Ausstellung im Brühler Schloss Augustusburg Der Schah und Queen Elizabeth II.

BRÜHL · "Das Bemerkenswerteste für mich ist, dass sich die beiden deutschen Staaten nach der Zeit des Nationalsozialismus für ihre Staatsempfänge nicht etwa demokratische Symbole, sondern Schlösser gewählt haben", sagte NRW-Bauminister Michael Groschek bei der Vorstellung der Ausstellung "Schlösser für den Staatsgast - Schönhausen und Augustusburg, Staatsbesuche im geteilten Deutschland" im Brühler Schloss Augustusburg.

 Hoher Besuch: Der Schah von Persien mit Kaiserin Farah Diba (vorne, 2. und 3. v.l.) 1967 in Schloss Augustusburg. Eingerahmt werden sie von Bundespräsident Heinrich Lübke und dessen Frau Wilhelmine

Hoher Besuch: Der Schah von Persien mit Kaiserin Farah Diba (vorne, 2. und 3. v.l.) 1967 in Schloss Augustusburg. Eingerahmt werden sie von Bundespräsident Heinrich Lübke und dessen Frau Wilhelmine

Foto: GA-Archiv/Engels

Zu sehen ist die Schau im kommenden Frühjahr und Sommer zeitversetzt sowohl im Rheinland als auch im Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow, das ab 1965 das offizielle Gästehaus des Ministerrates der DDR war.

Die Idee zu der Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck hatten der Brühler Schlossverwalter Heinz R. Kracht und der Kastellan von Schloss Schönhausen, Jörg Kirschstein. "Wir wollen mit dieser Ausstellung in beiden Schlössern Zeitgeschichte erzählen, bevor sie zu Geschichte wird - bevor die letzten Zeitzeugen nicht mehr zu befragen sind", so Kirschstein.

Im Beisein von Minister Michael Groschek und der SPD-Landtagsabgeordneten Dagmar Andres stellte die Ausstellungskuratorin von Schloss Augustusburg, Christiane Winkler, das Konzept der Schau vor. Mit zahlreichen Zeitzeugenberichten, Film- und Tonausschnitten, Fotografien und Objekten wird man Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen können, die den beiden deutschen Staaten bei ihren offiziellen Staatsempfängen als Mittel ihrer außenpolitischen Etablierung und Darstellung des jeweiligen staatlichen Selbstverständnisses dienten.

Staatsempfang im Schloss

Während im Mai 1965 der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke Queen Elizabeth II. zum bis dahin prächtigsten Staatsempfang der noch jungen Bundesrepublik in das Brühler Schloss einlud und Tausende Schaulustige mit bunten Union Jacks und Deutschland-Fähnchen winkten, wurden einen Monat später zum Staatsempfang auf Schloss Schönhausen in Ost-Berlin "Wink-Elemente" genannte Fähnchen verteilt, mit denen dem jugoslawischen Diktator Tito zugejubelt werden sollte.

Auch das Schlosspersonal in Schönhausen musste kurz vor dem Eintreffen der Staatsgäste den Mitarbeitern der Staatssicherheit weichen, die dann die offiziell verschmähten West-Produkte von "Nivea" oder "Creme 21" auf den Gästezimmern verteilten. So wird sich die Ausstellung nicht nur den offiziellen Darstellungen, sondern auch den vielen kleinen Anekdoten aus dem Wissen der damals Beteiligten widmen.

Ein Glücksfall für die Ausstellungsmacher im Schloss Augustusburg ist die heute 61-jährige Kastellanin Brigitte Meiser, die während ihrer mehr als 40-jährigen Tätigkeit in Brühl viele Anekdoten selbst miterlebt hat. Als 1972 der Grundlagenvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten von dem kürzlich verstorbenen Egon Bahr und dem DDR-Staatssekretär Michael Kohl unterzeichnet wurde, führte Brigitte Meiser bereits als junge Geschichts-Studentin ihre ersten Besuchergruppen durch die Lieblingsresidenz des Kurfürsten Clemens August.

Breschnew als Gast

Für die DDR bedeutete dieses Jahr die außenpolitische Anerkennung als souveräner Staat, und das Berliner Schloss Schönhausen wurde durch Erich Honecker zum wichtigsten Gästehaus der Republik. Zwischen 1965 und 1972 nächtigten lediglich sechs Staatsgäste - darunter Josip Broz Tito und zwei Mal Leonid Breschnew - im ehemaligen Sommersitz der preußischen Königin Elisabeth Christine (1715-1797), der Frau von Friedrich dem Großen.

Mit der Aufnahme beider deutscher Staaten in die Uno konnte auch die DDR zu den meisten Ländern diplomatische Beziehungen aufnehmen, so dass bis zum Ende der DDR etwa 120 Staatsgäste in Schloss Schönhausen prunkvoll residierten.

Eine nahezu gleich große Zahl von Staatsempfängen und Banketten fand in Zeiten der Bonner Republik auch in Schloss Augustusburg statt. 1967 wurden dort beispielsweise der Schah von Persien mit Kaiserin Farah Diba empfangen, 1971 König Baudouin und Königin Fabiola von Belgien.

Staatsgeschenke als Ausstellungsstücke

Die beiden Schlösser werden in der Ausstellung als die Repräsentationsorte zweier gegensätzlicher politischer Systeme gegenübergestellt und vergleichbar gemacht. Mit authentischen Objekten - darunter eine Auswahl von Staatsgeschenken sowie eine fürstlich gedeckte Tafel - wird eine Zeit lebendig, von der sich Schlossverwalter Heinz R. Kracht nicht nur den Besuch der historisch Interessierten, sondern auch von vielen Schulklassen erhofft, die damit einen lebhaften Blick auf die Geschichte gewordene Existenz zweier deutscher Staaten bekommt.

"Ich würde mich freuen, wenn Bundespräsident Joachim Gauck nicht nur den Schirm über die Ausstellung hält, sondern auch persönlich Einblick in die 'Schlösser für den Staatsgast' nimmt." Mit diesem Wunsch verabschiedete sich Minister Groschek und machte damit Hoffnung auf einen weiteren glanzvollen Empfang in Schloss Augustusburg.

Die Schau

Die Ausstellung "Schlösser für den Staatsgast - Schönhausen und Augustusburg, Staatsbesuche im geteilten Deutschland" wird vom 1. April bis 3. Juli 2016 in dem Berliner Schloss Schönhausen und vom 30. Juli bis 1. November 2016 in Schloss Augustusburg in Brühl zu sehen sein.

Dazu wird ein rund 120 Seiten umfassender Katalog zum Preis von 19 Euro erscheinen.

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