Goldene Löwen Biennale in Venedig: Triumph für deutsche Künstler

Venedig · Deutschland kann sich auf der Kunst-Biennale in Venedig doppelt feiern. Sowohl der Pavillon von Anne Imhof als auch der Künstler Franz Erhard Walther holen den wichtigsten Preis - mit zwei ganz unterschiedlichen Werken.

 Die Preisträger des Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag: Anne Imhof (M) und Kuratorin Susanne Pfeffer (l).

Die Preisträger des Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag: Anne Imhof (M) und Kuratorin Susanne Pfeffer (l).

Foto: Felix Hörhager

Zwei deutsche Künstler haben die beiden wichtigsten Preise bei der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig geholt.

Der von der Frankfurter Künstlerin Anne Imhof gestaltete deutsche Pavillon bekam den Goldenen Löwen als bester nationaler Beitrag. Der Konzeptkünstler Franz Erhard Walther aus Fulda wurde mit dem Goldenen Löwen als bester Künstler ausgezeichnet. Die Jury würdigte "verstörende" und "radikale" Arbeiten.

Die 57. Biennale mit dem Motto "Viva Arte Viva" eröffnete am Samstag unter großem Andrang für das Publikum. Die Schau gehört zu den wichtigsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst.

Im deutschen Pavillon zeigt die Frankfurter Künstlerin Imhof (39) die etwa fünf Stunden lange düstere Performance "Faust", in der sich Darsteller zu dumpfen Sounds bewegen und der Zuschauer mitten in der Performance steht. Kuratiert wird der Pavillon von Susanne Pfeffer vom Fridericianum in Kassel. Die Jury lobte die "kraftvolle und verstörende Installation, die drängende Fragen der Zeit stellt". "Sie drängt den Zuschauer in einen Zustand der Angst", heißt es in der Begründung.

Ihr Beitrag stehe für "das Recht, anders zu sein", sagte Imhof in ihrer Dankesrede. Er bezieht sich auch auf die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Der deutsche Pavillon wurde in der NS-Zeit von den Nazis umgestaltet und für ihre Propaganda genutzt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte, mit dem Kunstwerk zeigten die Kuratorin Pfeffer und die Künstlerin Imhof, "dass starke Frauen mit ihrer Kunst Maßstäbe setzen können". Außenminister Sigmar Gabriel sagte, die Biennale würdige zwei Künstler, "die auf jeweils ganz unterschiedliche Weise zum Nachdenken über Grenzen und Möglichkeiten von Kunst und Gesellschaft einladen".

Walther (77) zeigt in Venedig ein großformatiges Werk aus Textil und Stahlplatten. Sein Werk hätte eine "radikale und komplexe Natur", so die Jury. Seine Arbeiten "bringen Form, Farbe, Stoffe, Skulptur und Performance zusammen und binden den Zuschauer auf eine gewinnende Art und Weise ein", heißt es in der Begründung.

Walther ist bekannt für seine Kunst, bei der der Betrachter teilhaben kann. "Wenn Sie nun in die Ausstellung gehen, können sie (in dem Werk) aktiv werden. Es ist also für Sie alle möglich, ein Kunstwerk zu werden", sagte Walther nach der Verleihung. Er freute sich über die Anerkennung. Eine wichtigere Auszeichnung als den Goldenen Löwen gebe es nicht. "Also welchen Preis soll ich jetzt noch bekommen?"

Zuletzt hatte Christoph Schlingensief 2011 posthum den Goldenen Löwen für den deutschen Pavillon geholt. 2013 erhielt der deutsch-britische Künstler Tino Sehgal den Goldenen Löwen als bester Künstler. Die Preisträger-Statistik der rund 120 Jahre alten Biennale geht nur bis 1986 zurück, demnach hat Deutschland seitdem noch nie die beiden wichtigsten Preise gleichzeitig erhalten.

In Hessen war die Freude besonders groß, da die Preisträger beide aus Fulda stammen. Imhof arbeitet mittlerweile in Frankfurt. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein (CDU) wertete den Sieg als "großartigen Erfolg". Gratulationen kamen auch von der documenta-Stadt Kassel.

Die 57. Kunst-Biennale öffnete am Samstag für das Publikum. Zu der Schau werden bis zum 26. November eine halbe Million Besucher erwartet. Die Hauptausstellung unter dem Titel "Viva Arte Viva" (etwa: Es lebe die Kunst, sie lebe) kuratiert die Französin Christine Macel.

Etwa 120 Künstler aus 51 Ländern zeigen darin ihre Werke, darunter neben Walther drei weitere deutsche Künstler: Michael Beutler, Andy Hope und Fiete Stolte (alle arbeiten in Berlin). Neben der Hauptausstellung präsentieren mehr als 80 nationale Pavillons die Beiträge ihrer Länder.

Als bester Nachwuchskünstler bekam der in Ägypten lebende Hassan Khan den Silbernen Löwen. Eine Besondere Erwähnung für den nationalen Beitrag erhielt Brasilien für die Präsentation von Cinthia Marcelle. Charles Atlas und Petrit Halilaj bekamen eine Besondere Erwähnung als Künstler. Den Goldenen Löwen für das Lebenswerk erhielt Carolee Schneemann aus den USA.

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