Ex-Intendant Claus Peymann vermisst das Chaos im Theater

Wien · Er fürchert, aufs Altenteil abgeschoben zu werden. Claus Peymann hat mal wieder zum Rundumschlag ausgeholt.

 Theaterregisseur Claus Peymann im Burgtheater.

Theaterregisseur Claus Peymann im Burgtheater.

Foto: Lisi Niesner

Der Theaterregisseur Claus Peymann hat nach eigenen Worten keine Chance auf eine weitere Inszenierung am Wiener Burgtheater. Martin Kusej als künftiger Intendant habe ihm eine klare Absage erteilt, sagte der 81-jährige Ex-Chef des Berliner Ensembles im Interview der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

"Auch, wenn ich ein bisschen traurig bin, dass er mich so aufs Altenteil schiebt, wünsche ich ihm Glück." Kusej stehe unter Druck. "Er muss beweisen, dass die ungeheuren Summen, die auch jene aufbringen, die nicht Besucher des Burgtheaters sind, es wert sind", so Peymann.

Kusej, derzeit noch Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels, wird zur Spielzeit 2019/2020 die Nachfolge von Karin Bergmann in Wien antreten. Peymann war von 1986 bis 1999 selbst Chef der Wiener Bühne. Aktuell inszeniert er Ionescos "Die Stühle" am Akademietheater, einer Spielstätte des Burgtheaters. Kusej hatte mit Äußerungen über eine starke Veränderung des aktuell etwa 65-köpfigen Ensembles bei den Schauspielern bereits für erhebliche Unruhe gesorgt.

Peymann kritisierte auch die Einschränkungen, die aktuell bei den Theatern herrschten. Organisatorische Zwangsauflagen könnten "in einer geordneten Grabesstille" enden. "Alles wird verboten in diesem neuen, modernen Biedermeier." Samstags werde nicht mehr geprobt, die Arbeitszeiten der Schauspieler würden reglementiert wie bei den Beamten. Der Künstler brauche aber Luft, Raum, Anarchie und Risiko. "Heute herrscht ja bei der Deutschen Bank und bei der Bundesbahn mehr Chaos als an den Sprechtheatern", beklagte Peymann.

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