Oper Köln Drei Regisseurinnen bringen Puccinis "Il trittico" auf die Bühne

Köln · Drei Regisseure für drei Opern zu verpflichten, wäre gar nichts Ungewöhnliches, wenn es sich nicht gerade um Giacomo Puccinis Einakter handeln würde, die der Komponist unter dem Titel "Il trittico" zusammenband und als Tritychon an einem Abend aufgeführt wissen wollte.

 Dialoge der Katholikinnen: Schwester Angelica (Jacquelyn Wagner) und die Äbtissin (Romina Boscolo).

Dialoge der Katholikinnen: Schwester Angelica (Jacquelyn Wagner) und die Äbtissin (Romina Boscolo).

Foto: Bernd Uhlig

Da es sich um stark kontrastierende, jeweils in sich geschlossene Werke handelt, erscheint der nun in der Kölner Oper am Dom unternommene Versuch, jedem Einakter einem eigenen Regieteam anzuvertrauen, durchaus legitim und spannend. Wie in einem Spiel gab es hier allerdings eine Vorgabe zu beachten: Die drei Regisseurinnen Sabine Hartmannshenn, Eva-Maria Höckmayr und Gabriele Rech mussten ihre Inszenierungen in demselben, nur geringe Varianten zulassenden Bühnenbild Dieter Richters erarbeiten.

Der aber hat es ihnen mit seinem genialischen Entwurf immerhin relativ leicht gemacht: Man sieht die aufgeschnittene Front eines aus drei Ebenen (was durchaus starken symbolischen Charakter hat) bestehenden Gebäudes. In "Der Mantel" (Il tabarro) schuften die Hafenarbeiter an diesem Ort, in "Schwester Angelika" (Suor Angelica) beten die Nonnen und in "Gianni Schicchi" tobt hier der Familienstreit um ein Testament.

"Il tabarro" ist ein Eifersuchtsdrama mit tödlichem Ausgang. Sabine Hartmannshenn zeichnet die Figuren mit psychologischem Feingefühl nach. Liebe Hass und Angst spielen in der Dreiecksbezieung zwischen dem Seineschiffer Michele, seiner sehr viel jüngeren Frau Giorgetta und dem virilen Aushilfsarbeiter Luigi einander in die Hand. Dass Luigi im Kampf mit Michele nicht durch dessen Hand stirbt, sondern Giorgetta ihm ein Messer in den Rücken rammt, macht das Ende in gewisser Weise offen: Hat sie ihren Liebhaber getötet, um so etwas wie Sicherheit in ihr Leben zu bringen, oder hat sie ihn mit ihrem Gatten verwechselt?

Dem Realismus dieses packenden Dramas steht der Lyrismus der "Suor Angelica" im zweiten Teil gegenüber, den Regisseurin Eva-Maria Höckmayr mit zahllosen Symbolen extrem überfrachtet. Im Keller büßen wie in einem Fegefeuer Nonnen in aufreizend rotem Ornat - einige von ihnen offensichtlich schwanger. Darüber spielt die eigentliche Handlung um die Schwester Angelica, die wegen eines unehelichen Kindes von ihrer Tante gezwungen wurde, ins Kloster zu gehen. Auf der Bühne wird sich inflationär bekreuzigt und die Äbtissin tritt als Mutter-Gottes-Figur in Erscheinung.

Die Figur spielt auch im dritten Teil, "Gianni Schicchi", wieder eine Rolle - wenn auch mehr als Reverenz. Hauptsächlich geht es hier um den durchtriebenen Titelhelden, der sich die Gier der Hinterbliebenen des reichen, (mit verwandtschaftlicher Hilfe) eben erst verstorbenen Buoso Donati zunutze macht, um selbst den Löwenanteil des Erbes zu kassieren. Gabriele Rechs Inszenierung zeichnet die Figuren in schrillen Farben, schlägt die herrlichsten Funken aus dieser rabenschwarzen Komödie.

Scott Hendricks überzeugte hier in der Titelrolle ebenso wie als betrogener Michele. Die wichtigsten Frauenpartien waren schlichtweg überragend besetzt: Asmik Grigorian verlieh der Giorgetta dramatischen Zuschnitt, Jacquelyn Wagner gab eine lyrisch-anrührende Vorstellung als Schwester Angelica und Gloria Rehm wickelte mit Laurettas Ari "O mio babbino caro" das Publikum um den Finger.

Das Orchester wurde von Will Humburg zu Höchstleistung angetrieben. Hier stimmte alles, dramatische Wucht, Temperament, aber auch das Gespür für die wunderbaren lyrischen Ergüsse, zu denen Puccini auch fähig ist. Hervorzuheben aus dem Riesenensemble wären noch Héctor Sandoval (Luigi) und Dalia Schaechter (Frugola, Fürstin, Zita).

Buhs gab's nur für die Regie von "Suor Angelica", ansonsten Begeisterung allenthalben.

Info: Termine: 11., 17., 19., 24., 26., 30. Mai und 1. Juni. Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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