Fatih Çevikkollu Kölner Kabarettist begeistert in der Oberen Burg

Rheinbreitbach · Fatih Çevikkollu fragte in der Oberen Burg: "Sind FDP-Wähler hier? Ich möchte gern einen sehen, bevor die komplett verschwinden." Aber: "Ich will keine Witze über die FDP machen. Das wäre Kinderschubsen", legte er nach.

 Bestens gelaunt: Fatih Çevikkollu in Rheinbreitbach.

Bestens gelaunt: Fatih Çevikkollu in Rheinbreitbach.

Foto: Melsbach

Auf "der schönsten Bühne, die ich je hatte", zeigte der Kölner Kabarettist sein Programm "Fatih unser!" Und nach drei Stunden versprach er Dietmar Ackermann, dem Vorsitzenden des Förderkreises Obere Burg: "Ich komme wieder."

Die Bühne zwischen zwei Besucherblocks, die nur durch einen Teppich angedeutet war und quasi Tuchfühlung zu den ersten Reihen erlaubte, stellte für den Künstler eine besondere Herausforderung dar. Kein Problem. Pointiert, witzig, scharfzüngig beleuchtete er trotz der Enge Fragen des Lebens.

Ganz in Weiß betrat Çevikkollu das "letzte aller Wartezimmer". Zuvor hatten die Besucher im Dunkeln akustisch einen Autounfall verfolgt. Schwerelosigkeit, das helle Licht und dann das Nichts. "Das kann es doch nicht gewesen sein. Das soll der Himmel sein, ein leerer Raum, quasi ein göttlicher Kreißsaal, mit unendlichen Weiten?", will er wissen.

Von hier aus stellte er "dem Big Boss" da oben seine Fragen und macht klar: "Ich muss zurück." Wieder auf der Erde, setzt der gelernte Schauspieler sein Bäuchlein in Szene und meint: "Früher war das ein Wohlstandsbauch. Heute stehen bei 450 Gramm die Weight Watchers vor der Tür." Dann zeigte er Diätpäpsten und Mode-Diktatoren die rote Karte: "Eine Frau muss rund sein. Stell' Dir vor, so ein Knochengerüst liegt an Deiner Seite."

Köstlich auch Fatih Çevikkollu als Helmut Schmidt, der an seiner Zigarette zieht und in der Talkschau unbeirrt antwortet: "Ich bleibe bei meinem Standpunkt!" Bleibt noch der Papst, der nach seiner Rücktrittsankündigung die erste SMS von Annette Schavan bekommt: "Danke, Supertiming!"

Und was macht Peer Steinbrück im Superwahljahr 2013? "Unser Billion-Dollar-Baby spricht nicht so oft im Bundestag. Die können ihn nicht bezahlen." Merkels Statement, dass Multikulti gescheitert ist? "Nicht schlecht, dafür dass sie gerade mal 20 Jahre hier lebt, die Ucker-Maus!", spielt er auf Merkels Heimat, die Uckermark, an.

Doch Çevikkollu scheut sich auch nicht, Politiker Erdogan aufs Korn zu nehmen, der den Türken bei seinen Deutschland-Besuchen populistisch zuruft: "Ich bin euer Ministerpräsident!" Çevikkollu: "Was nicht in den Medien steht: 2,99 Millionen Türken rennen nicht hin, wenn Erdogan spricht."

Zum Abschluss las er noch aus seinem Buch "Der Moslem-TÜV" das Kapitel "Gefangen im Taunus" vor, in dem er Erinnerungen an die 3000 Kilometer langen Heimfahrten im Ford Taunus der Eltern beschreibt. "Wer möchte das haben?" Die erste Besucherin, die sich meldete, bekam's von ihm geschenkt.

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