14.000 Zuschauer Eric Clapton begeistert in Kölner Lanxess Arena

Köln · Der Blues-Gitarrist Eric Clapton begeisterte seine Fans in der ausverkauften Lanxess Arena. Bei seiner "I Still Do"-Tour gibt Clapton nur zwei Konzerte in Deutschland, eines davon fand in Köln statt.

Wenn Eric Clapton im fahlen Licht eines Scheinwerfers anhebt, gleichermaßen entspannt lässig wie hochkonzentriert ein Intro zu spielen, dann ist es wie bei einem exzellenten Menü, bei dem die Vorspeisen bereits so schmackhaft sind, dass man aufpassen muss, dass ein frühes Sättigungsgefühl nicht den Appetit auf die noch folgenden kulinarischen Überraschungen verdirbt.

Mit leicht in den Nacken gelegtem Kopf und geschlossenen Augen horcht der 73-jährige Star-Gitarrist in sich hinein, als Ausnahmemusiker stets auf der nicht enden wollenden Suche nach dem ultimativen Sound. So ist noch heute jener Fan zu verstehen, der angeblich vor über 50 Jahren „Clapton is God“ auf eine Londoner Mauer gepinselt hat. In der mit rund 14.000 Fans restlos ausverkauften Kölner Lanxess Arena erweist sich der „Gitarren-Gott“, der als einziger Musiker dreifach in der Rock'n'Roll Hall of Fame vertreten ist, wie eh und je als Meister des musikalischen Spannungsaufbaus.

Improvisation mit sichtlicher Freude

Er improvisiert mit juveniler Spielfreude, ehe er sich schließlich wieder, gleichsam im melodischen Gleitflug, dem Songthema und dem Zusammenspiel mit seiner mit Doyle Bramhall II (Gitarre), Nathan East (Bass), Paul Carrack (Orgel), Chris Stainton (Keyboards) und Sonny Emory (Schlagzeug) sowie zwei Sängerinnen erstklassig besetzten Band zuwendet.

Da schwingt nicht der leiseste Hauch von Routine mit, vielmehr ist es ein schlafwandlerisch sicheres Aufeinandereingespieltsein aller Musiker, die zudem in der Arena mit einem differenzierten Sound überzeugen. Bereits mit dem J.J. Cale-Cover „Somebody's Knocking On My Door“ lässt Clapton das Publikum erstmals jubeln, bis „I'm Your Hoochie Coochie Man“, ein Willie Dixon-Klassiker, die Kostproben des elektrischen Bluesrock abschließt. Bob Marley's „I Shot the Sheriff“ geht nahezu nahtlos in den psychedelischen Cream-Hit „White Room“ über, zu dem Bramhall ein Solo beisteuert, bei dem er in den 50-jährigen Klassiker originalgetreu reichlich Wah-Wah-Effekte einbaut, das er aber dennoch absolut zeitgemäß klingen lässt.

Talentierte Jünger neben sich

Überhaupt versteht es der Amerikaner, dem inspirierten Spiel des Meisters, der nie ein Problem damit hatte, talentierte Jünger neben sich zu haben, immer wieder Soundakzente, die ihrerseits aufhorchen lassen, hinzuzufügen. „Driftin' Blues“, das unvermeidliche „Layla“, „Tears in Heaven“, bei dem ein beschwingter Reggae-Rhythmus die tiefdunkle Trauerstimmung ein wenig erhellt, sowie die romantische Ballade „Wonderful Tonight“ sind weitere Höhepunkte eines Akustik-Sets, die eine exquisite Mischung aus akustischen Arrangements und schier mitreißender Spielfreude dokumentieren.

Dann lässt es die Band mit den ewig jungen Riffs des Robert Johnson-Klassikers „Crossroads“ wieder ordentlich krachen. „She don't lie, she don't lie, she don't lie“, singt Clapton und ein Chor von 14.000 Stimmen antwortet „Cocaine“. Jeder einzelne Titel klingt musikalisch derart explosiv, als wäre der Blues-Boom nicht vor gut 60 Jahren über England gekommen, sondern wäre gerade der jüngste Hype.

Wenn es am schönsten ist, soll man gehen, dachten sich nach rund 100 Minuten wohl auch Clapton und Co. und lieferten dazu mit dem Joe Cocker-Cover „The High Time We Went“ die musikalisch passende Zugabe. Frenetischer Applaus für ein in jeder Hinsicht herausragendes Konzert.

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