Interview zum Start von "Déjà-vu" Bonner Dustin Loose dreht seinen ersten Tatort

Bonn · Der neue Tatort "Déjà-vu" aus Dresden ist der erste abendfüllende Film des Bonners Dustin Loose, der seine ersten Schritte am Jungen Theater Bonn machte. Wie er zu seinem ersten Tatort kam, erzählt er im Interview.

Dustin Loose kam am 23. November 1986 in Bonn zur Welt. Seine Karriere startet er als Schauspieler am Jungen Theater Bonn. 2005 sorgt er für Aufsehen mit dem Film „Rolltreppe abwärts“. Loose studiert Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Sein Diplomfilm „Erledigung einer Sache“ wird 2015 mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Heute lebt Dustin Loose in Berlin.

Hätten Sie sich träumen lassen, mal einen Tatort zu drehen?

Nein, das hatte ich nicht auf dem Zettel. „Déjà-vu“ ist nicht nur mein erster Tatort, sondern auch mein erster abendfüllender Film. Ich habe nach dem Studenten-Oscar zunächst Serien gedreht. Und da kam plötzlich der Anruf des MDR, ob ich Zeit und Lust hätte, diesen Tatort zu drehen. Gemeinsam mit Wolfgang Petersen bin ich der jüngste Regisseur dieser berühmten Reihe.

Die rufen also an?

Die rufen an. Ich saß gerade im Zug. Auf der anderen Seite sagte die Produzentin, wir machen den Tatort zusammen – und prompt hatte ich zwei Stunden keinen Empfang mehr. Ich konnte meine Freude also nur mit mir selbst teilen, was aber auch schön war.

Wie kam der MDR auf Sie?

Die Produzentin des Dresdner Tatorts hatte meinen Oscar-Film gesehen und fand ihn gut. Der MDR setzt auf junge Filmemacher, auch um am jungen Publikum dranzubleiben, ein neuer Trend.

Sind Sie selbst Tatort-Gucker?

Klar, das Format kenne ich gut. Besonders interessant am Dresdner Tatort ist, dass hier zwei starke Kommissarinnen ermitteln.

Sie haben – noch als Schüler am Hardtberg-Gymnasium – mit anderen Schülern das Kultbuch „Rolltreppe abwärts“ verfilmt. Lässt sich das mit Ihren heutigen Drehbedingungen vergleichen?

Wir hatten von nichts eine Ahnung, haben aber das Beste daraus gemacht. Wir hatten 3000 Euro Budget und zwölf Drehtage. Es ist absurd, dass das gelingen konnte. Wir haben mit Geist und Seele versucht, einen Film herzustellen.

Spielt diese Seele auch bei gegenwärtigen Projekten eine Rolle?

Am Anfang muss die Seele da sein, aus der sich die Energie speist, die so ein Team durch den gesamten Prozess des Filmemachens tragen kann. Das ist die Magie des Filmemachens. Man sieht etwas und hat eine Vision davon. Eine Geschichte, die erzählt werden muss. Auch wenn alles unmöglich erscheint. Die Vision, die Leidenschaft, die Mitstreiter müssen da sein, um das gelingen zu lassen. Die Energie hinter „Rolltreppe abwärts“ und dem Tatort ist vergleichbar.

„Rolltreppe abwärts“ war ein gelungener Schülerstreich. Er lief bundesweit in den Kinos. Wie steinig war der Weg, der folgte?

Was das Filmemachen betrifft, so habe ich in Ludwigsburg auf der Filmakademie das Rüstzeug gelernt. Die Erfahrungen in dem Schutzraum Filmhochschule waren wichtig. Aber dann ist man fertig und Diplom-Regisseur, was niemanden wirklich interessiert.

Was kommt dann?

Es muss sich herumsprechen, dass man überhaupt da ist. Es gibt halt kein Bewerbungsverfahren für einen Regiestuhl. Man muss Leute dahin bringen, dass sie einem vertrauen. Das ist die Währung.

Was spielt die größte Rolle?

Bekanntheit und Vertrauenswürdigkeit sind entscheidend, daran arbeite ich mit meinen Filmen. Die Filme müssen dafür gesehen werden, Preise bekommen, bei Festivals gezeigt werden.

Gab es Momente, in denen Sie hinschmeißen wollten?

Die gab es. Niemand wartet auf einen. Es gibt viele Filmemacher auf dem Markt und nur wenige freie Sendeplätze. Den Fuß da reinzubekommen, ist schwer.

Wie ist es dennoch gelungen?

Nach meinem Abschluss habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Ich hatte damals zehn Jahre Zeit darauf verwendet, Filme zu machen. Ich wollte die Entbehrungen auf mich nehmen, dass das klappen kann. Ohne Geld. Also habe ich mir eine Frist von einem Jahr gesetzt. Keine anderen Jobs, sondern Kontakte knüpfen, ich wollte bereit sein, wenn sich eine Tür öffnet. Anerkennung war da, aber noch nicht das Vertrauen. Nach einem Jahr bewegte sich immer noch nichts. Also habe ich gesagt: Letzte Galgenfrist, zwei Monate. Immer noch nichts. Und da kam der Anruf aus Los Angeles.

Sie meinen den Studenten-Oscar?

Der Anruf kam nachts. Ich habe an einen blöden Scherz geglaubt und aufgelegt. Aber das kennen die wohl, und dann rufen sie ein zweites Mal an. Diese Branche kann einen mürbe machen, zum Aufgeben zwingen, aber sie kann eben auch mit einem einzigen Anruf alles umdrehen.

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