Auftritte in der Kölner Philharmonie Helge Schneider beweist große musikalische Finesse

Köln · Eigentlich wollte er schon ein Rentnerclown sein. Doch Helge Schneider beweist an drei Abenden in der Philharmonie, dass er es als Musiker immer noch drauf hat.

 Mit leichter Hand: Helge Schneider kann's. FOTO: DPA

Mit leichter Hand: Helge Schneider kann's. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / Uwe Anspach/d

Für den Karneval ist sein Humor eigentlich zu subtil, und dennoch kommt Helge Schneider nicht nur traditionell, sondern nach eigener Aussage auch sehr gern für drei tolle Konzertabende in die Kölner Philharmonie, die zum Auftakt so gut wie ausverkauft ist. Als Alternative zum hochglänzend polierten Sitzungskarneval mit Funkenmariechen, Büttenreden und Tusch präsentiert er sein neues Programm „Ene mene mopel!“. Instrumentale Unterstützung erhält der Musikkabarettist aus Mülheim von Rudi Olbrich (Kontrabass) und Peter Thoms (Schlagzeug), zwei bewährten Begleitern auf jazzigen Pfaden.

Frenetischer Jubel empfängt das Trio, das sich dem feierlichen Anlass gemäß richtig schick gemacht hat. Zuerst erscheint Thoms im weißen Dinner-Jackett auf der Bühne, ihm folgt Olbrich im Frack, und auch Schneider macht im Smoking eine gute Figur. Eigentlich wollte sich der 62-jährige Musiker im Sommer 2015 in ein ruhiges Dasein als Rentnerclown verabschieden, allerdings hat ihm das niemand ernsthaft abgenommen. Das Philharmonie-Konzert entpuppt sich als kunstvoll ausbalancierte Gemengelage aus musikalischer Spielfreude, instrumentalem Können und subversivem Improvisationshumor, die zunächst anhand von klassischen Jazz-Standards demonstriert wird.

Virtuos garniert ein entspannter, mit leichter Hand spielender Helge Schneider die Songs mit kleinen Eskapaden, wie beispielsweise vollkommen genrefremden Zitaten, die jedoch das Trio nie aus dem Tritt bringen, denn die jung gebliebenen Herzen der älteren Herren schlagen spielfreudig in jazzig groovenden Rhythmen. So agiert Thoms bei „Texas“ als williger Gaul, der mit stoischer Miene alle Gangarten rhythmisch nachahmt. Bei „Boogie Woogie“ dürfen er und Olbrich mit exzellenten Soli brillieren.

Natürlich werden die Schneider-Hits wie „Wurstfachverkäuferin“, „Ich drück' die Maus“ oder „Es gibt Reis, Baby“ nicht fehlen. Aber letztlich sind es die kleinen, feinen instrumentalen Sketche, die seine Humormeisterschaft ausmachen. Wenn er am Vibrafon während musikalischer Pausen nahezu einschläft, um dann doch bei seinem Einsatz wieder entfesselt mit seinen Klöppeln bei der Sache zu sein, hat das chaplineske Klasse. Ebenso gekonnt exportiert er Anden-Folklore nach Marokko, indem er mit Panflötentönen „As Time Goes By“ aus dem Film „Casablanca“ bereichert.

Das Programm ist alles andere als „popelig“, sondern legt seinen Schwerpunkt auf feinste musikalische Kleinkunst aus Jazz, Blues und Artverwandtem, die mit musikalischen Absurditäten garniert wird. Mit weniger Klamauk und mehr musikalischer Finesse trifft Helge Schneider genau den Nerv seines Publikums, das ihn und seine Kollegen mit frenetischem Jubel verabschiedet.

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