Ab Sonntag im Kölner Staatenhaus Jennifer Larmore: Eine Amerikanerin aus Paris

Köln · „Auf der Bühne will ich Spaß haben“: Die Mezzosopranistin singt in der Premiere von Domenico Cimarosas Oper „Il matrimonio segreto“.

 Jennifer Larmore mit ihrem Hund Buffy in Köln.

Jennifer Larmore mit ihrem Hund Buffy in Köln.

Foto: Thomas Brill

Jennifer Larmore zählt zur absoluten Weltspitze der Mezzosopranistinnen. Ein gewisser Glamourfaktor würde also nicht überraschen. Doch zum verabredeten Interview vor der Kölner Premiere von Domenico Cimarosas „Il matrimonio segreto“ treffen wir sie nicht in der Lobby eines Luxushotels, sondern in einer Wohnung im belebten Zentrum von Köln-Mülheim. „Sie gehört einem Bariton-Kollegen von der Oper“, sagt sie in lebhaft-freundlichem Englisch, als die Tür sich öffnet. Auf dem Arm ein kleines Hundeknäuel, das auf den Namen Buffy hört. Auch ihr Mann ist da, der Kontrabassist Davide Vittone, mit dem die Amerikanerin sonst in Paris lebt. Einer der größten Vorzüge der Wohnung gegenüber einem Hotelzimmer: „Ich kann hier kochen!“ Ihre besondere kulinarische Leidenschaft gilt der mexikanischen Küche.

Dem Kölner Publikum serviert sie ab Sonntag hingegen italienische Genüsse. In Cimarosas komischer Oper singt sie die Rolle der reichen Witwe Fidalma, Schwester des ebenfalls nicht ganz mittellosen Kaufmanns Geronimo, der seine Töchter des sozialen Aufstiegs wegen an reiche Adelige verheiraten möchte. Was er nicht weiß: Die jüngere der beiden hat bereits heimlich einem attraktiven Buchhalter das Jawort gegeben. „Und ich bin die muntere Tante, die gern endlich wieder einen Mann für sich hätte“, lacht die Sängerin. Aber die Chancen stehen schlecht. „Am Ende kriegt sie den Diener. Den muss sie akzeptieren.“

Larmore findet die Oper spannend, weil die sechs Solisten ständig auf der Bühne präsent sind. „Es gibt keinen Chor“, sagt sie. Mit dieser besonderen Situation gehe Regisseur Renaud Doucet auf brillante Weise um. „Wir sind da wie Hühnchen, wie Geflügel“, sagt sie, um das zu erwartende Tempo der Inszenierung zu skizzieren. Was irgendwie dazu passt, dass sie Cimarosa eher als Zeitgenossen Rossinis als Mozarts sehen würde – obgleich er sieben Jahre vor Mozart geboren wurde. Mit Doucet und dessen Ausstatter André Barbe hat Larmore schon häufiger zusammengearbeitet, zum Beispiel in Jacques Offenbachs „Belle Hélène“ in Hamburg. „Doucet kennt jedes einzelne Wort eines Stücks, jedes Gefühl, das jeder Charakter in einer beliebigen Situation zum Ausdruck bringen sollte“, schwärmt sie. In Köln wird das Larmore-Doucet-Barbe-Dreamteam im kommenden Jahr zum 200. Geburtstag Offenbachs dessen Operette „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ auf die Bühne bringen. „Ich habe immer einen Riesenspaß, seine Sachen zu singen. Und mittlerweile will ich vor allem Spaß auf der Bühne haben.“

Angefangen hat Larmore ihre Bilderbuchkarriere mit barocker Literatur und immer wieder Rossini. Ihr Deutschland-Debüt gab sie 1990 als Rosina in Willy Deckers gefeierter Inszenierung des „Barbier von Sevilla“ an der Bonner Oper. Daran erinnert sie sich noch sehr lebhaft. Später sang sie die „Carmen“, mittlerweile sogar die Marie in Alban Bergs „Wozzeck“ oder die Geschwitz aus dessen „Lulu“. „Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Partien in meinem Leben jemals singen würde“, sagt sie.

Dass sie sie ins Repertoire aufnimmt, sieht sie als Ergebnis eines Reifeprozesses. „Wir Frauen durchleben ja immer wieder große Veränderungen.“ Und wenn sie just an diesem Donnerstag ihren 60. Geburtstag feiert, grämt sie sich nicht. „Ich bin wohl die einzige Sängerin, die ihr wirkliches Alter offen zugibt.“ Für sie sei die 60 ein Meilenstein: „Ich habe erreicht, was ich erreichen wollte, und fühle mich sehr gut dabei.“ Und das erfrischende Lachen, das diese Worte begleitet, beglaubigt jede Silbe.

Premiere am Sonntag, 18 Uhr, im Kölner Staatenhaus. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort