Neue Kinder- und Jugendbücher Der Bock wird König

Bonn · Neue Kinder- und Jugendbücher mit schrägen Charakteren – und dazu ein Briefwechsel der großen Astrid Lindgren mit ihrer jungen Leserin Sara.

 Wenn ein Schaf einen Vogel hat: In Olivier Tallecs Bilderbuch-Fabel „Ludwig I.“ glaubt ein Schafbock, etwas Besseres zu sein als seine Herdengenossen – nur, weil ihm eine Krone zu-gefallen ist ...

Wenn ein Schaf einen Vogel hat: In Olivier Tallecs Bilderbuch-Fabel „Ludwig I.“ glaubt ein Schafbock, etwas Besseres zu sein als seine Herdengenossen – nur, weil ihm eine Krone zu-gefallen ist ...

Foto: picture alliance / dpa

Langsam endet die dunkle Jahreszeit, in der man sich am liebsten mit einer Kanne Tee und einem guten Buch vor dem Kamin einigelt. Aber das macht ja nichts. Noch immer wartet eine ganze Reihe von Kinder- und Jugendbüchern darauf, als Ostergeschenk verschlungen zu werden. Es geht zum Beispiel um Menschen und Tiere, um Briefe und Verse, um Abenteuer und Schurken.

Kleider machen Leute, lehrte schon Gottfried Kellers gleichnamige Novelle. Und eine Krone kann schon einen König machen. Wenn derjenige dann noch ein Schafsbock namens Ludwig ist, dem per Zufall das Zeichen der Königswürde vor die Füße fällt, wird es lustig. Ludwig setzt die Krone auf und wird zum Ersten seines Geschlechtes. Es ist, als hätte der Emporkömmling sich mit dem königlichen Schmuckstück in eine andere Rolle hineinversetzt. Doch leider währt die Dynastie nicht lange … Eine äußerst lehrreiche Fabel und ein witzig gezeichnetes Bilderbuch in einem. Zitat: „Was gut für mich ist, ist auch gut für mein Volk.“ (NordSüd, 40 S., 14,99 Euro)

Das zauberhaft schöne Bilderbuch nimmt uns mit in die Sommerferien. Sechs Wochen Urlaub! Zelten am Meer ist das Größte für einen kleinen Jungen mit seiner Familie. Der Illustrator Philip Waechter entführt den Leser und Zugucker mit ebenso liebevollen wie witzigen Zeichnungen in die Geheimnisse des Zelturlaubes – von der manchmal nervenden Anreise über die Platzsuche bis hin zum auf ewig ungelösten Müll-problem. Das Tolle am Zelturlaub für Kinder ist, dass sie so viel dürfen und es kaum etwas Schöneres gibt, als am nächtlichen Himmel Sterne und Sternschnuppen anzuschauen. (Beltz & Gelberg, 29 S., 12,95 Euro)

Astrid Lindgren, Sara Schwardt: Deine Briefe lege ich unter die Matratze. Ob Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf oder Karlsson vom Dach: Astrid Lindgren war eine der wunderbarsten Kinderbuchautorinnen. Aber sie war auch eine begnadete Briefeschreiberin. Während diese Kulturtechnik heute langsam auszusterben droht, widmete sich die schwedische Autorin ab April 1971 einer seltenen Brieffreundschaft mit der damals zwölf Jahre alten Sara. Bis zum Tod der berühmten Schriftstellerin 2002 schreiben sich die beiden. Ein ergreifendes und sehr menschliches Buch, das die große Lindgren aus neuer Perspektive zeigt. (Oetinger, 240 S., 19,99 Euro)

