Schauspieler Hans-Michael Rehberg gestorben Bischof Hemmelrath und König Lear

Bonn · Zum Tod des Schauspielers Hans-Michael Rehberg. In Köln gehörte er in den 1990ern zum Theaterensemble.

 Hans-Michael Rehberg 2007 in Berlin.

Hans-Michael Rehberg 2007 in Berlin.

Foto: picture alliance / dpa

Sein Kopf war wie geschaffen für prägende Rollen im Theater, im Film und im Fernsehen. Hans-Michael Rehberg, der am Dienstagvormittag im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben ist, konnte verschlossene Charaktere ebenso darstellen wie aus der Haut fahrende Choleriker und psychisch labile Einzelgänger.

Rehberg wurde 1938 in Fürstenwalde bei Berlin geboren. In Essen absolvierte er seine Schauspielausbildung. Dem großen Fernsehpublikum wurde er vor allem als ehrgeiziger Bischof Sebastian Hemmelrath aus der Fernsehserie „Pfarrer Braun“ bekannt. Im Kino spielte er unter anderem in dem Drama „Die Wand“ mit Martina Gedeck und in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“.

Am Münchner Residenztheater war der Schauspieler zuletzt in Mateja Kolezniks „Ödipus“-Inszenierung zu sehen. In dem Antiken-Drama von Sophokles spielte Rehberg Teiresias, den blinden thebanischen Seher. Am 28. Oktober hatte er seinen letzten Bühnenauftritt.

Seine Berufslaufbahn begann Rehberg an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld-Mönchengladbach. Es folgten die Münchner Kammerspiele, das Thalia Theater Hamburg, das Wiener Akademietheater, die Freie Volksbühne Berlin, das Schauspielhaus Zürich, das Staatstheater Stuttgart, das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, die Berliner Schaubühne sowie die Salzburger Festspiele. Und Köln. Hier gehörte Rehberg in den 1990er Jahren zu den führenden Kräften des Theaters, als Schauspieler und Regisseur setzte er Akzente. 1992 spielte er neben Ingrid Andree in Günter Krämers Strindberg-Inszenierung „Totentanz“: dreistündiges Ehehöllentheater. Zwei Jahre später setzte Krämer seinen Schauspielstar als König Lear ein. Rehberg näherte sich der Figur zunächst beißend und greinend, dann schrill und eruptiv. Am Ende zeigte dieser König, dass die Ursachen seines Leidens in der Gesellschaft lagen. Shakespeares „Lear“ war in Rehbergs Deutung eine soziale Tragödie.

1995 inszenierte Rehberg sich in der Schlosserei selbst: in Thomas Bernhards Drama „Einfach kompliziert“. Als typisch Bernhardscher „Selbstgesprächskünstler“ räsonierte er über Leben und Tod, Kunst und Philosophie. Weltekel, Einsamkeit und die Angst vor Wahnsinn peinigen den alten Mann. Das Crescendo seiner Stimme opponierte der Hinfälligkeit seines Körpers.

Rehbergs Gesicht spiegelte widerstreitende Empfindungen und Seelenzustände: Mal war es eingefallen und jenseitig leer, mal auffahrend und kindlich begeistert. Dieser faszinierende, mitunter abstoßende Greis wuchs einem nicht ans Herz. Doch er zog das Publikum 90 Minuten lang in seinen Bann. Das war Rehbergs Kunst zu verdanken.

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