CD-Tipp Eine Reise von AC/DC bis zum ADAC

Bonn · Die dänische Gruppe Girls in Airports präsentiert ihr Album „Live“. Das fünfte Album der Band überzeugt mit Klangräumen und Soundeffekten

CD-Tipp: Eine Reise von AC/DC bis zum ADAC
Foto: Edition

Beim Jazzfest Bonn 2016 war die dänische Gruppe „Girls in Airports“ mit ihren fetten Bläsersätzen, den umwerfenden perkussiven Einfällen und den atmosphärisch dichten, farbigen Melodien im Spannungsfeld zwischen Rock, Folk und experimentellem Jazz eine großartige Entdeckung. Damals waren die „Girls“ mit der CD „Fables“ unterwegs. Im vergangenen Jahr haben sie nun die Nachfolgerplatte „Live“ in Deutschland bei drei Konzerten in Hamburg, Dresden und Berlin aufgenommen. Erneut präsentieren sich die Dänen als eine Band, der man in gemächlichem Tempo beim Entwickeln von Klangräumen und Soundeffekten zuhören kann. Was Martin Stender und Lars Greve (beide Saxofon), Mathias Holm am Keyboard, der Perkussionist Victor Dybbroe und der Schlagzeuger Mads Forsby in perfekt abgestimmtem Zusammenspiel abliefern, ist große Klasse.

Gurgelnde und röhrende Bläser

Das fünfte Album der „Girls“ startet mit dem schleppenden Blues „Kanine“, hangelt sich mit schrägem Saxofonsound und der tänzerischen Balkan-angehauchten Ballade „Broken Storms“ hoch zu hitziger Ekstase, um mit „Fables“ das Erfolgsstück von 2015 zu rekapitulieren – mit gurgelnden und röhrenden Bläsern, trägem Schlagwerk in einer orientalisch angehauchten Melodie. „Episodes“ lässt Trommelwirbel mit Free-Jazz-Fetzen aufeinandertreffen, „Aeiki“ dagegen, ein Stück von 2015, kommt unglaublich fragil daher, droht irgendwann im Nichts zu verlöschen, entscheidet sich dann doch, opulent und als großes Breitwandkino wiederaufzuerstehen.

Wilde Riffs, ein treibender Rhythmus und fetzige Bläser prägen die Nummer „ADAC“. Ob dahinter eine verballhornte Hommage an die Rockband AC/DC steckt oder ein Faible für den deutschen Automobilclub steckt, muss jeder für sich herausfinden. „Vejviser“, der Rausschmeißer der glänzenden CD schließlich, lässt noch einmal Stender und Greve mit einer herrlich sanften Saxofonballade glänzen – bevor mit einem schneidenden, schrillen Ton ein Ende gefunden wird. Abenteuerlich.

Girls in Airports: „Live“ (Edition Records)

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