Interview mit Jöran Steinhauer Deutscher Sänger will für Lettland ins ESC-Finale

RIGA/BOCHUM · Beim ESC ist nicht nur Elaiza ein deutscher Export. Denn für Lettland tritt mit Jöran Steinhauer ein junger Sänger aus Bochum an. Ob er es mit seiner Band in die Endrunde schafft, entscheidet sich im Halbfinale am 6. Mai.

Wenn am 10. Mai in Kopenhagen das Finale des Eurovision Song Contests (ESC) steigt, will auch der deutsche Musiker Jöran Steinhauer auf der Bühne stehen - für Lettland. Der aus Bochum stammende Sänger hofft, sich mit seiner Band Aarzemnieki ("Ausländer") und dem Lied "Cake To Bake" für die Endrunde zu qualifizieren.

"Wir sind natürlich ziemlich aufgeregt. Aber wir freuen uns darauf, was uns erwartet", sagt der Wahl-Lette vor dem Halbfinale am 6. Mai. Denn selbst bei einem Scheitern habe er keine Angst als "One-Hit-Wonder" zu enden, sagt Steinhauer in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Herr Steinhauer, wie ist die Stimmung kurz vor dem ESC-Halbfinale?
Jöran Steinhauer: Wir sind natürlich ziemlich aufgeregt. Aber wir freuen uns darauf, was uns erwartet. Beim Eurovision Song Contest kommen Menschen aus ganz Europa zusammen, um sich bei kleinen Begegnungen auszutauschen und auch Musik miteinander zu machen. Das ist eine Art europäische Klassenfahrt in groß. Ich hoffe auf eine herzliche Atmosphäre und werde alles aufsaugen, was ich mitnehmen kann. Es wird aber sicherlich auch ganz intensiv und stressig werden - ich hoffe, dass die positive Energie überwiegt.

Hast Du denn in den letzten Wochen nach eurem Erfolg beim lettischen Vorentscheid ein bisschen Zeit zum Luftholen gehabt?
Steinhauer: Kaum. Wir hatten ja erst diesen Erfolg mit dem Abschiedslied für den Lats (Nationalwährung vor der Euro-Einführung) und dann qualifizierten wir uns auf einmal wie aus dem Nichts für den ESC. Seitdem sind wir dauernd unterwegs.

Falls es mit dem Finale nicht klappt, willst Du es dann nächstes Jahr noch mal versuchen?
Steinhauer: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Guildo Horn meinte damals, er will einmal im Leben zum Grand Prix und einmal zum Sportstudio. Beim Sportstudio saß ich schon mal im Publikum und beim ESC bin ich ja nun auch dabei. Aber wir müssen jetzt erstmal sehen, was in diesem Jahr so geht. Es wäre natürlich toll, wenn es klappt. Ich würde mich wahnsinnig freuen und auch für Lettland wäre es super, weil es sich die letzten fünf Jahre nicht für das Finale qualifiziert hat. Sie hätten es wirklich mal verdient.

Was erwartest Du vom Frauen-Trio Elaiza, den diesjährigen deutschen ESC-Vertreterinnen?
Steinhauer: Das ist ganz schwer vorherzusagen. Der ESC an sich ist ja eine Art Wundertüte und oft spielen Kleinigkeiten eine Rolle. Wichtig ist eine gewisse Authentizität und vor allem, wie sehr ein Lied wiedererkannt wird und im Ohr hängen bleibt. Da ist es nicht schlecht, dass sie ein Akkordeon dabei haben.

Könntest Du Dir eigentlich auch vorstellen, für Deutschland anzutreten?
Steinhauer: Die Frage hat sich mir so - ehrlich gesagt - noch nicht gestellt. In Deutschland steckt schon beim Vorentscheid viel mehr Geld und Prestige dahinter. Und mit Lettland verbindet mich jetzt eben diese ganz besondere Geschichte.

Viele Teilnehmer und sogar Gewinner des ESC sind bald danach vergessen. Was willst Du dagegen tun?
Steinhauer: Ich habe keine Angst als "One-Hit-Wonder" zu enden. Schließlich habe ich in Lettland ja jetzt schon zwei Hits (lacht). Außerdem ist es bisher nicht mein Ziel gewesen, den ESC als Sprungbrett zu nutzen.

Zur Person

Jöran Steinhauer, geboren 1986 in Witten und aufgewachsen in Bochum, ist Lettlands Kandidat für den Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen. Mit seiner Band Aarzemnieki ("Ausländer") gewann der deutsche Sänger überraschend den Vorentscheid in dem baltischen Land. Er lebt derzeit in der lettischen Hauptstadt Riga.

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