Konzert in Köln So war der Auftritt der Stray Cats im Palladium

Köln · Die Stray Cats haben dem proppenvollem Palladium das Rockabilly-Fieber verpasst - dabei hatte das Trio ursprünglich andere Pläne.

 Rücktritt vom Rücktritt: Brian Setzer (links) und Lee Rocker sind wieder als Stray Cats unterwegs. FOTO: BRILL

Rücktritt vom Rücktritt: Brian Setzer (links) und Lee Rocker sind wieder als Stray Cats unterwegs. FOTO: BRILL

Foto: Thomas Brill

Im Jahr 1979 war Rockabilly praktisch tot: Knödelkönig Elvis war 1977 gestorben, Pionier Carl Perkins spielte lieber Countryshows mit seinen Kumpels Johnny Cash und Jerry Lee Lewis. Das Radio dominierten stattdessen Donna Summer, Blondie und ein blutjunger Michael Jackson. In Long Island gründete sich fernab des Mainstreams jedoch ein Trio, dass der vergessenen Musikrichtung mit seinem eigenwilligen Mix aus Rockabilly, Punk und New Wave neues Leben einhauchte: die Stray Cats. Eben jene Streuner spielten am Donnerstag im proppenvollen Palladium in Köln auf, um 40 Jahre nach der Wiedergeburt des Rockabilly auch ihre eigene Wiederkehr zu feiern.

Für langgediente Fans von Gitarrist Brian Setzer, Schlagzeuger Slim Jim Phantom und Bassist Lee Rocker hatte das Wiedersehen Déjà-vu-Charakter – im Sommer 2008 waren die Stray Cats nämlich schon einmal in hiesigen Gefilden. Allerdings, um im Rahmen einer letzten Tournee Lebewohl zu sagen. Ärger darüber, dass der Abschied nicht endgültig war, ließ sich jedoch nicht aus den Gesichtern der Fans herauslesen, die für die Show teilweise mehrere hundert Kilometer gereist waren, wie die Nummernschilder der vor der Halle geparkten Autos verrieten.

Nicht in die Jahre gekommen

Nach einem kurzen Vorspiel der russischen Surfband Messer Chups geschah dann das, was sich die meisten Fans nach dem Abschied der Katzen lange nur erträumen konnten: Die Stray Cats entern die Bühne und starten ohne viel Brimborium und aufwendiger Bühnendeko mit einem neuen Song namens Cat Fight (Over a Dog Like Me). Dabei wirkten Setzer und seine zwei Mitstreiter alles andere als in die Jahre gekommen, dafür aber angenehm reif und trotzdem verspielt.

Der Frontmann war gut bei Stimme, Slim Jim Phantom grätschte dem Gesang Setzers nach alter Manier mit einem gewissen Schalk im Nacken mit frechen Zwischenrufen und Schreien dazwischen. In den gut zwanzig Stücken der Setlist durften Kracher wie „Runaway Boys“ und das Gene Vincent-Cover „Double Talkin' Baby“ natürlich nicht fehlen, in diesem Sinne ebenso wenig „Gene and Eddie“ oder „Rumble in Brighton“.

Richtig zur Sache ging es, wie zu erwarten war, bei der Hymne der Neo-Rockabilly-Helden, dem „Stray Cat Strut“, der von der anwesenden Meute lautstark im leicht schrägen Katzenchor mitgesungen wurde.

Klassiker und neues Material

Neben den unsterblichen Klassikern der Band wurde auch neues Material präsentiert. In punkto Kraft und Groove konnte die Band mit dem Lied „Rock It Off“ punkten, das zweifellos der Hit des aktuellen Albums „40“ ist. Mit Stray Cats-typischem Sound kommen an diesem Abend auch Neulinge wie „Three Time's A Charm“ oder das ebenfalls großartige „Mean Pickin‘ Mama“ daher, allerdings reichte live kein Stück der neuen Auskopplung an „Rock It Off“ heran.

Nach etwas mehr als einer Stunde Set machte die Band mit einem kurzen Zugabenblock den Sack zu, an dessen Ende „Rumble in Brighton“ stand. Nach Ausklingen des letzten Applauses festigte sich der Eindruck, dass der Drops für die Stray Cats, vor allem in Anbetracht des starken neuen Materials, noch lange nicht gelutscht ist. Und wie sang Carl Perkins 1981 schon kurz nach dem Release des Debüts der damaligen Nachwuchsband: „Rockabilly fever – looks like it's coming back again.“ Eine Neuauflage in 2019? Die Besucher der Kölner Show wurden definitiv angesteckt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort