Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Der Zauber des Alltäglichen

Bonn · Das Siebengebirgsmuseum Königswinter erinnert mit 42 Arbeiten seiner Bonner Jahre an den Maler Douglas Swan und seine Bonner Jahre.

 Alles ist in dieser musikalischen Malerei in Bewegung: Douglas Swans Gemälde „Swinging Lamp in a Kitchen“ (1997) aus der Galerie Marianne Hennemann.

Alles ist in dieser musikalischen Malerei in Bewegung: Douglas Swans Gemälde „Swinging Lamp in a Kitchen“ (1997) aus der Galerie Marianne Hennemann.

Foto: Museum

Eine Poesie der nützlichen Dinge, nicht mehr und nicht weniger strebte der Maler Douglas Swan an, als er seine einfachen Eimer und seine Kochlöffel, die Gießkannen und Nähmaschinen, die Löffel und Zangen auf die Leinwand brachte. So banal der Gegenstand, so delikat, überbordend fantasievoll, witzig und virtuos, aber auch so komplex verlief Swans Umsetzung. Der Blick ins Atelier etwa lässt einen geradezu naturalistisch gemalten Becher erkennen, in dem Pinsel verschiedener Art stecken. Vielleicht die Pinsel, mit denen er zuvor ein malerisches Gewitter entfesselt hat, pechschwarz im Hintergrund, vorn mit aufgewühlter, dick aufgetragener Farbe. Zweimal taucht der Pinseltopf noch in diesem durchgewirbelten Bild auf, schemenhaft weiß gemalt, dann als dreidimensionale Draht-Silhouette.

Der 1930 in USA geborene und 2000 in Bonn gestorbene schottische Maler liebte das Malerisch-Flüchtige, das Spiel mit Realitätsebenen und Bewusstseinsschichten. In einer ausgezeichneten Ausstellung breitet das Siebengebirgsmuseum Königswinter 42 Arbeiten seiner Bonner Jahre von den 1970ern bis 2000 aus. Kurator Axel Wendelberger hat Werke aus der rührigen Bonner Douglas-Swan-Stiftung, der C. Gerhardt GmbH, die Swan einst ein Atelier vis-à-vis des August Macke Hauses zur Verfügung stellte, der Galerie Marianne Hennemann und aus dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe zusammengetragen. Etliche Arbeiten, darunter das Prachtstück der Schau, das Diptychon „Bonn Staircase“ (1989), stammen aus dem Privatbesitz von Til Macke, der seit drei Jahren an einem Werkverzeichnis zu Douglas Swan sitzt.

Die Ausstellung dokumentiert sehr schön Swans Intention, Kompositionen „nach der Sonatenhauptsatzform ohne Reprise“ zu schaffen. Er setzt ein Thema, etwa ein Besteck, Messer und Löffel, dann ein zweites, etwa eine Lampe. In der Durchführung kommt es zu Wiederholungen, Variationen, Spiegelungen, Umkehrungen. Alles gerät in dieser musikalischen Malerei in Bewegung. Zum Beispiel in „Fugue in four voices for a pot“, die vierstimmige Fuge für einen Topf, und dem „Crescendo for a paper Bag“, dem Anschwellen von Pianissimo zu Fortissimo für eine Papiertüte.

Das Verfahren seiner Malerei nannte er „Air“, was bei Swan, der nach dem Malerei- ein Musikstudium abschloss, musikalisch zu verstehen ist. „Air“ bedeutet bei Swan aber auch der Abstand zwischen den Dingen und Ebenen, sowohl physisch, wenn er einen Plexiglaskasten vorblendet und darauf etwa die Variation einer Gießkanne zeigt, als auch inhaltlich, wenn er mit verschiedenen Abstraktionsgraden arbeitet.

In der Königswinterer Schau ist ein großartiger Maler und Kolorist zu bewundern, der seine Bilder mit großer Liebe zum Detail und dessen Verformung und Verfremdung komponierte, mit Kratzern, Pinselhieben traktierte und mit aufgeworfenen Farbschichten zum Relief erweiterte. Man kann sie bisweilen „lesen“ wie einen Krimi und immer wieder spannende Aspekte entdecken. Etwas unterrepräsentiert sind in der Schau Swans Südstadtimpressionen und gar nicht vertreten die Flügel-Bilder.

Dafür wird seine mitunter augenzwinkernde Affinität zu Macke aufgedeckt: Mehrfach variierte der Träger der August-Macke-Medaille 1997 dessen Motive. Ganz zauberhaft und herrlich ironisch Swans Replik auf Mackes berühmtes Bild „Der Hutladen“ mit einer Schönen vor einem Schaufenster. Virtuos setzt Swan Mackes Motiv links oben auf seine Leinwand, um dann das zu vergrößern, was ihn wirklich interessierte: die bizarren Hüte, die waghalsig auf dünnen Stangen balancieren. Diese Stangen, malte er nicht, er drückte einfach einen Farbstrang direkt aus der Tube auf die Leinwand. Coole Geste.

Siebengebirgsmuseum Königswinter; bis 29. Januar, Di-Fr 14-17, Sa 14-18, So 11-18 Uhr. Papierarbeiten von Swan werden zum Kauf angeboten. Auch die Stiftung bietet Werke an: www.douglas-swan-stiftung.de

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