Konzert von Warren Haynes in Köln Entspannter Klassiker

Er pflegt das musikalische Erbe des Southern Rock: Gitarren-Ikone Warren Haynes gab ein umjubeltes Konzert in der Kölner Kantine.

 Stilsicher: Warren Haynes in der Kölner Kantine.

Stilsicher: Warren Haynes in der Kölner Kantine.

Foto: Thomas Brill

Warren Haynes ist kein Musiker, der viel Aufhebens um seine Person macht, ein eher stiller Typ, der Höhen und auch Tiefen durchlebt hat. Mit seiner Band Gov't Mule versucht er das Erbe des Southern Rock zu bewahren, und gelegentlich hat er auch bei den Band-Legenden Grateful Dead sowie der Allman Brothers Band ausgeholfen.

Zusammen mit ,,Allman Brother“ Derek Trucks und dessen Frau Susan Tedeschi spielte Grammy-Gewinner Haynes sogar im Weißen Haus vor Barack Obama. In der Kölner Kantine sind es gut 700 Fans, die sich das Konzert des Meisters nicht entgehen lassen wollen.

Um den immensen Schatz US-amerikanischer Folkmusik zu bewahren, bedarf es einerseits des stilsicheren Gefühls für die Bedeutung von Folk, Country, Blues, Gospel und Rock sowie des klassischen Arsenals von Saiteninstrumenten, also neben Gitarren auch Mandoline, Banjo und Fiddle. Die Stilsicherheit besitzt der 56-jährige Gitarrist ohnehin, den Rest hat er erfolgreich bei den Musikern der Bluegrass-Gruppe Chessboxer gefunden. Mit dem kraftvollen ,,Is It Me Or You“ vom aktuellen Album ,,Ashes & Dust“, bei dem er sogleich ebenso feinfühlige wie feinfingerig kunstvolle Kostproben seiner Slide-Technik gibt, startet Haynes das Konzert.

Der Song scheint auch programmatisch für das rund zweieinhalbstündige Konzert zu sein, denn letztlich ist es für die musikalische Vitalität der Songs egal, ob Warren Haynes eigenes Material oder eines der zahlreichen Cover mit seiner angeraut sanften Stimme intoniert.

Bereits beim folgenden ,,Patchwork Quilt“, einem Titel des einstigen Grateful-Dead-Bassisten Phil Lesh und seiner Band, schiebt sich ein wunderbares Banjo-Solo zwischen zwei Gitarrensoli. Hier trifft dann zum ersten Mal exzellente, hochkonzentrierte Spieltechnik auf eine musikalische Entspanntheit, wie sie ansonsten nur bei Sessions, unter Umständen stilecht auf einer Veranda, anzutreffen ist.

Andere Cover wie Bob Dylans ,,Tough Mama“ oder ,,Blue Sky“ der Allman Brothers Band, eines der schönsten Lovesongs, die der Southern Rock je hervorgebracht hat, seziert Haynes kunstvoll und setzt sie dann wieder auf seine Art zusammen. Frei nach seinem Song ,,Beat Down The Dust“ werden sie nur leicht entstaubt, sie können ihren ursprünglichen Charakter bewahren und haben dennoch viel lebendiges Neues hinzugewonnen.

Ebenso überrascht wie begeistert wird das Beatles-Cover ,,Lucy In The Sky With Diamonds“ gefeiert. Konzerthöhepunkt war jedoch ,,Jessica“. Zum melodisch virtuosen Unisono-Gitarrespiel gesellt sich die Fiddle und sorgt dafür, dass der Klassiker der Allman Brothers Band zum umjubelten Finale wird.

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