Concerto Köln in der Philharmonie Kent Nagano gibt Konzert in Köln

Köln/Bonn · Der Pultstar spricht über sein „Ring“-Projekt mit dem Kölner Alte-Musik-Ensemble. Am Sonntag gibt es eine Kostprobe mit dem "Siegfried-Idyll".

 Klangreise durch die Musik der Romantik: Dirigent Kent Nagano im Köln-Ehrenfelder Stammsitz von Concerto Köln.

Klangreise durch die Musik der Romantik: Dirigent Kent Nagano im Köln-Ehrenfelder Stammsitz von Concerto Köln.

Foto: Thomas Brill

Beim Alte-Musik-Ensemble Concerto Köln geben sich die berühmten Dirigenten der Welt nicht gerade die Klinke in die Hand. Das hat gute Gründe. Denn erstens kommt das sich selbst verwaltende Orchester ganz prima ohne musikalischen Chef an der Spitze aus, und zweitens spielt Concerto Köln meist in kleiner Besetzung Programme mit Musik aus dem 18. Jahrhundert, die nicht zwingend einen Dirigenten erfordern.

Einer der wenigen Pultstars, mit denen die Kölner jedoch regelmäßig zusammenarbeiten, ist der Amerikaner Kent Nagano, derzeit musikalischer Chef der Oper in Hamburg und des Orchestre symphonique de Montréal. Mit ihm ist das Kölner Orchester zu einer spannenden Zeitreise ins 19. Jahrhundert aufgebrochen, an deren Ende die konzertante Aufführung von Richard Wagners Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“ stehen wird – in historisch informierter Aufführungspraxis auf alten Instrumenten, wie Wagner sie vorfand. Ein absolutes Novum.

Wenn Nagano über das Projekt, das sie „Wagner-Lesarten“ nennen, spricht, schwingt in jeder Silbe Begeisterung mit. Für ihn selbst ist das auch ein großes Experiment: „Ich finde die Vorstellung faszinierend, dass die Kollegen von Concerto Köln mit Wagners Musik Neuland betreten. Sie sind es gewohnt, die Alte Musik zu spielen. Es muss deshalb für sie heute so sein wie für die Musiker damals, die zum ersten mal Wagners Musik aufführten. Concerto Köln ist eines der wenigen Ensembles, die diese Entdeckungsreise überhaupt machen können. Man hört das. Sie spielen die Musik mit einer Energie, die man nur findet, wenn Musiker etwas zum ersten Mal spielen.“

Nagano selbst kann, anders als Concerto Köln, auf jede Menge Erfahrung mit Wagner verweisen. Dessen Opern hat er mehrfach in Hamburg, aber auch zuvor in München aufgeführt, wo die ersten beiden Teile des „Rings“, „Rheingold“ und „Walküre“, uraufgeführt wurden.

Am Sonntag in der Kölner Philharmonie wird es einen kleinen Vorgeschmack auf den für die Saison 2020/21 avisierten „Ring“ geben, wenn sie das Siegfried-Idyll aufführen. Eingebettet in ein romantisches Programm mit Werken von Niccolò Paganini (Violinkonzert Nr. 4) und Hector Berlioz („Harold in Italien“). Nagano: „Wir machen eine Reise durch das Repertoire hin zu Wagner. Wir konfrontieren ihn mit der Musik seiner Zeitgenossen.“ In weiteren Konzerten im Mai und im Oktober werden sie zum Beispiel Bruckners dritte Sinfonie spielen und sogar Jacques Offenbach (den dritten Akt aus „Hoffmans Erzählungen“) mit Wagner konfrontieren.

Nicht eins zu eins

Für die Einstudierung der Musik Wagners reicht es freilich nicht, einfach auf Instrumente der Wagner-Zeit zurückzugreifen, die aufzutreiben und zu bedienen schon schwierig genug ist. Das Vorhaben bedarf auch einer ständigen wissenschaftlichen Begleitung. Dafür hat das von der Kunststiftung NRW sowie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft geförderte Projekt Unterstützung bei verschiedenen Universitäten gefunden, vor allem bei der Hochschule für Musik und Tanz Köln, aber auch beim Musikwissenschaftlichen Institut der Kölner Universität, wo im Herbst 2017 bereits ein erster Kongress zum Thema einberufen worden war.

Beim „Ring“-Projekt geht es Nagano nicht darum, die Bayreuther Uraufführung von 1876 eins zu eins zu imitieren. „Für uns ist es viel interessanter, zu fragen, welche Klangvorstellung von ihrer Musik Wagner, Berlioz oder Paganini hatten. Nicht: Was haben sie gehört? Sondern: Was erträumten sie sich zu hören?“ Nagano will den Gefühlen, die in der Musik zum Ausdruck kommen, auf den Grund gehen und sie durch die alten Instrumente neu erblühen lassen. Und stellt die Frage in den Raum: „Wie klingt Liebe?“

Philharmonie Köln, 20. Januar, 20 Uhr, Concerto Köln, Shunske Sato (Violine), Nils Mönkemeyer (Viola), Kent Nagano (Dir.), Werke von Wagner, Paganini und Berlioz. Karten bei Bonnticket.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort