Glosse zu Donald Trump Der Boss heißt Bruce

BONN · Anders als bei Obama vor acht Jahren werden bei der Inauguration von Donald Trump eher unbekannte Acts auftreten. So hat unter anderem die Springsteen-Coverformation B-Street-Band abgesagt. Aus Angst, den Boss zu verärgern? Der heißt für die Musiker Bruce und nicht Donald.

Links der angehende Präsident der USA, rechts der "Boss", Bruce Springsteen.

Links der angehende Präsident der USA, rechts der "Boss", Bruce Springsteen.

Foto: dpa

Das Kulturestablishment in den USA wählt im Zweifel links. Stars aus der Film- und Musikszene lassen sich gern am Thron eines demokratischen Präsidenten nieder. Mit Donald Trump fremdeln die Protagonisten naturgemäß. Mehr noch, die Mehrheit der Künstler ist ihm in leidenschaftlicher Ablehnung verbunden.

Die Inauguration des 45. Präsidenten muss daher ohne Glamour und große Namen auskommen. Anders als bei Obama vor acht Jahren werden eher unbedeutende Satelliten um den Planeten Trump kreisen. Verzichten muss der Trumpator auf die musikalische Unterstützung der Springsteen-Coverformation B-Street-Band. Sie hat ihren Auftritt abgesagt, offenbar aus Angst, den Boss zu verärgern. Der heißt für die Musiker Bruce und nicht Donald.

Es wird sich zeigen, ob es noch etwas wird mit der Beziehung zwischen Präsident und Kultur. Derzeit herrscht ein unversöhnliches Klima. Meryl Streep artikulierte ihre Abneigung gegen Trump bei den Golden Globes pointiert und temperamentvoll. Er nannte sie überschätzt - "overrated". So wird das nichts.

Über all der berechtigten Häme, die über dem vom Volk gewählten Präsidenten ausgeschüttet wird, sollte man eines nicht vergessen. Politische Stellungnahmen von den Schönen und Reichen aus der Kultur haben eine überschaubare Halbwertszeit. Was Hollywood und Co. in der Vergangenheit so alles rausgehauen haben, war schnell vergessen. Und weitgehend folgenlos. Marlon Brando boykottierte 1973 die Oscarverleihung, um ein Zeichen für die Indianer zu setzen. Vanessa Redgrave warnte 1978 in einer wirren Ansprache vor Zionismus und Faschismus. Clint Eastwood sprach 2012 mit einem leeren Stuhl, um den Republikaner Mitt Romney zu unterstützen. Hat alles nichts genutzt.

Kunst und Künstler sind nicht dafür geschaffen, die Welt mit Worten zu verändern. Ihre Berufung liegt darin, die Welt zu spiegeln, mit all ihren Wundern und Problemen. Das Zeitlose ist ihre wahre Bestimmung, nicht die parteiliche Zeitgenossenschaft. Im Vers, hat Shakespeare hinterlassen, zwingst du die Sterblichkeit. Oder in filmischen Meisterwerken, mit denen sich die wunderbare Meryl Streep für die Ewigkeit qualifiziert hat.

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