KSI-Kunstakademie Eintauchen in eine andere Welt

BAD HONNEF · Zu Schönheit durch Zerstörung finden. Die Realität verzerren. Das Chaos des Moments auskosten. In der Katholisch-Sozialen Welt hat sich fünf Tage lang ein kleiner eigener Kosmos aufgetan: der der Kunst.

 Schattenriss: Dozent Harald Fuchs, hier als Silhouette, ist vom Licht als Medium fasziniert.

Schattenriss: Dozent Harald Fuchs, hier als Silhouette, ist vom Licht als Medium fasziniert.

Foto: Frank Homann

Egal ob Schauspiel, Schrift oder doch lieber das gesamte Spektrum an Farben - hier sind Künstler unter sich. Sie profitieren voneinander und lernen ganz nebenbei: Die Großen sind auch bloß ganz normale Menschen.

Volker Niederhöfer ist schon oft dabei gewesen. Der Bildhauerei konnte er auch in diesem Jahr nicht widerstehen. Vor ihm auf dem Arbeitstisch ragt ein weißes Objekt in die Höhe - zwei Astgabeln mit Gipsbinden vermummt, mit Nägeln auf einem welligen Untergrund befestigt. Was genau es darstellen soll, weiß er selbst nicht so genau.

"Ich hatte eigentlich vor, einen großen Davidstern zu formen... aber irgendwie hat es ein Eigenleben entwickelt", merkt er schmunzelnd an. "Wie so oft bei mir." Das Werk nennt er liebevoll "Rodin und Giacometti tanzen Tarantella".

Während er fleißig an seiner Skulptur weiterwerkelt, schleicht sich eine Schar Improvisateure ins Atelier. Zwischen ihren Schauspieleinlagen wollen sie sich von den anderen Kursen ein wenig inspirieren lassen, vor allem nach Berührungspunkten mit den anderen Kunstrichtungen halten sie Ausschau. "Wenn ich eine Szene improvisiere, gehe ich mit nichts in der Hand auf die Bühne - wenn ich ohne Konzept mit Bildhauerei anfinge... das ginge wohl schief", bemerkt Linda Tholl.

Sie kennt sich auf dem Gebiet aus, immerhin hat sie in den Vorjahren für die Bildhauer Modell gestanden. Diesmal steht sie jedoch nicht für Stunden am selben Fleck, sondern wechselt Erlebnisse im Sekundentakt: "Wir produzieren keine bleibenden Eindrücke. Was wir schaffen, sind Momente, die kommen und gehen." Regeln gebe es kaum.

Ebenso frei und ungebunden mag es Harald Fuchs: In seinem Kurs "Licht und Collage" ist fast alles erlaubt. Aus kleinen Bildkompositionen entstehen mit dem Overheadprojektor großflächige Werke - und sorgen immer wieder für Überraschungen. Das Licht als Medium weckt sogar den Philosophen in ihm: "Wir kreieren Abbilder der Wirklichkeit, wir verzerren sie geradezu. Was an die Projektionsfläche geworfen beeindruckend aussieht, kann auf dem Projektor selbst ein wirrer Haufen verschiedener Bildfetzen und Gegenstände sein."

Auch Dorothee Impelmann ist von den ungewöhnlichen Gestaltungsmethoden begeistert: Sie hat ihre Familiengeschichte künstlerisch umgesetzt. Briefe ihres Urgroßvaters, ein Hochzeitsfoto ihrer Eltern - all das findet sich, kunstvoll arrangiert, als Zeugnis einer Stahlgießerfamilie an der Wand wieder. Seit Dienstag arbeiten neun renommierte Künstler und mehr als 100 Kunstfreunde im KSI zusammen.

Weitere Angebote sind Malerei und Entfremdung, abstrahierte Zeichnung, Fotografie und Neukompostion sowie eine Schreibwerkstatt. Teilnehmer und Dozenten können sich austauschen, gemeinsam Spaß haben - und zwar stets auf hohem Niveau. Noch wichtiger: auf Augenhöhe.

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