Band of Horses in Köln Früher war alles besser

Köln · Das Quintett Band of Horses war mit melodischem Rock im Kölner Gloria zu Gast. Während den neueren Songs des Quintetts auch live meist der Drive fehlt, überzeugen die älteren Stücke.

 Ben Bridwell, Sänger der Band of Horses.

Ben Bridwell, Sänger der Band of Horses.

Foto: Archiv: dpa

Was macht man, wenn die Vorband kurzfristig ausfällt? Klar, man geht früher auf die Bühne und sagt sowas wie Ben Bridwell: „Das ist unser Abend, spielen wir eine lange Show.“ Der Sänger des Quintetts Band of Horses war mit seiner Band aus Seattle an der US-Westküste ins mit 900 Zuschauern ausverkaufte Gloria gekommen, um bei Dauerregen sonnendurchtränkten, melodischen Rock in das schönste Konzertambiente Kölns zu bringen.

Die ersten Positionen des Sets sind vor allem geprägt durch die Songs vom gerade veröffentlichten Album, „Why Are You OK“. Das erwartungsvolle Publikum quittiert das Warmspielen der Band mit ebenfalls warmem Applaus. Mehr nicht. Denn schnell wird klar: Alle im Saal wollen die musikalischen Großtaten der ersten drei Alben hören (oder spielen), die bereits bis zu zehn Jahre zurückliegen. Mit voller Wucht wirft sich die Band dann auch in „Islands on the Coast“, „Laredo“ oder „Weed Party“ und begeistert mit sauberem Spiel und stimmigem Doppelgesang. Der sauber abgemischte Sound kommt der Musik der Band entgegen, die teilweise drei Gitarren übereinander schichtet.

Bridwell verliert vor lauter Einsatz gar mehrfach seine Kappe. Die Pausen zwischen den Songs bieten aber genug Zeit, sie wieder aufzuheben, schließlich wechselt nahezu jeder ständig seine Gitarre, selbst Bassist Bill Reynolds.

Schnell wird klar, dass Band of Horses sich nach dem enttäuschenden „Mirage Rock“ auf ihrem aktuellen fünften Longplayer zwar wieder gefangen haben, aber trotzdem noch zu viel wollten und zu wenig daraus machten. Den Songs fehlt auch live meist der Drive und diese ungeheure Antriebskraft, die die älteren Stücke gepaart mit Melodien zum Verlieben noch weit über das Normalniveau des Genres heben, das oft genug Belanglosigkeiten produziert.

Vor allem im Zugabenblock werden Band und Publikum dann aber gleichermaßen euphorisch, als nach den ineinander verschmolzenen Krachern „Cigarettes, Wedding Bands" und „Ode to LRC" der einzig wirklich große Hit der Band, das berückend schöne Stück Rockmusik „The Funeral“ ertönt, das zwischen Bridwells zartem Gesang, ausgefeilten Melodien und der krachenden Energie der drei Gitarren alle Stärken und Zwischentöne der Band virtuos ausspielt.

Nach dann doch gar nicht so langen gut 90 Minuten ist die Show vorbei. Zum Glück war sie nur zu Beginn etwas langatmig.

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