Sommerfestival in der Kölner Philharmonie In Spitzenschuhen der Größe 47

Köln · Sommerfestival in Köln: Les Ballets Trockadero de Monte Carlo begeistern das Publikum in der Philharmonie. Auf der Bühne tanzen ausnahmslos Männer.

 Männer unter sich: Les Ballets Trockadero de Monte Carlo.

Männer unter sich: Les Ballets Trockadero de Monte Carlo.

Foto: Thomas Brill

Diese Ballettcompagnie ist anders. Bereits bei den Hinweisen in der Kölner Philharmonie vor Beginn wird erklärt, dass das Fotografieren mit Blitzlicht untersagt ist – denn das würde die empfindsamen Ballerinen mit klangvollen Namen wie Ida Nevasayneva oder Nadia Doumiafeyva „an bolschewistische Geschützfeuer erinnern“. Die armen Hascherl!

1974 in der Off-Off-Broadwayszene von New York City gegründet, sind Les Ballets Trockadero de Monte Carlo die außergewöhnlichste Ballettcompagnie der Welt. Die Truppe riss das Publikum bei der Premiere ihres Gastspiels im Rahmen des 29. Kölner Sommerfestivals von den Sitzen. Begeisterungsstürme in der Philharmonie.

Das Ensemble besteht ausschließlich aus Männern, und so ist es seit der Gründung der „Trocks“ vor mehr als vier Jahrzehnten. Damals wurde die Company von Ballett-Enthusiasten ins Leben gerufen, um klassisches Ballett mit einem gehörigen Augenzwinkern „en travesti“ und in parodistischer Form zu bieten.

Dieses ursprüngliche Konzept hat sich seit den Anfangstagen nicht verändert. Die Tänzer stammen allesamt aus professionellen Ensembles, welche die gesamte Bandbreite des geläufigen Ballett- und Modern-Dance-Repertoires beherrschen.

In Köln zeigen die Trockaderos zwei Programme, in der Premiere ein fünfteiliges Füllhorn, beginnend mit dem zweiten Akt aus „Schwanensee“. Wie das Ensemble mit diesem bekanntesten aller Ballette umgeht, steht für die große Kunst der Ballerinen, die „en pointe“ in Spitzenschuhen der Größe 47 tanzen.

Die Trockaderos paaren feine Ballett-Artistik und filigrane Tanzkunst mit exzellentem Humor. Köstliche kleine und kleinste Momente, in denen sie Technik und Geheimnisse des „seriösen Tanzes“ bewusst überzeichnen; deliziöse Details, mit denen sie die Seele des Tanzes überhöhen. Und keineswegs lächerlich machen.

Das wird auch in dem postmodernen Tanz- und Bewegungsessay „Patterns In Space“ transportiert, in „Esmeralda Pas de Six“ mit der Musik von Cesare Pugni und nach der Choreografie von Marius Petipa – und erst recht im „Don Quixote“ (Musik: Ludwig Minkus, Choreografie nach Petipa und Alexander Gorsky).

Wie Alla Snizova alias Carlos Hopuy Kitri gibt, das schönste Mädchen des Dorfes, das mit Basil (verkörpert von Ilya Bobovnikov alias Matthew Poppe), dem Barbier ohne Barschaft, vor Lorenzas Taverne anbandelt, das ist ein Fest für die Sinne.

Les Ballets Trockadero de Monte Carlo balancieren ihre vergnüglichen Huldigungen an die Welt des (Ballett-)Tanzes formidabel aus. Weit entfernt von tumber Travestie à la Charlys Tante, tänzerisch über jeden Zweifel erhaben und mit einer Kombination aus Leichtigkeit, Ironie und Anmut gesegnet, die einfach unwiderstehlich ist.

Weitere Vorstellungen mit dem alternativen Programm (Schwanensee Akt II, Pas de Deux Mystérieux, Go For Barocco, Dying Swan und Paquita) heute und morgen, 28. und 29. Juli (20 Uhr), sowie Samstag, 30. Juli (15 und 20 Uhr). Das Programm der Premiere ist nochmals am Sonntag, 31. Juli (14 Uhr), in der Kölner Philharmonie zu sehen. Karten in den GA-Zweigstellen

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