Adele Griffin: Das unvollendete Leben der Addison Stone. Eine wunderschöne, wilde Künstlerin stürzt mit nur 18 Jahren von der New Yorker Manhattan Bridge in den Tod. Doch war es wirklich ein Unfall? Oder war es ein Mord oder gar Selbstmord? In ihrem Jugendbuch geht Adele Griffin dem Leben der gefeierten jungen Künstlerin Addison Stone auf die Spur. Das Besondere an diesem Buch: Es handelt sich um eine fiktionalisierte Biografie, also um die erfundene Lebensgeschichte eines Kunststernchens, die in Aufmachung und Stil daherkommt wie echt. Der Titel sieht aus wie ein Mode-Magazin, drin sind viele Echtheit vorgaukelnde Fotos. Wer nicht genau aufpasst, kann der Autorin auf den Leim gehen. Eine spannende Erzählform. (cbt, 224 S., 14,99 Euro)

Uwe-Michael Gutzschhahn, Sabine Wilharm: Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her. Kinder lieben Quatsch. Noch viel mehr lieben sie ihn, wenn er in Reimform daherkommt. Deshalb ist diese Sammlung von mehr als 150 Nonsens-Gedichten mit Beiträgen von Christian Morgenstern, Ernst Jandl, Robert Gernhardt und Karl Valentin ein Fest für große und kleine Leser, die den spielerischen Umgang mit der Sprache lieben. Sabine Wilharm hat dieses Versliebhaberbuch mit fantasievollen Bildern illustriert. (cbj, 192 Seiten, 19,99 Euro)

Christian Duda:Elke. Ein Blech Russischer Zupfkuchen begründet die besondere Freundschaft zwischen der leidenschaftlichen, korpulenten Kuchenbäckerin Elke und dem kleinen Jungen Kasimir. Der hat einen alleinerziehenden Vater, der sich wundert, als Kasimir nach seiner Heimkehr keinen Kuchen mehr will, weil er den ja schon von Elke in Uwes Café bekommen hat. Doch Vater und Elke freunden sich an, und Kasimir darf regelmäßig bei Elke im Café frühstücken, was den Vater entlastet. – Christian Duda erzählt mit einem kindlichen Blick diese kleine, leise, soziale Geschichte von der Lubitsch-Straße. (Beltz & Gelberg, 160 S., 12,95 Euro)

Sabine Ständig: Foxgirls. Puder Zucker und Bonnie Vanzetti sind zwei echte Mädels aus Sankt Pauli. Als die beiden eines Abends im Hinterhof einen verletzten Fuchs finden, ändert sich ihr Leben schlagartig. Denn der Fuchs ist kein gewöhnlicher Fuchs, sondern ein Geist in Fuchsgestalt. Als er Puder und Bonnie beißt, geht ein Teil seiner Magie auf sie über. In Fuchsgestalt streunen sie durch die Stadt und erfahren, dass es dort von magischen Gestalten nur so wimmelt: Elbnymphen, U-Bahn-Ghule und Stadtwerwölfe treiben ihr Unwesen, und schnell geraten die Mädels ins Visier zwielichtiger kryptozoologischer Jäger. Ein Roman für Kinder ab zehn Jahren. (cbt, 304 S., 12,99 Euro)

Philip Ardagh: Familie Grunz auf der Flucht. Allein die Bilder des Illustrators Axel Scheffler („Grüffelo“, „Stockmann“) machen diese Kinderbuch-Fortsetzung schon sehenswert. Lesenswert macht die Geschichte über die ungewöhnliche Familie Grunz der englische Autor Philip Ardagh. Der schickt die Familie Grunz diesmal auf die Flucht: Denn Herr Grunz, Frau Grunz und Sohnemann haben sich bei einigen Spitzbuben eine Menge Ärger eingehandelt. Und als die Gauner wieder aus dem Gefängnis kommen, wollen sie Rache. Familie Grunz macht sich aus dem Staub. – Ein Spaß für Kinder, weil die Geschichte verrückt und flott erzählt ist und die Hauptpersonen ein bisschen frecher, lauter und unerhörter sind als andere Familien. (Beltz & Gelberg, 258 S., 12,95 Euro)

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