Rhöndorfer Künstler Ernst Günter Hansing Die Kräfte des Universums

Bad Honnef · Als 15-Jähriger erlebt der Rhöndorfer Künstler Günter Hansing das Bombadement eines Flüchtlingsschiffes. Das Ereignis verarbeitet der Junge durch Malen und Zeichnen. Ein Film erzählt nun über Leben und Werk des Künstlers.

 Collage mit einem Porträt des jungen Ernst Günter Hansing aus Manuela Zimmers Film.

Collage mit einem Porträt des jungen Ernst Günter Hansing aus Manuela Zimmers Film.

Foto: Ten Directions Media

Es muss ein nachhaltig traumatisierendes Erlebnis gewesen sein. 1945 erlebt Ernst Günter Hansing das Bombardement eines Flüchtlingsschiffes auf der Flucht von Eckernförde. Der 15-Jährige überlebt, zutiefst erschüttert, und beginnt, die Realität durch Malen und Zeichnen zu verarbeiten, sich „psychologisch zu entlasten“, wie er später sagt. In dem neuen Dokumentarfilm „Ernst Günter Hansing – Leben und Werk“ wird dem Kriegserlebnis des Jugendlichen große Bedeutung zugewiesen.

Hansings Weg zur Kunst war demnach auch eine Form der Selbsttherapie. Die Berliner Filmemacher Manuela Zimmer und Harald Kühr haben diesen Weg nachgezeichnet und dem Künstler, der 2011 in Rhöndorf gestorben ist, ein einfühlsames und detailliertes Porträt gewidmet.

Hansing beginnt sein Berufsleben mit einer Goldschmiedeausbildung, wird aber von Emil Nolde und Oskar Kokoschka ermutigt, seine Ambitionen als Maler zu verfolgen. In Paris setzt er seine Studien zu Beginn der 1950er Jahre bei Fernand Léger fort und lernt dort auch seine spätere Frau Eva kennen, die in Frankreich eine Modeausbildung begonnen hatte. Es folgt ein Jahresstipendium in Berlin und Hansing beginnt mit baugebundenen Arbeiten, in denen er die „Kräfte des Universums“ expressiv illustriert.

Nach etlichen Jahren in Norddeutschland, wo auch die drei Söhne geboren werden und die von zahlreichen Reisen und Ausstellungen geprägt sind, zieht die Familie 1966 ins Rheinland nach Rhöndorf. Hier führt Hansing die Serie mit Porträts von Politikern, Kirchenleuten und Künstlern fort, die ihn letztlich einem großen Publikum bekannt machen. Der Durchbruch hierzu war ihm Anfang der 60er Jahre gelungen, als er – den zunächst skeptischen – Bundeskanzler Konrad Adenauer im Palais Schaumburg und auf Wahlkampfreisen skizzieren durfte. Bis weit in die 90er Jahre entstehen viele eindrucksvolle Porträts, darunter die von Kardinal Frings, François Mitterand, Mutter Teresa, Herbert Wehner und Anne Sophie Mutter.

Hansing war eine im besten Sinne eigenwillige Künstlerpersönlichkeit. So war ihm die künstlerische Selbstbestimmung derart wichtig, dass er sich nie von einer Galerie vertreten ließ und die damit verbundenen Nachteile in Kauf nahm. Hoch anzurechnen ist den beiden Dokumentarfilmern Zimmer/Kühr, dass sie nicht nur Hansings Ehefrau und dessen Schwester sondern auch etliche seiner Freunde und Weggefährten zu Wort kommen lassen. Nicht zuletzt dadurch ist der Film mit fast zwei Stunden zwar etwas lang geraten, aber bei den in diesem und nächstem Jahr geplanten Veranstaltungen soll eine gekürzte Fassung gezeigt werden.

Fest steht bereits eine Ausstellung im August im Kunstraum in Bad Honnef, wo Hansing für den großen Ratssaal eine markante Wandarbeit geschaffen hatte. Ihr „Hansing Projekt“ sowie einen Trailer zum Film stellen Manuela Zimmer und Harald Kühr auf der Internetseite eghansing.de vor.

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