ins Rodin-Jubiläumsjahr

Paris · Auguste Rodin und Anselm Kiefer: Paris startet mit einer Werkschau ins Rodin-Jubiläumsjahr, die zeigen soll, dass beide Künstler mehr verbindet als man annehmen mag.

 Kuratorin Véronique Mattiussi im Rodin-Museum in Paris vor dem Bild "Auguste Rodin: les Cathédrales de France".

Kuratorin Véronique Mattiussi im Rodin-Museum in Paris vor dem Bild "Auguste Rodin: les Cathédrales de France".

Foto: Sabine Glaubitz

Anselm Kiefer und Auguste Rodin scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben. Beide sind Künstler, doch trennt sie mehr als ein Jahrhundert. Vor allem aber liegen zwischen ihrem Schaffen Welten.

Dass ein monumentales und figuratives Werk wie das von Kiefer doch mit einer knieenden Frauen-Skulptur aus Stein von Rodin mehr gemeinsam hat als nur den Begriff Kunst, will nun die Ausstellung "Kiefer-Rodin" im Rodin-Museum in Paris zeigen. Damit startet Frankreichs Hauptstadt mit einer ersten großen Werkschau in ein Jubiläumsjahr, das weltweit gefeiert wird. Rodin starb am 17. November 1917 bei Paris.

"Die künstlerischen Universen der beiden sind zwar grundverschieden, nicht aber ihr Kreativprozess", sagt die Kuratorin Véronique Mattiussi. Der bis zum 22. Oktober dauernden Ausstellung gehe es nicht um formale Gemeinsamkeiten, denn die gebe es zwischen Kiefer und Rodin nicht.

Kiefer hat für die Ausstellung zahlreiche Werke neu geschaffen und überarbeitet. Zu ihnen gehören die in Vitrinen in Gips getauchten Kleidungsstücke ebenso wie einige seiner Bücher mit Aquarellzeichnungen von Kathedralen und nackten Frauen - Motive, die bei Rodin eine große Rolle spielten. Rodin hatte 1914 ein Buch über die Kathedralen in Frankreich veröffentlicht und mit rund 100 Zeichnungen illustriert.

Er war von ihrer Architektur fasziniert, die für ihn Größe, Erhabenheit, aber auch Sinnlichkeit zum Ausdruck brachte, wie Mattiussi sagt. Wie sehr, zeigen einige Zeichnungen Rodins, auf denen Säulen und nackte Frauendarstellungen ineinander übergehen. Eine seiner bekanntesten Steinskulpturen trägt auch den Titel "La Cathédrale". Sie stellt zwei in die Höhe ragende Hände dar, die einander umschließen wollen. Wie ein in den Himmel strebendes gotisches Gotteshaus.

"Auguste Rodin: les Cathédrales de France" heißt das beeindruckende Gemälde von Kiefer. Darauf sind seine gigantischen Türme abgebildet, die er unter anderem mit Blei bearbeitet hat. Die Wucht der Materialität ist ein bezeichnendes Element in Kiefers Werk, der mit Erde, Beton, Blei und Stoff arbeitet. "Beide erforschen Materialien", erklärt Mattiussi. Als Beweis dient ihr unter anderem die Rodin-Skulptur "Absolution", eine Frauenskulptur, die aus Gips, Holz und Stoff besteht.

Die Werke von Kiefer und Rodin sind getrennt in unterschiedlichen Räumen untergebracht, denn es handelt sich nicht um einen Dialog im engeren Sinn. "Rodin ist ein Künstler des Frauenakts, Kiefer sucht seine Inspiration in der Vergangenheit", sagt die Kuratorin. "Beide sind jedoch Experimentier-Künstler und Erforscher neuer Wege. Beide haben dadurch sehr persönliche Welten geschaffen."

"Absolution" ist erstmals zu sehen. Die Skulptur befand sich bislang im Depot in Meudon in der Nähe von Paris. Dort hatte der Bildhauer sein Atelier und seine Wohnung. Für die Ausstellung wurde sie restauriert und befindet sich nun im Pariser Museum an jenem Platz, an dem normalerweise die berühmte Marmorskulptur "Der Kuss" steht. Der wird nun ab 22. März in der großen Rodin-Ausstellung im Pariser Grand Palais die Besucher anlocken.

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