Kit Armstrong in der Kölner Philharmonie Kammermusik auf höchstem Niveau

Köln · Kammermusik auf höchstem Niveau versprach ein Abend mit dem Wunderkind Kit Armstrong, das sich heute als junger Mann des Jahrgangs 1992 in den erlesensten Kreisen angesagter Talente der Musikwelt tummelt. Für ein Kammerkonzert mit selten rekrutierten Werken war die Kölner Philharmonie gut besucht, für ein Konzert am 2. Weihnachtstag eher bescheiden. Da bissen sich Inhalt und Festtag.

 Konzert voller Kontraste: Starpianist Kit Armstrong (Mitte) probt mit Marc Bouchkov (Violine) und Boglárka Pecze (Klarinette) für sein Weihnachtskonzert in der Kölner Philharmonie.

Konzert voller Kontraste: Starpianist Kit Armstrong (Mitte) probt mit Marc Bouchkov (Violine) und Boglárka Pecze (Klarinette) für sein Weihnachtskonzert in der Kölner Philharmonie.

Foto: Brill

Es sei schon hier angekündigt - das Finale gedieh zum erwarteten Fest. Aber das mussten sich die meisten Gäste erst verdienen. Armstrong, der immer noch aussieht wie ein Pennäler, aber bereits auf ein erfülltes wie erfolgreiches wissenschaftliches und musikalisches Leben zurückblicken kann, hatte Auszüge aus dem "Weihnachtsbaum" von Franz Liszt aufgelegt, eine Sammlung von kleineren Klavierkompositionen. Es handelt sich um oft meditative, immer bis in die Tannenspitzen nachklingende Stücklein, die sich aneinandergereiht zu einem Lindwurm der Schläfrigkeit addierten - auch in der delikaten Pianokultur des amerikanischen Starpianisten.

So unterzogen ab dem "Schlummerlied" ostinate Schnarcher der Großväter den Flügelklang, begleitet von aus erschlafften Händen stürzenden Programmheften. Gegen Ende weckten ungarische und polnische Tanzrhythmen alle auf, jetzt stand Bartók auf dem Programm.

"Contrasts" für Violine, Klarinette und Klavier baten die ungarische Klarinettistin Boglárka Pecze und den französischen Geiger Marc Bouchkov auf die Bühne, die sich - wie der Titel schon andeutet - in ihrem Spiel phasenweise virtuos bekriegen. Dabei steigt die Klarinette gern in kreischende Höhen, und der Geiger benötigt eine zweite Geige in eigener Stimmung für ein fetziges Entree. Der Flügel erzeugte zum Schlusston eine Explosion im Bassregister, ein Lacher im Publikum.

Kit Armstrong wäre nicht Kit Armstrong, wenn er nicht auch ein mehrfach preisgekrönter Komponist wäre. Sein Quartett "Breaking Symmetry" hat er mit 16 geschrieben. Dazu traten der Hornist Alec Frank-Gemmill, der Bratscher Nils Mönkemeyer und der Cellist Christian Poltéra zum genannten Geiger. Kit dirigierte die junge Elite durch die stehenden Klangflächen und wechselnden Rhythmen, das Horn legte ein Kernmotiv vor, die Streicher fungierten zunächst als Trio.

Doch die Erzählerrolle wurde weitergereicht, es war ein gleichberechtigtes Quartett, in denen die Interpreten Virtuosität, kammermusikalischen Zusammenklang und künstlerische Wärme präsentieren konnten - beinahe ein abstraktes Weihnachtsständchen.

Herzlichkeit und fetten Schönklang bescherte das Sextett op. 37 von Ernst von Dohnányi, voller romantischer Sound vom Klavierquartett plus Horn und Klarinette, alle Künstler ausgestattet mit feinsten Instrumenten. Spürbar war der Sturm der Begeisterung in den jungen Herzen der Interpreten für diese Musik des Jahres 1935, die jeden kammermusikalischen Schwung einforderte und dem anscheinend ewig Gestrigen humoristisch Zeitgeist verlieh - das wurde grandios vermittelt.

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