Pop-Konzert in der Philharmonie Get Well Soon macht ein kleines bisschen Horrorshow

Köln · Konstantin Groppers Ein-Mann-Projekt mit Bigband-Verstärkung in Köln - musikalische Gruselgefühle inklusive.

 Get Well Soon: Konstantin Gropper in der Philharmonie.

Get Well Soon: Konstantin Gropper in der Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Angst ist der Verzicht auf Logik, der gewollte Verzicht auf vernünftige Gedanken – und dasselbe gilt auch für die Liebe.“ Nicht nur in der Netflix-Horrorproduktion „Spuk in Hill House“ bekommen Angst und Liebe eine zentrale Rolle und eine enge Verbindung zueinander zugesprochen – auch Konstantin Gropper hat sich mit seinem Ein-Mann-Projekt Get Well Soon jüngst dieser beiden menschliche Urgefühle angenommen.

Während er 2016 auf „Love“ noch die wohl schönste irdische Emotion vertonte, versucht er sich aktuell, auf seinem fünften Album „The Horror“, vielmehr seinen Albträumen und Ängsten zu stellen. Auf Logik und vernünftige Gedanken verzichtet der 36-jährige Multiinstrumentalist aus Biberach an der Riß dabei aber nie, wie er auf seiner aktuellen Tour „The Grand Horrorshow“ auch wieder einmal live unter Beweis stellt – am vergangenen Mittwoch etwa in der Kölner Philharmonie.

Konzeptmusiker durch und durch

Gropper ist ein Konzeptmusiker durch und durch, der sich laut eigenen Aussagen auch gut und gerne in die Themen, die er verarbeiten will, zunächst einmal richtig einarbeitet. Das gilt nicht nur für seine Lyrics, die er mit seiner dunklen, an Nick Cave erinnernden Stimme vorträgt, sondern vor allem auch für die musikalischen Gewänder, die er dafür auswählt. Mal lupenreiner Indie-Rock, mal Italo-Western, mal Pop – oder jetzt auf „The Horror“ orchestrale Arrangements, die mit Groppers Liebe zu Frank Sinatra und dem Crooning der 1920er Jahre mehr als liebäugeln. Um das adäquat umsetzen zu können, begleiten Gropper derzeit nicht nur seine festen fünf Live-Musiker – darunter auch Schwester Verena –, sondern zusätzlich eine achtköpfige Bigband.

Um es gleich vorwegzunehmen: Bei dem Versuch, seinen internen Horror seinen Fans zu transportieren, scheitern Gropper und seine Mitmusiker kolossal. Das ist jedoch positiv zu verstehen. Statt in ängstliche Gesichter blicken sie während der zwei Stunden in zufriedene bis euphorische Augen ob des soeben Dargebotenen. Dass etwa bei „Nightjogging“ ein Freund der Band in sportlicher Bekleidung und mittels Leibesübungen die Grundrhythmik des Songs erschafft und hörbar macht, zeigt dabei nicht bloß den Humor Groppers, sondern versinnbildlichte gut, dass dieser trotz Drang zum Verkopften und Konzeptionellen nicht den Spaß aus den Augen verliert. Da verzeihen selbst Kölner ein versehentliches „Fasching“ statt „Karneval“ schnell und gerne.

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